Bei Touren in der Wildnis muss man meist autark sein - mit Kocher, Proviant, Schlafsack und Zelt. Beim Backpacking nutzt man die vorhandene Infrastruktur und kann viel weglassen. Aber wie bei Outdoortouren freut man sich über einen möglichst handlichen Rucksack und pfiffiges Equipment, die das Unterwegssein erleichtern.
Hier geht's zu Danielas kompletter Packliste für den Trip durch Thailand. Du warst schon öfter in Thailand. Schlägt man da einfach sein Zelt am Strand auf?Da geht es schon los: Man braucht kein Zelt, weil es überall Hostels oder auch Bungalows direkt am Meer gibt. Die sind günstiger als bei uns der Campingplatz.
Wie darf man sich das Unterwegssein in Thailand vorstellen?Man reist mit den Verkehrsmitteln der Einheimischen: mit Bus, Tuk-Tuk oder Sammeltaxi. Oder man leiht ein Moped. Für lange Strecken, etwa von Nord- nach Südthailand, lohnt sich eine Bahnfahrt - am besten im Nachtzug, so spart man Urlaubszeit und Übernachtungskosten. Zu den zahlreichen Inseln fahren Fähren oder Langboote. Wer will, baut in seine Reise Outdoortouren ein: Tageswanderungen, Paddel- oder Kletterausflüge, Tauchkurse, Dschungeltrekking im Norden.
Wie viel Gepäck brauche ich dafür?Unter den Travellern herrschen verschiedene Philosophien. Man trifft Minimalisten, die haben nur ein Paar Tevas, zwei T-Shirts und ein Tagebuch in ihrer Umhängetasche - die würden sich über meine Packliste totlachen. Aber ich habe halt gern mein eigenes Zeug dabei, inklusive Schlafsackinlett und Schnorchelset. Dafür bin ich bereit, etwas mehr zu schleppen. Das entscheidet also jeder selbst.
Nimmt man besser einen Rucksack oder gleich einen Rollkoffer?Wer vor allem mit Bussen auf dem Festland reist, ist mit einem Rollkoffer komfortabel unterwegs. Auf den Inseln werden die geteerten Wege seltener, dort lohnt sich ein Kombirucksack mit Rollen und Tragesystem. Ich persönlich bevorzuge einen normalen Rucksack, weil man viel unterbringt und richtige Touren unternehmen kann. Den Rucksack muss man zwar selbst tragen, aber dafür ist er auch auf Pickups oder Mopeds schulterbar und bleibt nicht mit den Rollen im Sand oder auf dem Holzsteg zur Fähre stecken.
Für welches Rucksackmodell hast du dich entschieden?Für einen Deuter Aircontact 50 + 10 SL, ein absolutes Raumwunder mit sehr gutem Tragesystem. Außerdem gibt's praktische Extras: einen Bauchgurt mit kleinen Reißverschlusstaschen, große Seitentaschen und eine integrierte Regenhülle. Außen hänge ich meist meine Schuhe mit einem Karabiner dran. Innen kommt alles in wasserdichte Beutel, das schützt prima vor Regen und Spritzwasser auf den Fähren.
Lohnt es sich, den Rucksack im Flieger und beim Transport auf dem Busdach noch mal in einen Sack zu stecken?Ein Transportsack ist gar nicht schlecht. Er schützt den Rucksack, und die Riemen bleiben nicht an Rollbändern oder Bussitzen hängen. Im Hostel kann man darin Einkäufe oder Schmutzwäsche verstauen. Beim Backpacking versuche ich immer, Ausrüstung multifunktionell einzusetzen.
Was ist noch multifunktionell?Ein gutes Beispiel sind die Schuhe. Die sind schwer und nehmen viel Platz weg. Also reduziert man. Ich habe ein Paar Boulderschuhe von Five Ten - die sind leicht, bequem, wasserabweisend, einfach praktisch. Die trage ich auch in der Stadt und beim Wandern. Zusätzlich sind nur noch ein Paar Teva-Sandalen dabei und ganz leichte Badeschuhe gegen Seeigel und scharfe Steine im Wasser. Fertig.
