Daniel Hautmann

Journalist (Technik, Energie, Umwelt), Hamburg

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Klima: Schwärzer als Kohle

Holzbrand

Sieben Millionen Tonnen Holz. Die Flammen des Biomassekraftwerks Drax in Großbritannien fressen sich jedes Jahr durch einen ganzen Wald. In den mächtigen Heizkammern des Kraftwerks landet der Wald in Form von Holzpellets. Das hat einen simplen Grund: Subventionen. Für jede erzeugte Megawattstunde Energie erhält der Betreiber rund 50 Euro. Gleichzeitig muss er keine CO2-Abgabe entrichten. Denn Holz ist ein erneuerbarer Rohstoff und damit vom CO2-Handel ausgenommen. Deshalb wurde das ehemalige Kohlekraftwerk zum vermeintlich umweltfreundlichen Pelletheizwerk umgebaut.

Doch ist das Kraftwerk mit seinen rund 4.000 Megawatt tatsächlich so öko? Davon könne keine Rede sein, sagen zahlreiche Forscher der Europäischen Akademie der Wissenschaften in Salzburg, unter ihnen auch der Umwelt-Programmdirektor Michael Norton. In einer Untersuchung von 2019 zeigen sie, dass auf dem Weg zum Verfeuern von Holz mehr CO2 in die Atmosphäre geblasen wird, als während der Wachstumsphase im Stamm eingelagert wurde.

Holz hat einen CO2-Rucksack

Das hat einen simplen Grund: Das Fällen, Rücken, Transportieren und Trocknen verbraucht Energie. Werden die Bäume geschreddert und zu Pellets verpresst, entstehen ebenfalls Emissionen. Fachleute nennen das den CO2-Rucksack. Die dabei entstehenden Kohlendioxidemissionen sind um rund 20 bis 25 Prozent höher als bei der reinen Verbrennung. Der klimaneutrale Brand ist also ein Märchen.

Hinzu kommen jene Emissionen, die aus dem Boden entweichen, wenn ganze Flächen abgeerntet werden. Bei einem Kahlschlag verliert der Wald sein feucht-kühles Klima, wobei CO2 aus dem Boden entweicht. Fachleute haben berechnet, dass nochmals rund die Hälfte der CO2-Menge, die überirdisch in den Bäumen gespeichert ist, im Boden steckt. Werden hingegen nur vereinzelt Bäume entnommen, kann der Wald den Verlust ausgleichen.

Geringerer Brennwert als Kohle

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Vor allem die industrielle Nutzung von Biomasse zur Strom- und Wärmegewinnung ist emissionsbelastet. Holzpellets, deren Produktion aus forstlicher Biomasse in den letzten Jahren weltweit auf geschätzt 24 Millionen Tonnen gestiegen ist, seien sogar schlechter fürs Klima als Kohle, erläutern die Forscher der Europäischen Akademie der Wissenschaften.

Der Grund dafür seien die Fotosyntheseprozesse, die sehr langsam vonstattengingen. Es dauere mehrere Jahrzehnte bis Jahrhunderte, bis die geschlagenen Bäume durch neu gewachsene der gleichen Dimension ersetzt würden. Zudem böten Holzpellets nur halb so viel Heizwert wie Kohle, erklären die Experten der Internationalen Energieagentur IEA.

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