Daria Radler

Freie Reise- und Kulturjournalistin

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Licht im Dunklen: Hommage an die dunkelste Jahreszeit

Licht im Dunklen: Hommage an die dunkelste Jahreszeit

Yin und Yang, Licht und Schatten, Sommer und Winter. Gegensätze ziehen sich an, gehören zusammen, denn das eine funktioniert ohne das andere nicht. Was aber zeichnet sie aus, die dunkle Jahreszeit? Wie begegnen ihr die unterschiedlichen Kulturen Europas? Was können wir von ihr und voneinander lernen? Bringen wir Licht ins Dunkle!

Wir sind in der dunkelsten Zeit des Jahres angekommen. Die Zeit, in der die Sonne den Horizont selbst in Mitteleuropa nur mit reichlich Mühe erklimmt, aufsteigt und, ehe der Arbeitstag vorüber ist, bereits wieder verschwunden ist. Nicht zu vergessen die Tage, an denen wir die Sonne ob der vielen Wolken überhaupt nicht zu Gesicht bekommen. Was deprimierend klingt, ist für viele genau das: die Jahreszeit, die mit der sogenannten Winterdepression einhergeht, beschreibt, was der Körper fühlt, wenn es ihm an wichtigem Vitamin D mangelt. Müdigkeit, Abgeschlagenheit, gereizte Sinne und eine Traurigkeit, die such un der Vergänglichkeit der Natur zu spiegeln scheint. In Finnland nennt man den November "marraskuu", was so viel wie "der Monat des Todes" bedeutet. Vor dem nahenden Winter stirbt die Natur - eine martialisch-poetische Aufopferung, durch die jedoch Raum und Zeit für etwas Neues entstehen.

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Essay in: Der Passagier - Das Magazin über das Zugreisen. Ausgabe 05 - Lichtermeer