Dirk Kunde

Technologie-Journalist, Hamburg

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Pininfarina PF0: Schnellster italienischer Sportwagen

Testfahrer Nick Heidfeld vor dem Heck des PF0 in Cambiano bei Turin

Die Werte des ersten Fahrzeugs von Pininfarina sind beeindruckend: 1.900 PS, 2.300 Nm Drehmoment, unter zwei Sekunden auf 100 km/h und in zwölf Sekunden auf 300 km/h. Erst bei 350 km/h ist Schluss. Genauso beeindruckend ist der Preis: 1,9 Millionen Euro. Das Beeindruckendste aber ist die Antriebsart: Pininfarina hat in 88 Jahren Firmengeschichte 1.600 Automodelle gestaltet und unzählige Konzeptautos entworfen. Sie alle hatten einen leistungsstarken Verbrennungsmotor. Der PF0 hingegen wird ein Sportwagen mit vier Elektromotoren.

"Wir können die Form des Wagens deutlicher sprechen lassen", sagt Luca Borgogno, der Design Director von Automobili Pininfarina. "Wir haben weniger Ein- und Auslässe als bei einem Verbrenner", begründet er die Gestaltungsfreiheit. Die Aussage überrascht, doch als das blaue Tuch vom Showcar verschwindet, wird klar, was er meint. Die Seitenlinie wirkt wie mit einem durchgängigen Bleistiftstrich gezeichnet. Die Einlässe zum Kühlen der Bremsen sind gut verborgen. Lediglich die Einbuchtung vor dem hinteren Radkasten unterbricht das stimmige Bild. "Das sind sexy Hüften", sagt der Designer und grinst. Was wie eine Delle in der Karosserie wirkt, hat keine aerodynamischen, sondern optische Gründe. Hier brechen sich Lichtreflexionen, so dass die Seite interessanter wirkt.

Fotos darf man von dem Sportwagen nicht schießen. Mein Smartphone verschwindet beim Betreten des Design-Studios in Cambiano bei Turin in einer blickdichten Hülle. Der PF0, so der Arbeitstitel, wird erst im März 2019 auf dem Genfer Autosalon der Öffentlichkeit präsentiert. Bislang durften nur potenzielle Käufer in Turin und beim Oldtimer-Treffen im kalifornischen Pebble Beach einen Blick auf das Showcar werfen.

"Wir wissen nicht, wie sehr wir in Zukunft autonom fahren. Doch eins ist klar: Die Zukunft ist elektrisch", sagt Paolo Pininfarina im Gespräch. Der 60-Jährige ist der Enkel des Gründers Battista Farina und Aufsichtsrat der Pininfarina SpA. Im Frühjahr 2018 investierten die Italiener 20 Millionen Euro und gründeten in München Automobili Pininfarina. "Wir wären eine Me-too-Company geworden, hätten wir auf einen Verbrenner gesetzt", sagt Automobili-Pininfarina-Chef Michael Perschke.

Rennfahrer verdeckt Supercar: Ex-Formel-Eins- und -Formel-E-Fahrer Nick Heidfeld vor dem Pininfarina PF0 (Bild: Dirk Kunde)

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Perschke war etliche Jahre bei VW. Sein Führungsteam hat er um erfahrene Automanager mit Stationen bei Porsche, BMW und Volvo erweitert. Perschke hat zuletzt den Vertrieb für Audi in Indien geleitet. Aus dieser Zeit kennt er Anand Mahindra. Der Inder ist Chairman der Mahindra Group. Das Industrie-Konglomerat verfügt auch über eine Autosparte. Mahindra hält seit 2015 als strategischer Investor die Mehrheit an Pininfarina SpA mit seinen 650 Mitarbeitern. Mit Unterzeichnung der Verträge versprach Anand Mahindra beim Handschlag mit Paolo Pininfarina, den Traum des Gründers zu realisieren: ein eigenes Auto mit dem Pininfarina-Logo auf der Motorhaube.

Battista "Pinin" Farina gründete das Unternehmen 1930 in Turin. Sein Spitzname Pinin, Der Kleine, wurde 1961 offiziell Teil des Nachnamens als auch der Firmierung. Doch als Logo blieb bis heute ein F für Farina. Das Unternehmen entwarf unzählige Modelle für Hersteller wie Ferrari und Maserati, Bentley und BMW. Doch bauten die Turiner nie ein eigenes Auto. Das übernehmen jetzt die Münchner.

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