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Damit ein krummer Rücken nicht noch krummer wird

Die Häufigkeit der Erstdiagnose liegt zwischen dem 10. und 13. Lebensjahr. Es gibt verschiedene Formen der Skoliose, sie kann angeboren oder auch erworben sein.

Noch müssen sächsische Skoliose-Kinder zur Rehabilitation meist in weit entfernte Spezialkliniken fahren. Das könnte in Zukunft anders werden. „Denn wir haben die Voraussetzungen, diese Kinder bei uns heimatnah zu behandeln", sagt Dr. med. Marco Gastmann, Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Traumatologie und Osteologie im Gesundheitspark Bad Gottleuba.


„Ich merke nichts von einem krummen Rücken." „Bisschen schief ist doch nicht schlimm." Derartiger Protest ist häufig die erste Reaktion von Teenagern, wenn die Diagnose Skoliose gestellt wird. Auch Dr. Marco Gastmann kennt sie. Doch in seine Klinik kommen bereits diagnostizierte Skoliose-Kinder zur Rehabilitation. Skoliose ist eine relativ seltene Erkrankung. Bei einem von tausend Kindern wird die Diagnose gestellt, meist zwischen dem 10. und 13. Geburtstag. Erste Symptome treten jedoch häufig bereits im 4. bis 5. Lebensjahr auf. In den meisten Fällen entwickelt sich die Krankheit schleichend während der Pubertät. Anfangs ist sie kaum sichtbar, meist haben die Teenager auch keine Beschwerden. Häufig entdeckt erst der Schularzt die seitliche Verbiegung der Wirbelsäule.


Ursachen können Wirbel-Missbildungen, größere Operationsnarben oder unterschiedlich lange Beine sein. Bei einem Großteil der Skoliosen bleibt die Ursache aber unklar. Unbehandelt führt die dreidimensionale Verkrümmung der Wirbelsäule zu schweren Verkrüppelungen, Veränderungen an Herz und Lunge und verursacht starke Schmerzen. Deshalb sollte eine fachgerechte Therapie so früh wie möglich beginnen. „Überschreitet die Wirbelsäulenverkrümmung einen Winkel von 50 Grad, muss operiert werden", erklärt Orthopädie-Chefarzt Dr. Marco Gastmann. Er arbeitet unter anderem mit Spezialisten des Dresdner Uniklinikums zusammen. Zur Rehabilitation werden die Kinder häufig in weit entfernte Spezialkliniken verlegt. Doch weil im Gesundheitspark Bad Gottleuba Familienmedizin großgeschrieben wird, wurden die Voraussetzungen geschaffen, Kinder mit Skoliose auch in der Region behandeln zu können. Untergebracht sind sie in der von Chefarzt Dr. Milan J. Meder geleiteten Klinik für Kinder und Jugendliche. „Bis jetzt kommen vorwiegend Kinder mit psychosomatischen Erkrankungen zu uns, bei denen als Begleiterkrankung eine Skoliose vorliegt", berichtet der Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. In der mit hundertachtzig Betten größten orthopädischen Klinik sind zudem fünfzehn Familienzimmer vorbereitet.


Die 10-jährige Mascha (Name geändert, die Red.) profitierte im letzten Jahr von einer interdisziplinären Reha-Behandlung in Bad Gottleuba. Das Mädchen leidet an einer besonders schweren Skoliose-Form. „Auf solche eher untypischen Fälle können wir bei uns sehr gut eingehen, weil wir alle Fachexpertisen und auch die Kapazitäten haben", freut sich Dr. Gastmann. Dazu gehören neben der klinikeigenen Schule auch spezielle Physiotherapie-Angebote wie beispielsweise die Katharina-Schroth-Therapie, eine mit Atemtherapie verknüpfte Spezialmethode zur Skoliose-Behandlung. Mit Rheuma hat Skoliose übrigens nichts zu tun. „Das sind zwei völlig verschiedene Krankheiten", stellt Chefarzt Dr. Gastmann klar, „Skoliose ist eine fortschreitende Erkrankung, die mit Ende des Wachstums aufhört, aber nicht rückgängig gemacht werden kann." Das Ziel der Therapie ist daher, die Wirbelsäulenverbiegung aufzuhalten. Kindliches Rheuma fällt in der Regel zwischen dem 7. und 9. Lebensjahr auf. Anzeichen dafür können unklare Gelenkschmerzen oder -schwellungen sein.

Während der vier- bis sechswöchigen Rehabilitation können Eltern auf Wunsch ihre Kinder begleiten. Sie leisten nicht nur seelischen Beistand, sondern lernen auch Krankengymnastik, die zu Hause weitergeführt werden muss, oder welche Sportarten günstig sind. Vorbeugend lässt sich gegen Skoliose leider nichts tun. Doch je früher eine Behandlung beginnt, umso günstiger verläuft sie.


Einen Ratgeber für Eltern als PDF finden Sie unter: www.skoliosenet.de


Dagmar Möbius

veröffentlicht im Frühjahr 2011
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