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Der Iran liebt den Fußball, doch die Politik mischt sich ein

Der Iran will bei der WM erstmals die Vorrunde überstehen. Foto: ap, JM FP

Die iranische Nationalmannschaft hatte sich als zweites Team sportlich für die WM 2018 qualifiziert. Während sich der ehemalige Bundesliga-Fußballer Ashkan Dejagah schon riesig freut, schreibt das Land auch im Fußball immer wieder politisch Schlagzeilen.

Nach der geglückten WM-Qualifikation verhedderte sich der iranische Fußball gleich wieder in politische Verstrickungen. Der Verband schloss zwei Nationalspieler aus, weil sie mit ihren Klubs gegen ein israelisches Team gespielt hatten. Und schon schrieb das "Team Melli" wieder Negativschlagzeilen, wo doch eigentlich alle über die überraschend früh erreichte Teilnahme an der Endrunde 2018 in Russland sprechen sollten.


Iran hatte sich Mitte Juni bereits als zweites Team hinter Rekordweltmeister Brasilien sportlich für die WM qualifiziert. Ohne Niederlage und mit nur zwei Gegentoren in zehn Spielen setzte sich die Mannschaft des portugiesischen Trainers Carlos Queiroz souverän gegen Südkorea, den künftigen WM-Gastgeber Katar oder auch das Riesenreich China durch.

"Die Vorfreude ist riesig. Die Menschen in Iran leben Fußball", sagte der ehemalige Bundesligaspieler Ashkan Dejagah. Nach 1978, 1998, 2006 und 2014 hat sich der dreimalige Asienmeister Iran zum fünften Mal für eine WM-Endrunde qualifiziert.

Bisher war stets nach der Vorrunde Schluss, wie etwa 1998 mit Gruppengegner Deutschland (0:2). Nun soll es endlich bis ins Achtelfinale gehen. "Die Mannschaft kann das, sie hat das Potenzial", sagte Dejagah: "Wir wollen in die Geschichte eingehen als das erste iranische Team, das die Vorrunde übersteht." Queiroz betonte: "Ich habe nur ein Ziel: Die iranischen Fans glücklich machen."

Mit Erfolgen im Fußball lassen sich die Iraner schnell glücklich machen. Zu den Länderspielen strömen regelmäßig rund 100.000 Fans in die riesige Betonschüssel Azadi-Stadion. Doch genau da fangen die Probleme aus westlicher Sicht an.

Seit der Islamischen Revolution von 1979 ist Frauen in Iran der Besuch von Männer-Fußballspielen und anderen Sport-Events untersagt. Offiziell, um die weiblichen Zuschauer vor den verbalen Entgleisungen der männlichen Besucher zu schützen. Im September hatte es sogar einen Hackerangriff auf die Website des Nationalstadions gegeben, auf der Homepage stand ein Banner mit der Aufschrift "Lasst iranische Frauen ins Stadion". Doch die strikten Verbote scheinen sich nur langsam zu lockern.

Und dann war da noch die Sache mit Kapitän Massoud Shojaei und dessen Stellvertreter Ehsan Hajsafi. In der Europa-League-Qualifikation waren die beiden Schlüsselspieler mit ihrem griechischen Klub Panionios Athen gegen das israelische Team von Maccabi Tel Aviv angetreten. Daraufhin warf der Verband FFIRI Shojaei und Hajsafi aus der Nationalmannschaft, die WM-Teilnahme gilt als ausgeschlossen.

"Die beiden Spieler haben die rote Linie überschritten", sagte der iranische Vizesportminister Mohamed Resa Dawarsani zu dem Fall, "das ist für das iranische Volk nicht akzeptabel". Die regierungstreue Nachrichtenagentur Raja News schrieb: "Schämt euch, Ehsan und Massoud!".

Nach dem Rauswurf der beiden führte Dejagah die Auswahl in den beiden abschließenden Quali-Spielen aufs Feld. Auch für die WM könnte der 31-Jährige das Amt übernehmen. "Das würde mich sehr stolz machen. Der Trainer baut auf mich", sagte Dejagah. Dafür muss er nur eine Voraussetzung erfüllen: Seit dem Vertragsende beim VfL Wolfsburg im Sommer ist er vereinslos. Ein neuer Klub und Spielpraxis sind allerdings unabdingbar.


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