3 Abos und 3 Abonnenten
Artikel

Pianist Ahmad Jamal im Interview: "Fertig ist man, wenn man im Grab liegt"



Welt Online: Stimmt es, dass Sie mit elf Jahren schon Profi-Musiker waren?

Jamal: Eigentlich schon mit zehn. Ich war damals noch nicht in der Musikergewerkschaft, weil man dafür offiziell 16 sein musste. Aber ich habe schon vorher wie ein Profi gearbeitet und mehr Geld verdient als mein Vater, der 40 Jahre in einer Stahlfabrik schuften musste.

Welt Online: Wusste er das?

Jamal: Ich glaube nicht. Er musste so hart arbeiten, dass er das gar nicht mitbekommen hat.

Welt Online: Wie haben Sie als zehnjähriger Profi-Musiker die Schule hinbekommen?

Jamal: Ich hatte das Glück, ein sehr guter Schüler zu sein. Da machte es nicht so viel aus, wenn man mal fehlt. Außerdem war ich sehr diszipliniert.

Anzeige

Welt Online: Sie sollen Ihre Hausaufgaben in den Konzertpausen gemacht haben.

Jamal: So war das. Ich hab’ meine Schulhefte zu den Gigs mitgenommen, und in den Pausen bin ich drüber gesessen.

Welt Online: Über Ihren Klavierstil und den Zusammenklang Ihres Trios haben Sie gesagt: Was andere Raum nennen, nenne ich Disziplin. Was heißt das?

Jamal: Dass Disziplin in der Musik so wichtig ist wie im Leben. Alle meine Lehrer haben mir immer auch Disziplin beigebracht. Mary Cardwell Dawson zum Beispiel, eine meiner Klavierlehrerinnen. Sie war die Erste, die Afroamerikaner auf die Opernbühne gebracht hat. Das war revolutionär. Ohne Disziplin hätte sie das nie geschafft.

Welt Online: Wie diszipliniert ist Ahmad Jamal?

Jamal: Nach 81 Jahren ein kleines bisschen.


Zum Original