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Facebook-Seite „FCM & HFC Fanfreundschaft": Vermeintliche Fans hetzen gegen Betreiber

Eine Facebook-Seite fordert zur Fan-Freundschaft zwischen dem FC Magdeburg und dem Halleschen FC auf. Der Betreiber wird von Kommentatoren offen beleidigt und bedroht.

Eigentlich wollte er seinen Namen öffentlich machen. „Kein Problem", hatte er vor drei Wochen im Gespräch mit der MZ gesagt. Doch da ahnte er noch nicht, welcher Hass ihm entgegenschlagen sollte - und wie gefährlich es werden könnte.

Tägliche Beleidigungen

Es geht um eine Facebook-Seite: „FCM & HFC Fanfreundschaft" heißt sie. So weit, so lapidar. Doch seitdem es die Seite gibt, hagelte es zahlreiche offene Drohungen gegen den Betreiber, dessen Name der MZ bekannt ist. „Dass das Ganze so ausschlägt, habe ich befürchtet, aber niemals hätte ich damit gerechnet", sagt der Mann. Anfang 30 ist er, stammt aus Stendal. Nach dem Aufstieg des 1. FC Magdeburg in die dritte Liga, wo der Hallesche FC inzwischen seine vierte Saison spielt, hatte der Fußball-Fan die Idee. „Ich verfolge schon lange diesen unfassbaren Hass, den ja selbst die Fans beider Vereine nicht begründen können. Da habe ich mir gedacht, dass ich dieses Extremistische ruhig mal aufs Korn nehmen kann." So bastelte er am Computer in das Logo des 1. FCM jenes des Halleschen FC hinein und startete seine Seite. Informationen über beide Klubs werden auf dieser regelmäßig verbreitet. Der Ansatz ist ein eher satirischer. Den Anhängern der Rivalen soll vor Augen geführt werden, wie überflüssig ihr gegenseitiger Hass und vor allem die Gewalt ist. Denn: „Es geht doch nur um Fußball." 276 Personen gefällt diese Sicht auf die Fußballwelt. Doch weil sich auf Facebook Krawall schnell Bahn bricht, gewinnt man den Eindruck: Die überwiegende Mehrheit lehnt diese Sicht ab. Vermeintliche Fans beider Lager bombardieren die Seite mit beleidigenden Kommentaren. „Vieles lasse ich stehen, aber einiges musste ich löschen. Das war einfach zu krass." Viel schlimmer aber lasen sich die persönlichen Nachrichten, teilweise erreichten ihn bis zu 20 pro Tag. „Lösch die Seite, du bist eine Schande", gehörte da noch zu den höflichen Aufforderungen. „Das war schon ganz schön heftig."

Aufruf zur Hetzjagd

Doch die ausschlaggebende Begebenheit, der Grund, warum er anonym bleiben möchte, übertraf alles. Eine Fanseite des 1. FC Magdeburg rief auf Facebook dazu auf, ihn zu suchen. Ihn zu verprügeln. „Dem Typen müsste man die Fresse einschlagen", hieß es. Und weiter: „Die Seite ist einfach nur provokant." Der Betreiber möchte eigentlich nur sensibilisieren, den Fans einen Spiegel vorhalten - der Vorwurf, dass seine Seite provokant sei, führt vor Augen, wie gut das gelingt. „Beide Vereine schaffen so viel für den Fußball in Sachsen-Anhalt, da sollten Hass und Gewalt keine Rolle spielen." So soll es auch am Sonntag im Derby sein. Wer gewinnt, ist dem Seitenbetreiber egal. Seine Hoffnung: „Der Respekt gewinnt mit 5:0 gegen die Gewalt." Das hoffen auch die Vereine und Sicherheitskräfte. Rund 500 Beamte werden das Derby am Sonntag sichern. Beide Klubs, deren Verantwortliche sich gegenseitig überaus schätzen, hatten gemeinsam mit Innenministerium und Polizeigewerkschaft zur Fairness aufgerufen. (mz)

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