Benutzt du zusätzlich einen Daypack?Man sieht immer wieder Leute, die mit einem mittelgroßen Rucksack auf dem Rücken und einem kleinen vor der Brust herumwanken. Das habe ich auch mal probiert, fühlte mich aber zu unbeweglich. Mir ist ein großer Rucksack, in den alles passt, lieber. Eine gute Ergänzung ist der Vaude Rock Ultralight, ein 25-Liter-Rucksack, den man in seine Deckeltasche einfalten kann. Der wiegt 360 Gramm und wartet verpackt im Hauptrucksack auf seinen Einsatz bei Tagestouren.
In Bussen, Zügen oder auf Fähren verbringt man viel Zeit. Hast du gute Tipps für unterwegs?Wichtig ist, dass man es sich überall gemütlich machen kann. Oft sind Klimaanlagen stark aufgedreht, oder Zugluft stört. Dafür habe ich mein Houdini Power Houdi dabei, der hält warm und bietet sogar eine Kapuze. Wenn es richtig kühl wird, nutze ich mein Schlafsackinlett aus Fleece als Decke. Und ohne mein Eagle Creek Sandman Travel Pillow ziehe ich gar nicht erst los. Auch Ohrenstöpsel können ein Segen sein, beim Einschlafen.
Schlafen im Zug oder Bus? Keine Angst vor Diebstahl?Thailand ist grundsätzlich sehr sicher. Trotzdem habe ich Pass und Geld immer im Ortlieb-Wertsachenbeutel. Bei Zugfahrten schließe ich den Rucksack irgendwo fest. Ein eigenes Schloss ist niemals verkehrt: In Hostels gibt es meist Spinde, wo ich zum Beispiel meinen Fotoapparat einschließe, wenn ich ihn nicht brauche.
Die Küchenausrüstung kann man sich in Thailand vermutlich auch sparen?Kocher und Töpfe auf jeden Fall. Das können die Thai mit ihren Garküchen viel besser. Aber ich kaufe viel Obst und habe dafür extra einen Sea-to-Summit-Teller an Bord. Der Boden ist aus schnittfestem Kunststoff und ein ideales Schneidebrett. Klappt man den Rand hoch, wird er zu einer prima Schüssel für einen Obstsalat. Dazu superleichtes Titanbesteck und ein Taschenmesser.
Muss man das Trinkwasser filtern oder entkeimen?Zum Trinken, Obst waschen und Zähneputzen sollte man unbedingt abgepacktes Wasser nehmen, das kann man überall kaufen. Wenn man aber eine längere Dschungeltour im Norden plant, wo es keinen Nachschub gibt, sollten auf jeden Fall Entkeimungstabletten mit.
Noch mal zu den Klamotten. Was kommt neben der Kapuzen-Fleecejacke noch mit?So wenig wie möglich. Mir reichen zwei, drei kurze Hosen beziehungsweise ein Rock, eine lange Hose und fünf, sechs T-Shirts oder Blusen sowie Unterwäsche und Badesachen. Dann noch ein Kleid für die Stadt oder Restaurantbesuche. Ich wasche lieber öfter. Das geht in jedem Waschbecken mit Sea to Summit Laundry Wash, das ist auch biologisch abbaubar. Die Wäscheleine von Sea to Summit ist ebenfalls super: Man klemmt die Wäsche zwischen kleine Kugeln und braucht keine Klammern. Wer keine Lust zum Selbstwaschen hat, kann das auch in einer Wäscherei vor Ort für ein paar Baht machen lassen. Klamottenberge sollte man jedenfalls nicht mitschleppen.
