1 Abo und 0 Abonnenten
Artikel

Fahrradunfall: "Dann kam plötzlich diese Hirschkuh über die Straße gelaufen"

Burkhard Omland

63, lebt in Zorge im Harz und betreibt eine Maschinenbaufirma.

Als ich mich im Krankenhaus im Spiegel gesehen habe, mit der krummen Nase, da dachte ich: Das wird so schnell nicht wieder! Ich hatte überall Brüche - Halswirbel, Brustbein, drei Rippen, die Nase, das Jochbein. Nach 24 Stunden Intensivstation sah mein Gesicht aber schon wieder besser aus, und jetzt sieht man fast nichts mehr. Nur husten und lachen darf ich nicht. Dann tut es weh.

Es war Muttertag, 9. Mai, der erste Tag, an dem es warm war. Ich bin seit über 20 Jahren Triathlet, trainiere Radfahren, Schwimmen und Laufen. An dem Tag war eine Radeinheit mit meinem Freund dran. Wir wollten so um die 100 Kilometer im Naturpark Südharz fahren. Allerdings waren auch viele Motorradfahrer unterwegs, und ich war ständig unter Druck. Die fuhren teilweise sehr nah an mich ran. Man hört die ja, wenn die von hinten kommen, und ist schon nicht mehr entspannt. Deshalb bin ich sehr verhalten die etwa sechs Kilometer den Berg runtergefahren. Mein Freund war schon unten und hat das alles gar nicht mitgekriegt.

Dann kam plötzlich, auf einem geraden Stück, diese Hirschkuh von rechts über die Straße gelaufen. Ich dachte nur: Schmerzen, gleich tut's weh. Und dann war es auch schon so weit. Ich kann mich an jedes Detail erinnern. Der Unfallverlauf wurde anhand meiner Verletzungen rekonstruiert. Ich hatte keine Chance auszuweichen und bin frontal gegen die Hirschkuh gefahren. 59,6 km/h war die Aufprallgeschwindigkeit, ich messe das ja alles. Wenn das ein Auto gewesen wäre, wäre ich jetzt wohl tot. Ich muss mit meinem Oberkörper auf den Lenker geknallt und dann über mein Rad und über die Hirschkuh auf die Straße geflogen sein. Im Augenwinkel habe ich sie noch gesehen, als ich auf dem Boden lag. Sie zappelte kurz an der Leitplanke, stand dann aber auf und lief weg.


Zum Original