In der artenreichsten Genbank der Welt hütet Andreas Börner Tausende vom Aussterben bedrohte Getreide-, Tomaten- und Kürbissorten. Es geht ihm um die Vielfalt der Nutzpflanzenwelt – und die Ernährung künftiger Generationen.
Es ist ein ausgesprochen kaltes Herz, dem Andreas Börner da seine Liebe schenkt. 28 Jahre seiner Studien hat er ihm mittlerweile gewidmet, ist um die halbe Welt gereist, um es immer von Neuem mit Leben zu füllen. „Es ist der Anfang und das Ende unserer Arbeit“, erklärt der Forscher mit dem grauen Schnauzbart und den freundlichen Augen, „ihr Herzstück.“ Ein Satz, aus dem man nicht unbedingt schließen würde, dass Börner von einem Kühlhaus spricht: dem Kern der Genbank des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK).
Draußen scheint Augustsonne auf die 100 Hektar des Instituts, drinnen überzieht schon in der Schleuse zum Kühlhaus Gänsehaut Andreas Börners Unterarm. Er nimmt eine schwarze Daunenjacke aus einem Schrank, erzählt beiläufig vom erstaunlich niedrigen Krankenstand am Institut („Die Kälte härtet scheinbar ab.“) und zieht dicke Handschuhe an.
Als er die Sicherheitstür zum Kühllager öffnet, schlagen ihm -18 Grad Celsius entgegen. Dahinter fällt Kunstlicht auf deckenhohe Regalreihen. Auf Knopfdruck rollen sie ächzend auseinander und geben den Blick frei auf Tausende mit Samen gefüllte Gläser. Andächtig dreht Börner eines davon in der Hand. „Sehen sie, hier!“sagt er. „Die Urgroßeltern unseres Brotweizens.“
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