Dirk Kunde

Technologie-Journalist, Hamburg

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Fisker Ocean: Eine schlechte Welle erwischt

Olover Krüger mit seinem Fisker Ocean am Strand von St. Peter Ording

Der Fortbestand von Fisker ist in Gefahr. Dabei schien das Start-up seine Softwareprobleme in den Griff zu bekommen, wie ein deutscher Ocean-Fahrer berichtet.

Die Meldung zum Jahresabschluss 2023 begann Gründer und CEO Henrik Fisker verhalten: "2023 war ein herausforderndes Jahr für Fisker, dazu haben die Verzögerungen bei Lieferanten und andere Probleme beigetragen, die uns hinderten, den Ocean SUV so schnell auszuliefern, wie wir es erwartet hatten." Von rund 10.200 gebauten E-Autos kamen nur 4.929 bei Kunden an. Die Zahlen sprechen für andere Probleme als lediglich einen Mangel an Bauteilen.


Doch der schockierendste Satz in der Investorenmeldung kam erst noch: Es bestünden erhebliche Zweifel an der Fortführungsfähigkeit des Unternehmens. Fisker geht das Geld aus.

Es müssen neue Investoren her. Henrik Fisker schrieb von einem Autohersteller, der Interesse bekundet habe, nannte aber keine Namen. Nun wurde bekannt, dass der japanische Autohersteller Nissan sich anscheinend darauf vorbereitet, bei Fisker einzusteigen. Das berichteten laut Reuters mit den Verhandlungen vertraute Quellen. Man befinde sich "in fortgeschrittenen Gesprächen".

Zudem muss der Wechsel vom Direktvertrieb zu Händlern fruchten. In Europa und Nordamerika haben erst 13 Handelspartner unterschrieben. So häufte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr ein Nettoverlust in Höhe von 762 Millionen US-Dollar an. Als erste Konsequenz müssen 15 Prozent der Belegschaft gehen.


"Das schlimmste Auto"

Das Drama begann sich abzuzeichnen, als die Fahrberichte zum Ocean erschienen. "Dies ist das schlimmste Auto, das ich jemals vorgestellt habe",titelte US-Youtuber Marques Brownlee und ließ seinem Unmut freien Lauf.

Innerhalb von zehn Tagen kam das Video auf vier Millionen Abrufe. Zu sehen ist es auf dem Kanal Auto Focus, der weniger als eine Million Abonnenten hat. Da kann Fisker noch froh sein, dass Brownlees es nicht auf seinem Hauptkanal mit 18,5 Millionen Abonnenten veröffentlicht hat.

Nach eigener Aussage erhielt Brownlee den Ocean von einem Mitsubishi-Händler aus Trenton an der Ostküste der USA. Fisker Inc. hat seine Firmenzentrale in Los Angeles an der Westküste. Die Presseabteilung habe Brownlee für später einen Testwagen mit der kommenden Softwareversion 2.0 angeboten. Der Youtuber lehnt ab und testet das E-Auto so, wie es Kunden aktuell kaufen.

Drei Prozent Vampirverlust

Die erleben viele Probleme, wie diverse Kundenberichte im Internet belegen: Der Funkschlüssel muss mehrfach gedrückt werden, bis der Ocean aufwacht und die Türen entriegelt. Insassen werden im Fahrzeug eingeschlossen.

Das Schiebedach öffnet sich nachts von allein. Der Sensor im Fahrersitz registriert kein Gewicht und schaltet den Wagen deswegen nicht ein. Der Vampirverlust liegt bei rund drei Prozent Batteriekapazität pro Tag.

"Ich musste mit leerer 12-Volt-Batterie auch schon mal Starthilfe bekommen und einmal bin ich auf der Landstraße liegengeblieben", berichtet Ocean-Fahrer Oliver Krüger. Der norddeutsche Unternehmer und Youtuber (163 Grad) gehört zu den ersten Ocean-Fahrern in Deutschland.


Satz nach vorn gemacht

Bei ihm dauerte die Installation eines Software-Updates so lange, dass die 12-Volt-Batterie leerlief. Während einer Fahrt meldete die Software ein Problem mit einer Wasserpumpe, als Konsequenz wurde der Wagen bei Tempo 70 km/h auf der Landstraße abgeschaltet. Krüger konnte nur noch ausrollen.

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