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Fluglinie: "Er drohte, mich zu verklagen, weil das Logo ähnlich aussah"

Oddur Eysteinn Friðriksson

37, CEO und Erfinder von MOM air, studiert an der Iceland University of the Arts.

Nach der Insolvenz unserer isländischen Billigfluggesellschaft WOW air haben viele Firmen behauptet, sie würden die Lücke schließen. Da dachte ich, das mache ich auch! Ich studiere an der Kunstakademie Islands und bekam für ein Projekt fünf Wochen Zeit, um irgendetwas zu erforschen oder zu erschaffen. Also erforschte ich, wie man eine Airline gründet. Ich hörte mir an, was diese neuen Anbieter versprachen, und stellte fest, dass da gar nichts war. Die sagten einfach, sie hätten viel Geld und Flugzeuge, die bald abheben würden. Beweise dafür sah ich nicht.

Also baute ich in fünf Tagen eine Website und Social-Media-Auftritte, schrieb Pressemitteilungen und Businesspläne. Ich kopierte das einfach von anderen Airlines. Meine Website ging online und kollabierte nach wenigen Minuten. Weil meine Mailadresse darauf zu finden war, bekam ich sofort Presseanfragen. Nachrichtensender riefen an. Sogar ein Anwalt von WOW air. Er drohte, mich zu verklagen, weil meine Airline MOM air hieß und das Logo ähnlich aussah. Es war der Wahnsinn!

Ich gab also zu, dass ich Künstler war, spielte aber weiter und sagte einfach, dass ich das Geld und die Flugzeuge hätte. Viele Medien wollten nicht darüber berichten, weil sie ahnten, dass es sich um einen Fake handelte, taten es aber oft trotzdem wegen der Klicks. Ich bekam etwa 6000 Buchungsanfragen.

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Meine Airline sollte ultra-low-cost sein. Man hätte im Flugzeug für Seife und Toilettenpapier bezahlt. Auch Rettungswesten hätten selbst mitgebracht oder an Bord gekauft werden müssen. Außerdem bot MOM air Covid- und Nicht-Covid-Flüge an. Ich verfolgte die Donald-Trump-Strategie: 50 Prozent der Menschen würden mir nie glauben, die anderen wollte ich locken. Ich druckte ziemlich coole Tickets für einen Freiflug und schickte sie Influencern, die alles sofort schluckten. Das half. Außerdem warb ich für Nachhaltigkeit und die Gleichstellung der Geschlechter, also Themen, mit denen sich moderne Unternehmen gerne reinwaschen.

Nach zwei Wochen wurde das Projekt an der Kunstakademie veröffentlicht. Ich glaube, ich hätte weitermachen können. Nur wurde es mir zu stressig. All die Fragen, und dann bot man mir noch echte Deals an: Flugzeuge, sogar Slots an Flughäfen und Crews! Viele Freunde dachten, ich würde wirklich ins Geschäft einsteigen. Und ehrlich gesagt: Ich war mir irgendwann auch nicht mehr so sicher. Wenn ein Investor genügend Geld auf den Tisch gelegt hätte, hätte ich es wohl gemacht.

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