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Loch träumt vom historischen Gold-Coup

Hinter Felix Loch liegt eine enttäuschende Saison. Er hat die Schwächephase abgehakt. Dennoch bleibt die Frage: Findet der Rodler zurück zu alter Stärke? © dpa

Die Rennrodler starten mit dem Weltcup in Innsbruck-Igls in die Olympia-Saison - mit mehreren Gold-Träumen und einer Frage. Hinter Felix Loch liegt eine enttäuschende Saison. Er hat die Schwächephase abgehakt. Dennoch bleibt die Frage: Findet der Rodler zurück zu alter Stärke?


Von Christopher Köster und Thomas Weitekamp

Vor dem Start in den Olympia-Winter spricht Felix Loch die Wahrheit unumwunden aus: „Es geht halt einfach manchmal etwas in die Hose." Damit meint er vor dem Weltcupauftakt am Wochenende in Innsbruck-Igls nicht seinen einjährigen Sohn, sondern die vergangene Saison mit ihren ungewohnt dürftigen Ergebnissen. In diesem Winter soll wieder alles anders, besser werden. Schließlich will der Berchtesgadener Außergewöhnliches schaffen.

Bei Olympia vom 9. bis zum 25. Februar 2018 im südkoreanischen Pyeongchang peilt der Berchtesgadener sein drittes Einzelgold hintereinander an. Damit würde er mit seinem Freund und Vorbild Georg Hackl gleichziehen und seinen Status als einer der besten Rodler zementieren. „Das wäre etwas Besonderes, natürlich. Aber erzwingen kann ich das nicht", sagt Loch. „Es muss alles zusammenpassen: der Sportler, der Schlitten, die Bahn, das Wetter."

Erster Schritt auf dem Weg zu diesem Ziel war die Aufarbeitung der enttäuschenden Vorsaison. Nach fünf Erfolgen im Gesamtweltcup in Folge musste er die große Kristallkugel an den Russen Roman Repilow abtreten. Bei der Weltmeisterschaft in Innsbruck-Igls fuhr Loch nur hinterher. Die Gründe? Der Sportler, der Schlitten. Neben den neu erstarkten Gegnern, besonders aus Österreich und eben Russland, sei bei ihm „die athletische Komponente einfach zu kurz gekommen". Außerdem habe er „zu viele Fehler gemacht". Auch die Geburt seines Sohnes und die falsche Entwicklung an seinem Arbeitsgerät nennt der 28-Jährige als Ursachen. Nun aber: alles auf Anfang. Er kehrte im Sommer zu seinem Erfolgsschlitten zurück, widmete sich wieder mehr dem Grundlagentraining für seinen kraftvollen Start. „Ich habe ein deutlich besseres Gefühl als im vorigen Winter. Die athletischen Werte sind besser, es sah in den Trainingswochen gut aus." Schließlich ist es doch einfach: Was muss ich ändern, damit es besser wird? „Schneller rodeln."

Hinter ihm wird die Luft bei den Männern aber dünn. Johannes Ludwig und Andi Langenhan sind höchstens dann Siegfahrer, wenn wirklich alles zusammenpasst. Ralf Palik und Julian von Schleinitz konnten noch nicht nachhaltig in die Weltelite vorstoßen. Daher heißt es weiterhin: alle Augen auf Loch.

Anders sieht es bei den Frauen aus. Natalie Geisenberger beherrschte in der Vorsaison den Weltcup, Tatjana Hüfner ist Weltmeisterin. Bei Olympia 2014 in Sotschi gewannen sie Gold und Silber. Die Hauptkonkurrentin sitzt für die beiden Ausnahmefahrerinnen im eigenen Lager. „Wir müssen dabei natürlich aufpassen, dass sich die Wölfe nicht zerfleischen", sagt Bundestrainer Norbert Loch zur nicht immer einfachen Lage in seiner Auswahl: „Das müssen wir schon moderieren." Für Geisenberger ist es eher Ansporn als Druck. Sie glaubt, „dass uns genau das im vergangenen Jahrzehnt so stark gemacht hat. Wir wissen bereits im Training immer, wo wir international stehen. Jedes kleine Testrennen ist wie ein großer Wettbewerb". Eventuell kann auch Dajana Eitberger erneut ein Zeichen setzen.

Bei den Doppelsitzern sieht es ähnlich aus. Toni Eggert und Sascha Benecken sowie Tobias Wendl und Tobias Arlt sind vermutlich den Rivalen voraus und machen die Entscheidungen im Weltcup und um Olympia-Gold unter sich aus.

In Sotschi gingen vor vier Jahren alle vier Goldmedaillen nach Deutschland. Doch dafür muss wieder alles passen: Der Sportler, der Schlitten. (sid)



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