Dana Neumann

Online-Redakteurin, Berlin

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Auftakt zum Girl's Day in Berlin: Frau Merkel hat geladen

Im Bundeskanzleramt durften 24 Schülerinnen mit der Kanzlerin Technik erforschen. Damit wurde der Startschuss für den bundesweiten Zukunftstag für Mädchen gegeben.

Bundeskanzleramt, die Sonne scheint, es ist Girl's Day. Der Auftakt zum Girl's Day, um genauer zu sein, der eigentlich erst am 27. April stattfindet. Aber wie in den vergangenen Jahren üblich, wird dieser "Zukunftstag" von der Kanzlerin schon einen Tag zuvor persönlich eröffnet.

Ein Parcours der Technik

Seit mittlerweile 16 Jahren stellt der Technik-Parcours der Initiative D21 e.V., der in Kooperation mit der Bundespolizei und weiteren Mitgliedsinstitutionen entworfen wurde, das einleitende Ereignis zum bundesweiten Event dar. So auch an diesem Tag. Aber nicht vor einer kurzen Rede von Frau Dr. Merkel und der Auslosung eines Gewinnspiels, an dem die eingeladenen Schülerinnen der Gustav-Langenscheidt-Schule, der Merian-Schule Köpenick und des Willi-Graf-Gymnasiums zuvor teilgenommen hatten. Merkel kommentierte das folgendermaßen: "Ihr (die Schülerinnen) gewinnt sowieso was, weil ihr heute neue Sachen kennenlernt."

Mädchen sind hervorragend qualifiziert und ausgebildet

Dass Mädchen einen Girl's Day brauchen, ist schade, und gemessen an den Fakten, die die Bundeskanzlerin präsentiert, eigentlich noch "schader": Mädchen haben im Durchschnitt höhere und bessere Abschlüsse als Jungen. Sie sind hervorragend qualifiziert und ausgebildet, das heißt ihre Chancen waren nie größer, einen Beruf zu wählen, der gute Entwicklungsmöglichkeiten, aber auch einen guten Verdienst mit sich bringt. Im Angesicht dieser vorzüglichen Ausgangslage spaßt Merkel, man "müsse also auch bald einen Jungen-Tag einführen."

Deutschland braucht technischen Nachwuchs

In ihrer Rede war Merkel aber auch ernst. Sie appellierte an die anwesenden Mädchen, nicht nur den heutigen Girl's Day zu nutzen, sondern alle Chancen, die sich ihnen bieten werden. Ein Interesse für Forschung und Entwicklung sei wichtig, da sie damit auch Deutschland etwas Gutes tun würden. Und weil auch der demografische Wandel die Suche nach fähigem Nachwuchs bedingt, hofft Merkel, dass die Schülerinnen sich "für zukunftsfähige Berufe entscheiden".

Virtual Reality als Unterrichtsmodell

Doch zurück zum Technik-Parcours. Die insgesamt 24 Schülerinnen der drei besonders engagierten Berliner Schulen durften an den verschiedenen Stationen spezielle Anwendungsbereiche für MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) ausprobieren. Darunter die Nutzung von virtueller Realität als anschauliches Medium im Unterricht (das präsentierte Beispiel simulierte den Gang durch den menschlichen Körper) und der Einsatz fortschrittlicher Technik für polizeiliche Analysearbeit.

Frau Merkel und der Pepper

Der Kanzlerin erklärten die Mädchen bei einem Rundgang stolz ihre Arbeit. Mit dem aus Japan bekannten Service-Roboter "Pepper" hatte Merkel allerdings etwas zu kämpfen, weil er sich anfangs zierte, angemessen auf Sprachbefehle zu reagieren. Dafür lachte er desöfteren wirr wie ein Minion. Für den für die anwesenden Fotografen inszenierten Handschlag zwischen beiden reichte es am Ende aber doch.

Fazit

Der Girl's Day-Auftakt scheint erfolgreich gewesen zu sein. Die Schülerinnen waren sichtlich aufgeregt, im positiven Sinne, und höchst engagiert. Es ist also denkbar, dass sie diese Erfahrung in ihrer späteren Zukunft beeinflussen wird.

Tatsache bleibt, dass solche Veranstaltungen eigentlich nicht notwendig sein sollten. Trotzdem zeigt der Kommentar einer Pressevertreterin, den sie ganz zu Beginn der Veranstaltung am Rande des Geschehens machte, dass selbst bei Frauen bestimmte Klischees unterbewusst noch stark verankert sind: "Es sind ja so viele Mädchen dabei", rutschte ihr raus als sich die Schülerinnen neben dem Pult von Frau Merkel aufstellen mussten. Ihren Gedankenfehler erklärte sie mit dem typischen Bild, das sie im Kopf hat, wenn sie an MINT-Fächer ud IT denkt: Jungen.

Vielleicht brauchen wir den Girl's Day doch.

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