Ob in Megastädten oder auf dem Land: Mit Werner Kloas’ Aquaponik-System können Menschen überall auf der Welt umweltschonend Gemüse und Fisch erzeugen. Sein „ Tomatenfisch“ könnte helfen, von Dürre und Hunger gebeutelte Regionen zu ernähren.
Die Kulisse für einen Besuch in der Zukunft stimmt schon einmal. Dichter Nebel hängt an diesem Wintermorgen über dem Müggelsee im Südosten Berlins und hüllt auch das unscheinbare Gewächshaus am Ufer in mysteriöses Weiß. Wie ein Raumschiff aus Glas steht es in den Schwaden: Werner Kloas’ Zukunftslabor. Seit 2007 widmen sich der Biologe und seine Kollegen vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) darin einer Menschheitsfrage: Wie kann die rasant wachsende Weltbevölkerung trotz schwindender Ressourcen und des Klimawandels künftig mit Nahrung versorgt werden? „Es geht uns um die Ernährungssicherheit des 21. Jahrhunderts“, sagt Kloas, kurzes graues Haar, wache Augen, schwarzer Fleecepullover. Dann betritt er das Gewächshaus.
Immer mehr Wissenschaftler haben sich in den vergangenen Jahren mit mitunter überaus kreativen Lösungsansätzen in die Debatte eingebracht. Unter Schlagworten wie „Urban Farming“ oder „Vertical Farming“ revolutionieren sie die Landwirtschaft zum Beispiel auf Dächern, in futuristisch anmutenden Gewächshochhäusern und auf städtischen Brachflächen.
Auch Werner Kloas Beitrag hat einen ungewöhnlichen Namen: „Tomatenfisch“ haben er und seine Kollegen ein System getauft, mit dessen Hilfe Landwirte überall auf der Welt Gemüse und Fisch erzeugen können, ressourcenschonend und doch mit hohem Ertrag. Den Prototyp der Anlage haben sie in das Gewächshaus am Müggelsee gebaut.
Mit traumwandlerischer Sicherheit bewegt sich Kloas zwischen ihren Bestandteilen: einigen schwarzen Pflanzenkästen, einem Dutzend etwa 1,50 Meter hohen Kunststoffbassins und unzähligen Rohren, die alles miteinander verbinden. „Die Idee ist im Grunde alt“, erklärt er. Schon vor einigen Tausend Jahren fluteten Chinas Bauern ihre Reisfelder. Zwischen den Pflanzen züchteten sie Karpfen, die Ungeziefer fraßen und zugleich Dünger ausschieden. Aquaponik nennen Wissenschaftler die Kombination der Aufzucht von Fischen in Aquakulturen und der Kultivierung von Nutzpflanzen in Hydrokulturen heute.
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