Daniel Urban

Wort & Ton, Frankfurt am Main

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Kräuter, Kakao und Klima

Renzo Martens, "White Cube", 2020

Ein Projekt, das zum Scheitern verurteilt ist

In diese Ausbeutungsgeschichte tauchte 2014 plötzlich der Weiße Holländer Renzo Martens - samt Anzughose, weißem Hemd und Strohhut - in Lusanga, ehemals Leverville, auf, das bis in 1990er-Jahre das Zentrum der Palmölproduktion Unilevers bildete. Bereits Renzo Martens kontrovers besprochener Film „Episode III: Enjoy Poverty" (2008) war im Kongo gedreht worden. Vor Ort hatte der Künstler ein „Emanzipationsprogramm" angeleitet, in dem er der verarmten Bevölkerung anriet, von ihrer größten Ressource, der Armut, zu profitieren - Fotograf*innen sollten so lieber Bilder des Krieges und des örtlichen Leids dokumentieren und an den Westen verkaufen, als Hochzeiten oder Partys zu knipsen. Eine Revolte, deren Scheitern - Fördergelder und Erfolg für den Künstler, unveränderte Verhältnisse vor Ort - in der Prämisse für Martens neue Arbeit mündete: "Can a film or a critical intervention have benefits on a plantation rather than in an art center, a white cube, in a wealthy place?", wie der Künstler später zusammenfasste.

Konkret ermutigte Martens die Arbeiter*innen einer Plantage dazu, Kunst zu kreieren, die er im Westen schließlich verkaufen und deren Erlöse dann zu 100 % zurückfließen sollen. Diesen ebenfalls zum Scheitern verurteilten Versuch zeigt Renzo Martens im ersten Drittel von „White Cube", im zweiten Teil des Films startet er einen weiteren Anlauf - wieder auf einer ehemaligen Plantage in Lusanga, auf der auch Mathieu Kilapi Kasiama lebt.

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