Dirk Kunde

Technologie-Journalist, Hamburg

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Recycling-Hype im Fahrzeugbau: Die neuen Müll-Wagen

Vor allem bei der Metallherstellung lassen sich noch CO2-Emissionen reduzieren

Pkw-Hersteller werben zunehmend damit, dass sie Fahrzeuge teils aus Abfall fertigen - etwa alten Flaschen oder Fischernetzen. Bricht tatsächlich das Zeitalter einer automobilen Kreislaufwirtschaft an?


Mercedes-Benz fertigt Bügeltürgriffe für die elektrische Limousine EQE aus recycelten Altreifen. BMW und Hyundai legen Fußmatten in E-Autos, die aus alten Fischernetzen bestehen. Beim Audi Q4 e-tron stecken 26 große PET-Flaschen in den Sitzbezügen.

 

Wenn es um Nachhaltigkeit in der Autobranche geht, wird nicht mehr nur über Batteriematerialien im E-Auto diskutiert – die Debatte verlagert sich auf den Innenraum. Lederfreie Ausstattung und möglichst viele Rezyklate bestimmen die Ankündigungen der Hersteller. Bringt das die Umwelt weiter – oder lenkt die Industrie von wichtigeren Themen ab?

 

"PET-Flaschen im Sitz eines großen SUV mit entsprechend großer Batterie sind schon ein Widerspruch. Da wirken Rezyklate wie ein Feigenblatt", sagt Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. Doch insgesamt sieht der Autoexperte die Entwicklung positiv: "Nachhaltigkeit spielt für die Zielgruppe, insbesondere im Premium-Segment, eine wichtige Rolle. Somit sind diese Materialien wettbewerbsrelevant." Die Elektromobilität sei Treiber des Trends, denn die Batterie habe die Diskussion um eine Kreislaufwirtschaft in Gang gebracht.

 

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