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Clemens Dörrenberg

Journalist, Frankfurt am Main

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Reportage

Erholsame Ruhe

Still und beschaulich liegt das Dorf Kalopanayiotis im Marathasa-Tal. © Clemens Dörrenberg

Unterwegs durch Zyperns Troodos-Gebirge bis ans Meer


Die Stille wird nur sanft unterbrochen. Von unten her, aus Richtung des Marathasa-Tals, trägt der Abendwind Saxophonklänge in höher gelegene Wipfel und an das kleine Hotelfenster am nördlichen Ortsrand. In dem Bergdorf Pedoulas auf Zypern werden an einem Abend im September Ohren von Urlaubern und Einheimischen gleichermaßen mit einem Konzert unter freiem Himmel verwöhnt. Vor der imposanten, blütenweiß gestrichenen Heilig-Kreuz-Kirche, die sich im Mittelpunkt des kleinen Ortes von den übrigen dunkler gehaltenen Wohnhäusern deutlich abhebt, sitzt ein Bläser-Quartett mit Saxophonen und einer Klarinette und läutet den Abend musikalisch ein. Durch die Kulisse der Berghänge, an denen die Töne der Musiker verklingen, entwickelt sich eine besondere Atmosphäre.

Währenddessen verschwindet die Sonne langsam hinter den Spitzen des Troodos-Gebirges. In 1100 Höhenmetern wird es auch sommers, spätestens jetzt schnell frisch. Im Schatten der Wälder, unter Baumkronen von Kiefern und Pinien, Zedern, Platanen und Eichen fühlt es sich tagsüber ebenfalls schon vergleichsweise kühl an. Einen starken Kontrast bildet das kalte Bergklima damit insbesondere an Sommertagen zu den heißen Temperaturen entlang der Küsten sowie im niedriger gelegenen Landesinnern. Auch in Gegenden, wie der etwa 80 Kilometer entfernten Hauptstadt Nikosia, auf der nach Sizilien und Sardinien drittgrößten Mittelmeerinsel, die geographisch zu Asien gehört, wird es in den Sommermonaten ziemlich heiß.

„Im Sommer haben wir 4000 Bewohner, im Winter sind es nur 100“, sagt Andreas Pavlou, Chef einer Pension an der schmalen Hauptstraße von Pedoulas. Kirche und Konzert sind dort von Weitem zu sehen und zu hören. „Minus sechs Grad haben wir hier oben im Winter“, fügt er hinzu. Tatsächlich kann in den Monaten zwischen Januar und März im Troodos-Gebirge sogar Ski gefahren werden. Es gibt ein kleines Skigebiet rund um den Berg Olympos. Mit 1952 Metern ist er der höchste Berg Zyperns. Rund 800 Meter weiter unten steht Pavlou am Rezeptionstresen seiner Pension. Der 85-Jährige ist eine schildernde Persönlichkeit im Dorf. Als Orts- und ehemaliger Kirchenvorsteher hat er mit dafür gesorgt, dass im August und September Sommerkonzerte vor der Church of Holy Cross, der Heilig-Kreuz-Kirche, im Zentrum der kleinen Gemeinde stattfinden. Diese sollen vor allem Urlauber anziehen und sind eine schöne Überraschung für Durchreisende, die den Weg von Zyperns Stränden in die Berge finden und mit so etwas nicht unbedingt rechnen.

Zur Erholung kommen aber auch Einheimische, um etwa im Hochsommer der Hitze der Städte zu entfliehen. So wie die Gäste von Shakeh Koutroulos, deren Familie ihr kleines Hotel im Ort seit fast 70 Jahren betreibe, wie die Frau mittleren Alters berichtet. „Wir lassen es in Pedoulas lieber gemächlich angehen“, sagt sie. Zwei ältere Pärchen aus Nikosia, die gerade einige Tage bei ihr zu Gast sind, schätzten die Ruhe des Bergdörfchens und kämen immer wieder, verraten sie. Auf der schlicht gehaltenen Terrasse schweifen ihre Blicke weit ins Marathasa-Tal.

