David Huth

Freier Journalist, Duisburg

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Shopping-Center: Allheilmittel Gastronomie? | stores+shops

Der Trend Gastronomie im Shopping-Center ist schon längst in der Praxis angekommen. Das zeigen die Zahlen des aktuellen EHI-Shopping- Center-Reports: Während vor wenigen Jahren noch etwa 6 Prozent der Verkaufsfläche aus Gastronomie bestand, ist der Anteil bei Neueröffnungen im Durchschnitt bereits auf knapp 20 Prozent angestiegen.

Das spiegelt sich auch im Umsatz wider. Die Handelsgastronomie in Deutschland erwirtschaftet rund 9,3 Mrd. Euro pro Jahr. Aktuell entfällt etwa ein Fünftel davon - also ca. 2 Mrd. Euro - auf Shopping-Center. Dieser Umsatzanteil dürfte in den kommenden Jahren noch weiter steigen, schätzen Experten.

Dass der Gastronomie-Anteil am Branchen-Mix der Shopping-Center zunimmt, lässt sich weltweit beobachten. Der International Council of Shopping Centers (ICSC) geht in einer Studie davon aus, dass Food bis 2025 insgesamt auf einen Durchschnittswert von 20 Prozent bei Einkaufszentren anwachsen wird. Zurzeit beträgt er laut ICSC schon 15 Prozent, während er vor einer Dekade gerade mal bei 5 Prozent lag.

Konsumausgaben steigen

Der Anstieg hat in Deutschland auch damit zu tun, dass die Konsumausgaben steigen. Im Vergleich zum Vorjahr sind sie laut dem Statistischen Bundesamt um 3,6 Prozent auf 1.735 Mrd. Euro gestiegen - der größte Anstieg seit 1994. Von diesem Anstieg haben auch Restaurants und Hotels profitiert - hier haben die Deutschen 4,9 Prozent mehr ausgegeben.

Diesen Trend bestätigen auch andere Studien wie etwa der Habona Report. Demnach hat der Umsatz im Außer-Haus-Konsum zwischen 2012 und 2016 um 11,1 Prozent zugelegt, während er Umsatz etwa bei Bekleidung um 7,6 Prozent zurückgegangen ist. Das hat auch etwas damit zu tun, dass sich die Einstellung zu Essen und Trinken allmählich grundlegend verändert, wie der Innovationsexperte Stephan Jung erklärt: „Viele Menschen identifizieren sich heute sehr stark mit dem, was sie essen."

Von dem Konzept „altbackener" Food-Courts hält Jung recht wenig. Wie sich hier die Branche weiterentwickelt, lässt sich beispielsweise bei dem portugiesischen Shopping-Center-Betreiber Sonae Sierra beobachten. „Seit wir unser erstes Center eröffnet haben, waren Food-Courts immer Bestandteil der Planung", sagt Dirk von der Ahé, Leasing Manager Germany bei Sonae Sierra.

Dass sich sein Unternehmen schon früh intensiv mit dem Thema Gastronomie auseinandergesetzt hat, mag mit der südeuropäischen Mentalität zusammenhängen, wo Essen und Trinken seit jeher einen größeren Stellenwert einnehmen als in Mitteleuropa.

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