Hosen, T-Shirts, Houdi - das ist alles?Das reicht - vor allem, wenn man aufs Material achtet. Baumwolle ist schnell durchgeschwitzt und müffelt dann. Gute Reisebekleidung ist deshalb meist aus Mischgewebe, das schnell trocknet und länger geruchsneutral bleibt. Auch auf den UV-Schutzwert der Textilien sollte man achten, durch manche Klamotten strahlt die Sonne einfach durch. Meine Meru-Bluse hat einen UV-Schutz von 30+, man kann damit also 30-mal länger in der Sonne bleiben. Beim Schnorcheln trage ich ein Shirt, um den Rücken vor Sonnenbrand zu schützen. Praktisch ist auch ein Tuch von einem örtlichen Markt, das lässt sich am Strand oder bei Tempelbesuchen umbinden oder als Badematte benutzen.
Kein schönes großes Badehandtuch für den Strand?Viel zu schwer! Das leichte Tuch reicht mir im Sand völlig. Zum Abtrocknen nach dem Duschen ist ein Meru Sport Towel aus Mikrofaser dabei, das hat das Packmaß einer Coladose und wiegt keine 100 Gramm.
Sogar in Thailand kann es mal regnen. Darf meine treue Gore-Tex-Jacke mit?Membran-Jacken sind nur bei einem Temperaturgefälle zwischen Körper und Luft atmungsaktiv, bei mehr als 25 Grad Außentemperatur bleibt der Schweiß in der Jacke. Außerhalb der Regenzeit sind die Schauer überdies nur kurz. Die dicke dreilagige Jacke vom letzten Island-Trip ist also fehl am Platz. Ich nehme höchstens eine superleichte Regenjacke von Montane mit, die mir auch als Windbreaker dient.
Stimmt es, dass helle Klamotten bei Hitze angenehmer sind?Klar, weil sie die Sonne besser reflektieren. Ganz Afrika trägt deswegen Khaki. Angeblich zieht helle Kleidung auch weniger Mücken an.
Apropos! Bitte die besten Tipps für den Mücken-Abwehrkampf ...Aus Schaden wird man klug: Windstille Plätze in Wassernähe sollte man meiden, in der Dämmerung sollte man lange Kleidung tragen und abends im Bungalow bei brennendem Licht nicht die Tür offen stehen lassen. Ansonsten kommen die üblichen Mittelchen zum Einsatz. Ich schwöre auf Nobite. Wer draußen sitzt, kann auch eine Mückenspirale abbrennen, das funktioniert meist gut. Wenn nicht, kommt der Zapper Click zum Einsatz.
Was ist das denn? Eine Mückenkanone?Nein, das ist eine Art Minifeuerzeug, das man auf den Stich aufsetzt. Eine Piezozündung zersetzt das Insektengift in der oberen Hautschicht, so werden die Schwellungen und der Juckreiz zumindest reduziert.
Wo wir schon bei den Mittelchen sind: Kaufst du Sonnencreme vor Ort oder schon zu Hause?Gute Sonnencreme ist auf den Inseln oft schwer zu bekommen und dann sehr teuer. Ich kaufe zu Hause zwei Sorten: Lichtschutzfaktor 50 für den Anfang und Lichtschutzfaktor 30 oder 20 für später. Die fülle ich in handliche Mehrwegfläschchen um, so muss ich nicht die großen Tuben mitschleppen. Die "Mittelchen" sollten beim Fliegen übrigens in den großen Rucksack - aus dem Handgepäck werden sie oft aussortiert.
Du kletterst gern - wie machst du das in Thailand?Zuletzt habe ich mich für die Lightvariante entschieden: nur meine Boulderschuhe, aber keinen Klettergurt, keine Karabiner, kein Seil. Am frühen Morgen, wenn alle noch schliefen und die Luft klar und kühl war, bin ich an die Boulderfelsen gegangen. Das war sehr schön. Trotzdem möchte ich beim nächsten Mal richtig klettern. Dafür kann man sich die nötige Ausrüstung vor Ort leihen und nur den eigenen Gurt und ein paar Lieblingsteile mitbringen. Zum Beispiel mein Dana Shirt von The North Face - das ist luftig und sitzt auch ohne BH darunter gut. Einfach perfekt zum Klettern!
