Daniel Hautmann

Journalist (Technik, Energie, Umwelt), Hamburg

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Fracking: Mehr Schatten als Licht

Fracking

Die einen hoffen auf billiges Gas und Unabhängigkeit von Russland, die anderen warnen vor Umweltschäden. Was ist von Fracking zu halten?

Kaum eine Technologie wird so emotionsgeladen diskutiert wie das Fracking – das hydraulische Aufbrechen unterirdischen Gesteins. Kein Wunder: Die Methode, die letzten Gas- und Ölreserven zu heben, ist mit vielen Ängsten behaftet. Bürger befürchten verseuchtes Trinkwasser, Naturzerstörung und Erdbeben.

Aktuell ist die Debatte um das Fracking in Deutschland neu entflammt. Das Verfahren schürt bei Politikern und Wirtschaftsexperten die Hoffnung, die heimischen Erdgaslagerstätten umfassender ausbeuten zu können und mithin weniger von russischen Rohstoffimporten abhängig zu sein – angesichts des Ukraine-Konflikts ein naheliegender Wunsch. Über die Risiken sind sich Fachleute uneins. „Keine mir bekannte, halbwegs seriöse wissenschaftliche Studie kommt zu dem Ergebnis, Fracking sei per se unverantwortlich“, sagt Andreas Dahmke, Geologe an der Universität Kiel und Spezialist für Energiespeicherstätten unter Tage. Er fordert, die Risiken enger in Relation zu den tatsächlichen Unfällen zu setzen. In Deutschland wurde bereits einige Hundert Male gefrackt: „Dabei ist nicht ein Schadensfall aufgetreten, der zu einer Umweltbeeinträchtigung oder Grundwasserkontaminierung geführt hat“, bestätigt Björn Völlmar von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe.

Eine vor Kurzem vom Umweltbundesamt (UBA) veröffentlichte Studie warnt dagegen nachdrücklich vor dem unkontrollierten Einsatz des Verfahrens: „Fracking ist und bleibt eine Risikotechnologie – und braucht enge Leitplanken zum Schutz von Umwelt und Gesundheit. Solange sich wesentliche Risiken dieser Technologie noch nicht sicher vorhersagen und damit beherrschen lassen, sollte es in Deutschland kein Fracking zur Förderung von Schiefer- und Kohleflözgas geben“, betonte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger bei der Vorstellung des neuen, über 600 Seiten starken Fracking-II-Gutachten im Juli dieses Jahres.

Vorbild für die Befürworter des Frackings sind die USA: einst Erdgasimporteur, heute -exporteur. Strompreise und CO2-Emissionen sind in den Vereinigten Staaten dank der neuen Fördertechnik deutlich gesunken. Das wäre vielleicht auch in Deutschland möglich. Während Erdgas aus konventionellen Quellen immer schwächer strömt, sehen Fachleute in unkonventionellen Lagerstätten, hauptsächlich Schiefergestein, noch Reserven.

Seit 1961 wird in Deutschland sogenanntes „Tight Gas“ mittels Fracking gefördert. Das Tight Gas sitzt in Gesteinsporen, ist dort aber nicht entstanden, sondern von seiner ursprünglichen Lagerstätte aus hingewandert. Da diese Poren relativ groß und teilweise miteinander verbunden sind, braucht es meist nur eine „Stimulation“, um sie zu öffnen und das eingeschlossene Gas freizusetzen. Eventuell wird nachgefrackt, um die Förderraten aufrechtzuerhalten.



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