Dort hindurch führt eine teils enge und kurvenreiche Straße zunächst hinab, vorbei an dem malerischen Örtchen Kalopanayiotis mit seinen kopfsteingepflasterten Gassen sowie traditioneller Architektur, das auch für seine Schwefelquellen bekannt ist, und wieder steil bergauf. Die Autofahrt endet vorerst am Kloster Kykkos. Von Pedoulas aus liegt die orthodoxe Abtei im westlichen Teil des Troodos-Gebirges knapp zwanzig Kilometer entfernt. Die Strecke fühlt sich über schmale Pisten durch die Berge durchaus etwas länger an.

Auf 1200 Metern thront Zyperns größtes und bekanntestes Kloster. Im elften Jahrhundert soll es von dem byzantischen Kaiser Alexios I. Komnenos gegründet worden sein. Ursprünglich aus Holz gebaut, ist es in den vergangenen Jahrhunderten mehrmals abgebrannt oder durch Erdbeben zerstört worden. Die heutige Anlage stammt aus dem 19. und 20. Jahrhundert und wurde größtenteils aus Stein errichtet. Um einen gepflasterten Innenhof mit Brunnen verteilen sich eine Kirche, Museum, Mönchszellen, in denen Ordensleute wohnen, eine Bibliothek und Empfangsräume. Zahlreiche Mosaike und Wandmalereien von Heiligendarstellungen sind zu sehen. Daneben kann das Grab sowie eine zehn Meter hohe Bronzestatue des griechisch-zyprischen Geistlichen und Politikers Makkarios III. besichtigt werden. Er war Erzbischof und von 1960 bis 1974 erster Präsident der zyprischen Republik. Mit Maschinengewehr vor der Brust steht hinter der Grabkammer als Wache ein junger Soldat.

Die schönsten Ausblicke gibt es einen Kilometer weiter hinauf. Dort steht am Gipfel des Berges Kykkos eine offene Kapelle, zu der gruppenweise Touristen und Gläubige pilgern. Im Innern bringen einige mit Gesängen ihren Glauben zum Ausdruck. Von Gesprächen und Gesängen der Reisenden abgesehen herrscht auch hier oben eine erfrischende Geräuschlosigkeit. Von dem Bergkamm auf mehr als 1300 Metern führen sanft geschwungene Höhenzüge durch das Marathasa-Tal in die Niederungen. Kurz vor den Küsten verflachen sie in die Ebene hinein. Hinter dem Dunst am Horizont lässt sich das Meer erahnen. Knappe zwei Stunden sind es von hier durch den Paphos-Wald zur Chrysochou-Bucht und zum Städtchen Polis im Norden, wo die ruhigen Strände der Insel liegen. Etwa gleich lang dauert die Fahrt nach Paphos, wo es an der Küste schon lebhafter zugeht. Ein Kontrastprogramm zur Ruhe in den Bergen bildet der touristische Südosten mit seinen Stränden und Hotelburgen rund um Agia Napa. Wer die Stille bevorzugt und ältere Architektur Zyperns erleben möchte, der ist in den Bergen gut aufgehoben.


INFOBOX

Dorthin und Rumkommen

Flüge in die an der Südküste der Insel gelegene Stadt Larnaka dauern von Frankfurt am Main aus etwas mehr als dreieinhalb Stunden. Auch nach Paphos (neugriechisch: Páfos) im Westen kann von Deutschland aus geflogen werden. Die geteilte Hauptstadt Nikosia, deren Nordteil genauso wie der gesamte nördliche Teil der Insel seit 1974 von der Türkei besetzt ist, bietet keinen aufgrunddessen intakten Flughafen.

Ein Mietauto ist nötig für Touren in die Berge. Am besten eignet sich ein kleiner und wendiger Wagen für die teils schmalen und kurvenreichen Bergpisten. Linksverkehr herrscht auf der gesamten Insel als Erbe der britischen Herrschaft, die vor 60 Jahren endete.

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Erstellt am 27.03.2021
Bearbeitet am 02.04.2021

Quelle
https://www.mannheimer-morgen.de/le...

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Themen-Tags
troodos-gebirge zypern urlaub reise ausflug
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