Zeit für klare Worte. Kritische Töne und Conscious Rap sind in der deutschen Szene aktuell keine Seltenheit, wie sollte es auch anders sein, angesichts von weltweiten politischen und gesellschaftlichen Krisen, die sich leicht auf die eigenen Lebensumstände übertragen lässt. Kaum jemand hat die politischen Missstände in diesem Land allerdings so dringlich und vor allem wütend thematisiert, wie Rapper Ilhan44 auf seiner "110"-EP. Im Zentrum seiner Auseinandersetzungen steht die Polizei, an die sich Themen wie rechte Netzwerke, unaufgeklärte Morde, die Aufarbeitung des NSU, die Anschläge von Halle und Hanau anschließen. Genauso ist Ilhans Bild der Staatsgewalt von seiner eigenen Biographie geprägt, die in die Perspektiven der EP einfließt. "110" verortet sich zwischen wortgewaltiger Kritik und dem drängenden Aufruf zu Gegenwehr. Wir haben uns mit dem Neuköllner über seinen Weg zu Rap, sein Verständnis von Kunst, die notwendige Reaktion auf Gewalt und seinen Blick auf die Zukunft unterhalten.
Interview