Grell orange prangt das Schild: Xond. Vor der Tür in Stuttgarts Hauptstätter Straße tummeln sich bereits Leute: denn gleich macht hier ein neues Fast-Food-Restaurant auf. Was? Schon wieder ein Burgerladen? Das ist doch langweilig, könnte man meinen. Aber das hier ist etwas Neues: dieser Schnellimbiss will Deutschlands erste vegane Fastfood-Kette werden.
Xond, genuschelt mit schwäbischem Dialekt bedeutet soviel wie gesund. Das ist das Anliegen des Restaurantgründers Andreas Läsker, bekannt als Manager von Bands wie den Fantastischen Vier, Thomas Godoj oder Fury in the Slaughterhouse, auch genannt der Bär. Bärig war bis vor einigen Jahren auch Läskers Statur. Dick und unsportlich sei er von Kindesbeinen an gewesen, schreibt Läsker in seinem Kochbuch „No Need for Meat. Bis er mit Ende 40 seine Ernährung erst auf vegetarisch und später komplett auf vegan umstellte. Seither ist das Doppelkinn verschwunden. Doch dem heute 52-Jährigen geht es nicht nur um das Gewicht: „Fleischessen ist für mich einfach nicht zukunftsfähig. Man weiß doch heute genauestens, welche negativen Auswirkungen die globale Fleischindustrie auf das Klima- und die Umwelt haben!", sagt Läsker. Zudem fühle man sich mit veganer Ernährung energiegeladener, fitter, einfach besser. Seine Botschaft überbringt der „Bär" angenehm wenig missionierend, er will lieber mit dem Geschmack seiner Speisen überzeugen. Die Gerichte für das Restaurant hat Läsker alle selber entwickelt, wie etwa das Xondwich mit Zucchini, getrockneten Tomaten, der eigens kreierten Mayo und Räuchertofu. „Gesunde Ernährung ist viel einfacher als die meisten sich das vorstellen", erklärt Läsker.
Vegan, bio, schnellAber Gesund und Fastfood - ist das nicht ein Widerspruch in sich? Nein, sagt Läsker. „Wir leben eben in einer schnellen Zeit. Wer mittags mal eben was essen will, hat bislang nur eine riesige Auswahl an Ungesundem und Fleischlastigem, sei es der Döner oder die Currywurst. Dem wollte ich etwas entgegensetzen." So entstand die Idee zu Xond, die er gemeinsam mit dem Filmproduzent Kai Binder nun umgesetzt hat. Das Restaurant ist modern und funktional eingerichtet - in der Mitte steht ein großer Tisch, an der Seite gibt es ein paar Stehplätze. Als Deko fungieren eine Bataillone kleiner Xond-Ketchupgläschen, die man natürlich bei Gefallen kaufen kann, und Bilder von Läskers Freunden, viele davon aus der Musikszene. Sie sind auch der Grund, warum die Gerichte heute am ersten Tag noch nicht ganz so „fast" serviert werden, wie man es von einem Schnellrestaurant erwarten könnte. Küchenteam und Gäste kennen sich: es gibt ein großes Hallo. Und auch der Ablauf an Fritteuse und Sandwichstation muss sich erst einmal zurecht ruckeln. Dass hier alle Gerichte vegan sind, also gänzlich ohne tierische Produkte wie Milch und Eiern auskommen, steht im Laden nicht im Vordergrund. „Ich wollte die Hemmschwelle bewusst niedrig halten. Kartoffelsalat mag doch nun wirklich jeder, oder?" sagt Läsker. Der Kartoffelsalat wird im Xond zum Beispiel zum Green Spezial gereicht: einer Scheibe aus einem Spinat-Tofu-Gemisch mit brauner Sauce. Zumindest optisch kommt man hier dem Stück Braten mit Sauce recht nahe. Das Fazit des Gasts neben mir, einem erklärten Fleischesser: „Schmeckt." Ich selbst probiere den RED Burger. Zwischen den Brötchenhälften stecken ein Rote-Bete-Karotten-Patty, sowie Salat, Zwiebeln, Tomaten und Gurke. Ich bin ziemlich angetan. Das Brot hat Biss und anders als viele andere Fleischersatzprodukte, punktet das Patty mit einem angenehmen Eigengeschmack, fruchtig und feucht, ein bisschen süßlich durch das Ketchup und ein bisschen säuerlich durch die Gurke. Die Pommes schmecken ... eben wie Pommes, obwohl sie durch eine spezielle Heißluft-Frittierung deutlich weniger fettig sein sollen als normale Fritten.
Bio-Fast-Food hat seinen PreisBeides zusammen kostet knapp elf Euro. Preislich liegt das Xond damit deutlich über der konventionellen Konkurrenz, aber Gesundheit hat eben seinen Preis. Denn im Xond sind die Speisen nicht nur vegan, sondern auch bio. Dazu kommt: der Burger macht satt und zwar nicht nur eine halbe Stunde lang, wie das bei McDonalds & Co oft der Fall ist. Wer's lieber leichter mag, greift zum Powersalat, bestehend rotem Quinoa, Zucchini, Karotten, Brokkoli, Sellerie, Rotkohl und Nüssen (6,60 Euro) oder zur Sellerie-Kurkuma-Black-Pepper-Suppe (4,90 Euro). Als Nachtisch lockt der Dattler, eine süße Blätterteigtasche mit Datteln und Haselnüssen und Vanillesauce (4,40 Euro), dazu gibt es einen Cappuccino, natürlich mit Sojamilch (3,60 Euro). Was das Xond mit anderen Fast-Foodketten leider gemein hat, ist das hohe Verpackungsaufkommen. Auch wer seinen Burger nicht „To-Go" nimmt, hat im Laden keine Möglichkeit, seinen Patty auf einem Mehrwegteller zu verzehren. Zumindest bestehen die Verpackungen nach Angaben von Xond aus nachwachsenden Rohstoffen und seien vollständig biologisch abbaubar. Die Stuttgarter Filiale soll nicht lange die einzige ihrer Art bleiben. Das Konzept ist als Franchise-Unternehmen angelegt. Das bedeutet, wer eine Lizenzgebühr an Läsker zahlt, kann auch in seiner Stadt ein solches Restaurant eröffnen. „Wir haben schon einige Nachfragen, zum Beispiel aus Hamburg, München und Köln", sagt Läsker. Gut möglich also, dass es RED-Burger und Xondwich schon bald in anderen Städten gibt.