Dirk Kunde

Technologie-Journalist, Hamburg

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Software Defined Vehicle: Chiphersteller und die Zukunft der Automobilindustrie

Das Auto als rollendes Rechenzentrum

Chiphersteller fokussieren sich auf das sogenannte software defined vehicle. Mit ihren Systems on a Chip zielen sie auf neue Funktionen und kürzere Entwicklungszyklen.

Smartphones und Computer bieten Chipherstellern nur noch wenig Wachstum. Die großen Anbieter entdecken daher die Automobilindustrie für sich. Mit ihren Systems on a Chip können Hersteller neue Funktionen einfacher und schneller entwickeln - man spricht daher auch vom Software Defined Vehicle.

Natürlich ist Intel längst im Auto vertreten. Über 50 Millionen Fahrzeuge nutzen Chips des US-Unternehmens. „Wir haben bislang einen miesen Job gemacht, das zu kommunizieren. Das werden wir ändern", sagt Jack Weast, Chef der Automotive-Sparte bei Intel.

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Smartphones und Computer bieten Chipherstellern nur noch wenig Wachstum. Die großen Anbieter entdecken daher die Automobilindustrie für sich. Mit ihren Systems on a Chip können Hersteller neue Funktionen einfacher und schneller entwickeln – man spricht daher auch vom Software Defined Vehicle.

Natürlich ist Intel längst im Auto vertreten. Über 50 Millionen Fahrzeuge nutzen Chips des US-Unternehmens. „Wir haben bislang einen miesen Job gemacht, das zu kommunizieren. Das werden wir ändern“, sagt Jack Weast, Chef der Automotive-Sparte bei Intel.


Rechenzentrum im Auto

Welche Rolle Halbleiter im Auto spielen, wurde jedem Kaufinteressierten durch Logistikprobleme während und nach der Corona-Pandemie bewusst. Doch da ging es in erster Linie um Chips für einzelne Funktionen bzw. Steuergeräte. Jetzt geht es den großen Anbietern von AMD bis Intel um etwas anderes: Das Auto von morgen ist aufgebaut wie ein Rechenzentrum. Beim Software Defined Vehicle (SDV) übernimmt eine zentrale Recheneinheit (CPU) die Ansprache sämtlicher Steuergeräte (ECU). Die Betriebssysteme sind so aufgebaut, dass jedes Steuergerät Befehle umsetzen kann, unabhängig davon, von welchem Zulieferer die Hardware stammt. 

Dieser Aufbau gibt dem Autohersteller erstmals die Hoheit über sämtliche Software im Auto. Des Weiteren wird die Fahrzeugentwicklung beschleunigt. „Wir verkürzen die Zeiten für ein neues Modell auf 12 bis 18 Monate, statt der bislang zwei bis fünf Jahre“, sagt Weast. Im SDV lassen sich neue Funktionen schneller realisieren und als Update auf das Auto übertragen. Das Fahrzeug bleibt aktuell und im besten Fall stabil im Wert. 


System on a Chip von AMD und Intel

Mit ihrem Vorstoß wollen die klassischen Halbleiter-Hersteller die Vormachtstellung von Nvidia, Mobileye und Qualcomm brechen. Die sind bislang führend bei Assistenzsystemen und Infotainment-Funktionen. Mit seinem System on a chip (SoC) will Intel eine zentrale Rolle im Auto übernehmen. Der Schritt ist nachvollziehbar, denn die bisherigen Bereiche Computer und Smartphone wachsen längst nicht mehr so stark. Mit dem Chiplet-Design setzt Intel auf eine offene Plattform. Hierbei können Autohersteller Halbleiter ihrer Wunschpartner auf dem SoC integrieren. 

Wettbewerber AMD setzt mit Embedded+ ebenfalls auf ein eigenes System on a Chip. Hier kommen die Chips der Serie „Versal AI Edge XA“ sowie die „Ryzen Embedded V2000A“ Prozessoren zum Einsatz. Das SoC erfüllt die Anforderungen an Sicherheit und Rechenleistung im Auto, so dass der Einsatz von Hypervisors möglich ist. Mit diesen schafft man virtuelle Umgebungen, in denen unabhängig von der Hardware unterschiedliche Betriebssysteme parallel laufen können. AMD nennt in den Produktbeschreibungen noch keinen Beispielkunden, doch finden sich Medienberichte, nach denen Tesla die neue Chipgeneration nutzt.

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