Ist das nicht überhaupt die Ideallösung: mit wenig Gepäck reisen und für jede Aktivität die Outdoorausrüstung vor Ort einfach ausleihen?Wenn man den Verleiher kennt und der ordentliche, gepflegte Ausrüstung hat, dann ist das natürlich praktisch. Viele Anbieter verleihen aber leider Schrott - zum Beispiel gammelige Schlafsäcke, krumme Paddel, klapprige Mountainbikes. Wer Touren plant, die eine wirklich gute Ausrüstung erfordern, sollte diese im Zweifelsfall besser von zu Hause mitbringen. Oft sind auch die Preise gesalzen, die Miete für ein Schnorchelset kostet schnell so viel wie eine Nacht im Bungalow. Da bringe ich lieber mein eigenes Schnorchelset mit, das passt mir perfekt und ist obendrein hygienischer.
Auf deiner Packliste steht auch ein Erste-Hilfe-Set, das Kamillentee enthält. Warum denn das?Die meisten Alltagsartikel für den Sanitärbedarf oder gegen kleine Wehwehchen gibt es natürlich in Thailand zu kaufen: Klopapier, Tampons, Shampoo und so fort. Aber bei meiner ersten Tour war ich einmal krank und sehnte mich nach Kamillentee. Der ist in Thailand unbekannt - und fährt seither immer mit in den Urlaub.
4-Seasons Info Rucksackreisen in ThailandAnreise Thai Airways fliegt zweimal täglich von Frankfurt nach Bangkok. Dauert ca. elf Stunden.
Beste Reisezeit Von November bis Februar, wenn man sich aus dem Schnee in die Sonne sehnt. Dann regnet es kaum und ist nicht drückend heiß. Auf den Inseln im Süden ist es dank der Nähe zum Äquator das ganze Jahr über schön warm.
Unterkunft Bungalows gibt es zur Genüge an Thailands Stränden, am besten vor Ort den schönsten suchen. In der Hochsaison besser vorbuchen. In Bangkok und anderen Städten ohne Strand bieten sich Hostels an, eine Auswahl unter www.hostels.com oder www.hostelworld.com.
Rumreisen Am bequemsten in einem Reisebüro all-inclusive buchen, wenn es mit verschiedenen Transportmitteln in den Süden geht. Man bekommt einen Sticker ans T-Shirt, und die Bus-, Fähr- und Pickup-Fahrer leiten einen weiter. Die Inseln zu Fuß erkunden oder Moped ausleihen.
Danielas Tour Von Bangkok nach Ao Nang fliegen, einen Touristenort mit vollgepackten Stränden. Dem Trubel auf einem Longtail-Boot entfliehen, zu einer Vier-Insel-Tour. Mit der Fähre nach Koh Jum - einsame Strände! Weiter auf die Insel Koh Phangan, unter anderem zur monatlichen Full-Moon-Party, dem Treffpunkt für Backpacker. Über Surat Thani mit Zug und Bus zurück nach Bangkok.
Die Kunst des BackpackingsWer als Backpacker unterwegs ist, möchte viele Orte abseits des Mainstreams sehen. Und alles möglichst günstig. Übernachtet wird in Hostels, Backpackerunterkünften, Zelten oder günstigen Bungalows. Südostasien ist ideal für den Geldbeutel, den Sonnenwunsch und das Abenteuer in der Fremde. Geprägt haben das Rucksackreisen Backpacker auf Tour und in der Literatur: die Lonely-Planet-Gründer, die mit "Southeast Asia on a shoestring" den ersten Reiseführer für Backpacker publizierten, und der britische Rucksackreisende in Thailand aus Alex Garlands Roman "Der Strand".