Dirk Kunde

Technologie-Journalist, Hamburg

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E-Autos laden: Es könnte so einfach sein

Mit dem Standard Plug&Charge könnte das Laden einfacher werden

Das Ladekabel ins E-Auto stecken und der Strom fließt. So einfach ist es mit einem Tesla an den firmeneigenen Superchargern und wenn man Glück hat auch mit dem Porsche Taycan an manchen Ladesäulen. Wer mit einem anderen Elektroauto unterwegs ist, braucht an öffentlichen Ladestellen mehr Geduld. Man muss dann immer erst eine App auf dem Smartphone aktivieren oder eine Ladekarte mit RFID-Chip an das Lesegerät der Ladesäule halten. Erst danach einigen sich Auto und Säule über Ladeleistung sowie Bezahlung. Würden die Daten über den Stecker ausgetauscht, könnten sich E-Autofahrer und -fahrerinnen diesen Schritt sparen.

Die entsprechende Technik nennt sich Plug & Charge. Die ISO-Norm dafür gibt es schon seit 2014 - genutzt wird sie bisher aber kaum. Aus Ungeduld entwickelte der niederländische Ladeanbieter Fastned eine eigene Lösung unter dem Namen Autocharge. Allerdings funktioniert das nur an Fastned-Schnelladern, von denen es erst 19 Standorte in Deutschland gibt. Das Unternehmen nutzt zur Identifikation des Autos eine sogenannte Mac-Adresse. Nicht jeder Hersteller ordnet dem Auto eine solche Nummer zu. Manche tun es, aber machen sie nicht sichtbar. Daher funktioniert Autocharge nicht mit jedem E-Auto. Die Sorge ist, dass Betrüger, die an eine Mac-Adresse kommen, auf fremde Kosten laden könnten. Dafür sind allerdings auch viele Ladekarten mit RFID-Chip anfällig. Mit etwas technischem Know-how kann man sie auslesen und kopieren.

Auch hier ist Plug & Charge im Vorteil: Es ist sicher. "Die Kommunikation zwischen allen Beteiligten ist verschlüsselt. Sicherheitszertifikate authentifizieren das Fahrzeug als auch den bestehenden Ladevertrag", sagt Christian Hahn, CEO von Hubject. Das Berliner Unternehmen hat die europaweite Aufgabe des Zertifikatmanagements übernommen.

Nur ein paar Autos können Plug & Charge

So wie der Porsche Taycan soll auch der EQS von Mercedes-Benz mit Plug & Charge laden können - allerdings nur an einigen Ladesäulen von Ionity. Das Unternehmen Ionity wurde von Autoherstellern gegründet, um ein Netz an Ladesäulen aufzubauen. "Aktuell testen sechs Autohersteller die Technik in unserem Netz", sagt Susanne Koblitz, Leiterin der Ladetechnik bei Ionity. Darunter ist auch Audi. Die Ingolstädter wollen das vereinfachte Laden ab Anfang 2022 zunächst nur für den e-tron anbieten. "Es ist nicht nur eine Softwareumrüstung. Autos und Ladesäulen müssen über ein Hardwaresicherheitsmodul verfügen", erklärt Alexander Schuller, Produktmanager beim Audi e-tron Charging Service. Dabei handelt es sich um ein Bauteil, das getrennt von der übrigen Technik die Daten vor fremden Zugriffen schützt.

Für die Autohersteller, die Modelle mit vielen Jahren Vorlauf entwickeln, erklärt das die Verzögerung. Aber auch die meisten Betreiber von Ladestationen haben es mit Plug & Charge nicht eilig. Zum einen fehlte vielen lange die IT-Expertise, da sie zuvor Komponenten für Industrieanlagen bauten. Zum anderen verkaufen sie nicht eine Kilowattstunde mehr und mit teuren Nachrüstungen haben sie schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht. Sie mussten ihre Säulen bereits nachträglich mit eichrechtskonformen Zählern ausstatten und derzeit müssen sie Kreditkartenlesegeräte nachrüsten. Noch macht kein Ladesäulenbetreiber Gewinn. Bei etlichen Anbietern kommt die notwendige Hardware daher voraussichtlich erst mit der nächsten Säulengeneration.

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