Dietmar Braun

Fachjournalist, Hochschuldozent, Heilbronn

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Klare Warnung vor Investments in Krypto

Die FTX-Pleite beweist - Investments in Krypto sind hoch riskant. Das Risiko einer Spekulation ist der Totalverlust des Einsatzes. Dem kurzfristigen Gewinn stehen mittel-und langfristig Verluste entgegen.


(db finanzwelt 2022-12-13) Der Zusammenbruch von FTX, einer der größten Krypto-Börsen, hat die „Kunstwelt" der digitalen Währungen tief erschüttert. Die ehemals mit 32 Milliarden US-Dollar bewertete Handelsplattform beantragte Gläubigerschutz in den USA und der auf den Bahamas festgenommene Gründer und Ex-CEO Sam Bankman-Fried sei verantwortlich, dass das Unternehmen Kundengelder in Milliardenhöhe an seine eigene Trading Firma Alameda Research verliehen hatte. In der Folge kam es Ende November 2022 zu einer Flut von Rücknahme-Anträgen auf sämtlichen Plattformen, da sich die Anleger auf eine Ausweitung dieser Krise einstellen.


Seit ihrem Höchststand im Jahr 2021 haben Krypto-Währungen einen Wert von mehr als 2 Billionen US-Dollar verloren und erleben aktuell erneut einen dramatischen Absturz. Das führt dazu, dass sie weltweit die Aufmerksamkeit von Aufsichtsbehörden auf sich ziehen und genauer geprüft werden. Michael Barr, der stellvertretende FED-Vorsitzende für die Bankenaufsicht der USA, kommentierte die Ereignisse auf den Krypto-Märkten „als Risiken für Investoren und Verbraucher welche aufgezeigt haben, was mit der Spekulation in die neuartigen Anlageklassen und Aktivitäten verbunden ist, wenn sie nicht von klaren Rahmenbedingungen oder Aufsicht flankiert werden."


Diese Entwicklung steht in einem drastischen Gegensatz zur Situation weniger Monate zuvor, als Krypto-Enthusiasten die Aufnahme von Krypto-Währungen in institutionelle Portfolios und 401(k)-Konten befürworteten und in einigen Einzelfällen in der Praxis sogar umsetzten.


Wer noch immer mit dem Gedanken spielt, zu einem potenziell attraktiven, niedrigeren Preis in die Welt der Krypto-Währungen einzusteigen, sei gewarnt: Die gravierendsten Risiken bei Investments in Krypto stehen uns vermutlich erst noch bevor. Diejenigen Anleger, die eine langfristige Allokation in Krypto-Währungen in Erwägung ziehen, sollten aus drei Gründen und Fakten vorsichtig sein:


Fehlen des einheitlichen Regulierungsrahmens

Erstens schafft das Fehlen einer klaren und einheitlichen Regulierung von Krypto-Währungen eine Unsicherheit für langfristige Investoren. So ist in den USA unklar, wann eine Krypto-Währung unter den regulatorischen Rahmen eines Wertpapiers fällt, das den SEC-Vorschriften unterliegt, und wann sie als Vermögenswert oder Rohstoff eingestuft wird, wie es Bitcoin und Ethereum gefordert hatten. Krypto-Währungen sind in einigen Ländern verboten. Ein prominentes Beispiel ist Chinas abruptes Verbot des gesamten Handels mit Krypto-Währungen und des Minings im Jahr 2021.

Die Folgen des Zusammenbruchs von FTX machen eines deutlich: Selbstregulierung und Transparenz bleiben im Markt eine Illusion.


Kryptowährungen sind kein „sicherer Hafen"

Krypto weist trotz des ganzen Hypes um das „digitale Gold" weder die Eigenschaften eines „sicheren Hafens" noch die eines Inflationsschutzes auf. Zwischen 2010 und 2022 verzeichnete Bitcoin ganze 29-mal Rückgänge von 25 % und mehr. Bei Aktien und Rohstoffen hingegen war dies nur ein einziges Mal der Fall. Selbst während des pandemiebedingten Marktausverkaufs im März 2020 erlitt Bitcoin deutlich größere Rückschläge als die klassischen Anlageklassen wie etwa Aktien oder Anleihen. Bitcoin hat während der jüngsten Episoden erhöhter globaler Inflation nur einen sehr begrenzten Inflationsschutz geboten. Im Gegenteil, die Kurse fielen während der Inflationsschübe in den USA, in Großbritannien und in Europa.


Krypto bleibt ökologisch eine Verschwendung

Krypto-Währungen bleiben in Hinblick auf ESG nach wie vor höchst problematisch. Die FTX-Implosion beweist, dass nicht vorhandene Kontrollsysteme und die auf einen kleinen inneren Kreis beschränkte Entscheidungsfindung zu einer Blackbox führen, die keinerlei Rücksicht auf die Anleger und ihre Beteiligungen nimmt. Die dezentralen Rahmenbedingungen und die Anonymität von Krypto machen den Sektor für illegale Aktivitäten, Geldwäsche und die Umgehung von Sanktionen besonders attraktiv.


Auch wenn der Übergang von Proof-of-Work zu Proof-of-Stake, den Ethereum derzeit anstrebt, den massiven Energieverbrauch für das Mining und die Validierung von Krypto-Währungen reduziert, ist dies aus ökologischer Sicht nicht vertretbar. Hinzu kommt, dass Bitcoin, mit einem Anteil von 40 % an der derzeitigen Marktkapitalisierung in Krypto-Währungen, weiterhin einen Validierungsprozess verwenden wird, bei dem nur eine einzige Transaktion so viel Energie benötigt wie der Bedarf in zwei Monaten an Strom eins durchschnittlichen Hauses. Was die soziale Ebene betrifft, scheint das Versprechen von Krypto-Währungen, finanzielle Inklusion zu ermöglichen, übertrieben. Denn das Krypto-Vermögen ist genauso ungleich verteilt wie herkömmliches Vermögen. Zudem bieten einfache telefonbasierte Zahlungsdienste wie M-Pesa in Kenia oder das Pilotprojekt für internationale Überweisungen der Grameen Bank in Bangladesch bereits eine digitale Plattform für Haushalte, die nicht über ein Bankkonto verfügen. Dabei ist weder eine neue Währung noch eine Zahlungsverkehrsinfrastruktur notwendig.


Der Zusammenbruch von FTX rückt Krypto-Währungen erneut in den Fokus und nur die Zeit kann zeigen, ob sich die verbleibenden Akteure im Markt behaupten können. Denn die die Branche wird nach wie vor von düsteren Ereignissen oder Betrug überschattet. Langfristig orientierte Anleger sollten Krypto-Währungen sorgfältig aus der Ferne beobachten, um den tatsächlichen Wert besser einschätzen zu können, bevor sie sich für eine Investition entscheiden.


Fazit: Krypto bleibt Spekulation. Wer den Schutz vor Inflation sucht, sollte eher über konservative Anlagen in physischem Gold oder Silber nachdenken. Diese sind in der Schweiz sicher einzulagern.


Dietmar Braun (freier Fachjournalist DFJV)

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