Im Impact Hub München wurde am Dienstag die Gründung des Vereins Gemeinwohl-Ökonomie Bayern gefeiert. Gerade in Bayern sei die Bewegung in den vergangenen Jahren stark gewachsen, sagte Jörn Wiedemann, einer der Vorstände des neu gegründeten Vereins. In München haben sich zum Beispiel der Grünstromanbieter Polarstern, die Spardabank München, die solidarische Landwirtschaftsgenossenschaft Kartoffelkombinat und auch der Jobvermittler Talents4Good bilanziert.
Die Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung geht auf den Österreicher Christian Felber zurück. Gemeinsam mit mehreren Unternehmern entwickelte Felber das Ideal eines alternativen Wirtschaftsmodells, dessen Ziel nicht die Vermehrung von Geldkapital ist, sondern das gute Leben für alle. Wie diese Werte im unternehmerischen Alltag gelebt werden können, zeigt die sogenannte Gemeinwohl-Matrix. Anhand der Matrix erstellen die Unternehmen eine Gemeinwohl-Bilanz, die sie für alle zugänglich machen. „Die Bewegung ist bislang sehr unternehmenslastig. Mit dem Verein wollen wir eine Anlaufmöglichkeit für alle Menschen schaffen, die sich für das Thema interessieren, " erklärt Wiedemann die Vereinsgründung.
Fünf FokusgruppenDazu wurden den rund 150 Gästen auf der Gründungsfeier die fünf Fokusgruppen vorgestellt, in denen Fragen zum Thema künftig vertieft behandelt werden sollen: In der Fokusgruppe Unternehmen können Interessierte Firmen kennenlernen, die bereits eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt haben und sich mit ihnen austauschen. Die Fokusgruppe Gemeinwohl-orientiertes Leben beschäftigt sich mit der Frage, wie man sich als Bürger verhalten kann, um zum Gemeinwohl beizutragen. Insbesondere die richtigen politischen Rahmenbedingungen können entscheidend dazu beitragen, ein nachhaltigeres Wirtschaftssystem zu ermöglichen. Dafür will sich die Fokusgruppe Politik stark machen. Die Fokusgruppe Wissen und Bildung will sich damit beschäftigen, wie sich das Thema an Schulen und Hochschulen vermitteln lässt. Die Gruppe Gemeinden will die Bilanzierung nutzen, um Kommunen zu zeigen, wie sie sich auf ihre Ziele der Förderung des Gemeinwohls besinnen können.
Typische „Vereinsmeierei" wolle man nicht, konnte man von den Initiatoren häufiger am Abend hören. Vielmehr soll der Verein die Plattform für Input, Austausch und Vernetzen rund um das Thema werden. Denn die Idee der Gemeinwohl-Ökonomie lebe davon, dass sie laufend weiterentwickelt und demokratisch entschieden wird.