Dirk Kunde

Technologie-Journalist, Hamburg

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Ford spielt Good Bank - Bad Bank

Ladeanschluss am Ford Mustang Mach E

Das Blau im Logo steht nun für die alte Autowelt. Der US-Hersteller führt als Ford Blue das Geschäft mit Verbrennungsmotoren weiter. Ford Model e verantwortet die Elektroautos sowie Vernetzung und digitale Angebote. Beide Geschäftsbereiche agieren eigenständig, bleiben jedoch unter dem Dach der börsennotierten Ford Motor Company.

"Die organisatorische Trennung verfolgt die Good-Bank/Bad-Bank-Idee", sagt Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. Ford gilt nicht als Vorreiter der Elektromobilität und spürt den Druck der reinen E-Automarken aus China und den USA. Tesla ist an der Börse 846 Milliarden US-Dollar wert. Ford dagegen nur 65 Milliarden US-Dollar. "Den Rucksack der alten Technologie mit sich herumzuschleppen, macht langsam und träge", sagt Bratzel. Es geht um Geschwindigkeit. Künftig entscheiden Software, Daten und digitale Dienstleistungen über wirtschaftlichen Erfolg - und nicht mehr PS oder perfekt gebogenes Metall.

Model e verantwortet die Softwareentwicklung für den gesamten Konzern. Ford-CEO Jim Farley leitet den neuen Bereich und holt sich einen erfahrenen Ingenieur an seine Seite. Doug Field trägt den Titel Chief Electric Vehicle und Digital Systems Officer. Field kommt von und war zuvor bei Tesla tätig, wo er das Model 3 entwickelte. Eine Investition von fünf Milliarden US-Dollar 2022 soll den Rückstand bei E-Autos verkleinern. Bereits in vier Jahren sollen mehr als zwei Millionen E-Autos von den Ford-Bändern rollen. In acht Jahren soll dann jedes zweite verkaufte Auto einen batterieelektrischen Antrieb haben.

Die Gegenwart jedoch ist ernüchternd. Aktuell sind ein elektrischer Transporter (E-Transit) sowie der Mustang Mach E im Angebot. Von dem Pkw wurden im vergangenen Jahr rund 27.000 Stück in den verkauft. Immerhin Platz drei bei E-Autos hinter zwei Tesla-Modellen. In Europa wurden rund 23.400 Exemplare verkauft.

"Mich hat die Namenswahl für das erste E-Auto von Ford verwirrt", sagt Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft in Geislingen. Mustang steht für sportliche Muscle Cars. Der Mustang Mach E ist jedoch ein Familienauto mit einem Hauch SUV. "Die jetzige Spartenorganisation war überfällig und soll bei Kunden als auch am Kapitalmarkt für Klarheit sorgen", sagt Reindl. Seiner Meinung nach kann die Ford-Spaltung aber kein Vorbild für deutsche Hersteller sein. "Die meisten sind bei der Elektromobilität weiter als Ford", sagt der Wissenschaftler. Mit Produktbezeichnungen wie EQ (), e-tron (Audi) und ID (Volkswagen) machen sie die organisatorische als auch kommunikative Spartentrennung deutlich. BMW ist in Reindls Augen ebenfalls auf einem guten Weg, auch wenn es der i-Zusatz bei Modellen wie i3, iX, i4 das nicht ganz so offensiv transportiert.

Konsequentere Aufspaltung in Europa

Mit Blick auf den Finanzmarkt vollzog die Daimler AG Ende 2021 die wirkungsvollere Trennung. Die Stuttgarter trennten den Bereich für Pkw und Vans (Mercedes Benz Group) von den Lkw und Bussen (Daimler Truck AG). Beide Unternehmen sind an der Börse notiert.

"Auf den ersten Blick ist es bei Ford vor allem Kosmetik, da beide Geschäftsbereiche unter einem Dach verbleiben. Das haben beispielsweise Zulieferer konsequenter vollzogen", sagt Ferdinand Dudenhöfer, der Direktor des Center Automotive Research in Duisburg. Der Autoexperte denkt hier an Continental. Im Frühjahr 2021 spaltete das Unternehmen sein Antriebsgeschäft als börsennotierte Vitesco Technologies AG ab. Laut Manager Magazin gibt es weiter reichende Pläne für eine Aufspaltung in vier Teilbereiche Reifen, Anlagenbau, autonomes Fahren und Fahrzeugteile.

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