Dietmar Braun

Fachjournalist, Hochschuldozent, Heilbronn

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Wohnungsmarkt für Studierende

Der Wohnzuschlag im BAföG-Höchstsatz deckt nur in drei Städten die Miete für die studentische Wohnung, in München reicht dies gerade für 15 Quadratmeter (kalt).

(db finanzwelt 2020-09-24) Die Corona-Pandemie belastet Studierende laut einer aktuellen Studie der MLP SE finanziell gleich doppelt: Sie führt zu steigenden Mieten bei gleichzeitig schlechten Situation für die klassischen Nebenjobs als Zuverdienst für Studierende.

Die durchschnittlichen Mieten sind bereits im vergangenen Jahr an 29 der 30 untersuchten Hochschulstandorte gestiegen.


Die Corona-Pandemie hat jetzt einen Zusatz-Effekt gehabt. Trotz des Lock down und eines fast komplett online abgehaltenen Sommer-Semesters ist im zweiten Quartal 2020 die Miete für die studentische Wohnung in fast allen untersuchten Städten gestiegen. In München hat sie um 24 Euro zugelegt.


Hintergrund sind neue Nachfrager, die in dieses günstige Mietsegment hineingehen und dort direkt mit den Studierenden hart um den günstigen Wohnraum konkurrieren.

Die Lage ist für Studierende umso schwieriger, als dass durch Corona viele ihre Nebenjobs verloren haben. Die sind aber unverzichtbar - denn der BAföG-Wohnzuschlag reicht für die Miete nicht.


Miete für studentische Wohnung steigt

Der teuerste Standort für Studenten bleibt München. Dort kostet die studentische Musterwohnung nun 724 Euro, darauf folgen Stuttgart (562 Euro), Freiburg (550 Euro), Frankfurt und Heidelberg (jeweils 508 Euro). Besonders günstig sind hingegen Magdeburg und Leipzig mit 245 bzw. 275 Euro.


Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie sind die Preise im zweiten Quartal 2020 in 27 von 30 untersuchten Hochschulstädten gestiegen, besonders in München (plus 24 Euro) und Freiburg (plus 22 Euro).


Eine Erklärung für den durch Corona bedingten Wiederanstieg sei, dass die durch das neue Online-Semester entstandene Lücke in der Nachfrage nun von anderen Mietergruppen geschlossen wurde - insbesondere von Haushalten, die ohne die Corona-Auswirkungen auf ihre Einkommenssituation sonst eher andere Wohnungen nachfragen.


Nebenjobs gesucht

Die Lage ist für Studierende umso schwieriger, als dass viele in Folge der Corona-Pandemie auch noch ihre Nebenjobs verloren haben. Laut Studien war davon mehr als ein Drittel der Studierenden in Zeiten des Lock down betroffen. Damit dürfte die zuletzt positive Entwicklung der studentischen Einkommen auf im Schnitt rund 1.000 Euro pro Monat ein abruptes Ende gefunden haben.


Hinzu kommt, dass staatliche Hilfen für Studierende mitunter nur temporär wirken und längst nicht jeden erreichen. Auch das BAföG reicht bei Weitem nicht aus: Der darin enthaltene Wohnzuschlag von 325 Euro pro Monat deckt selten die Miete einer studentischen Musterwohnung ab - dies ist nur in Magdeburg, Leipzig und Aachen der Fall. In München erhalten Studierende für den Wohnzuschlag gerade eine Wohnung mit 15 Quadratmetern zur Kaltmiete.


Dietmar Braun, freier Fachjournalist Wirtschaft (DFJV)

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