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Wie sicher sind Safe Spaces wirklich? - MainQueerSpace

Die meisten Mitglieder der LGBTQIA+ Community haben leider schon mindestens einmal Fälle von Diskriminierung erfahren. Wer sich deshalb in einem öffentlichen Raum nicht sicher fühlt, über die eigene Identität, sexuelle Orientierung und andere Probleme zu sprechen, sucht sich in diesem Fall einen Safe Space. Doch was ist das überhaupt und inwiefern sind sie für diskriminierte Gruppen unserer Gesellschaft von Bedeutung?

Definition Safe Space

Laut Definition handelt es sich bei einem Safe Space um einen Raum, in dem Personen nicht nur sicher vor Diskriminierung, Urteil und Gewalt sind, sondern auch die Möglichkeit haben, sich frei zu entfalten und ihre Probleme anzusprechen. Solche Räume finden sich sowohl analog als auch digital. Sei es in einer akzeptierenden, toleranten Freundesgruppe, einem Jugendtreff, in einem Chatroom oder sogar einer Telefonhotline: Überall, wo Menschen miteinander ein geschütztes Gesprächsumfeld schaffen, kann ein Safe Space entstehen. In diesem Raum können positive sowie negative Erlebnisse und Erfahrungen ausgetauscht werden. Auch hilft ein Safe Space dabei, dessen Mitglieder in ihrer Persönlichkeit und Identität zu bestärken, statt zu unterdrücken.

Safe Spaces vs Safer Spaces

Obwohl diese Idee eines Safe Spaces eigentlich sehr positiv und erstrebenswert klingt, ist sie leider oft gar nicht so leicht zu erreichen oder umzusetzen. Denn selbst in einer vermeintlichen Safe-Space-Gruppe, die aus von der Öffentlichkeit diskriminierten Personen besteht, können Machtverhältnisse und Vorurteile entstehen, was also keine absolute Sicherheit für wirklich jede Person gewährleistet. Deshalb wird alternativ statt Safe Space auch der Begriff "Safer Space" verwendet. Dieser Begriff findet sich zum Beispiel im 2016 erschienenen Buch "Ladyfest-Aktivismus: Queer-feministische Kämpfe um Freiräume und Kategorien" von der Gesellschaftswissenschaftlerin Alexandra Ommert. Das solle betonen, dass der hier gegebene Raum nicht komplett sicher vor jeder Form von Diskriminierung ist. Trotz allem ist das Ziel eines Safer Spaces, für seine Mitglieder sicherer als der öffentliche Raum zu sein.

Die Relevanz von Safe(r) Spaces ist hierbei unbestritten, da viele Mitglieder der LGBTQIA+ Community zwar auch in der Öffentlichkeit zu ihrer Identität stehen wollen. Allerdings erschwert Diskriminierung und Gewalt durch Konservative ( politisch und religiös), Unsensibilisierte, Rechte, TERFs oder auch Trolle diese freie Entfaltung. Der Wunsch nach öffentlicher Akzeptanz statt Hass und Ausgrenzung wird mit den negativen Einstellungen dieser Gruppen erst einmal auch ein Wunsch bleiben.

Was eigentlich zählen sollte

Dabei sind das gar nicht die Probleme, mit denen sich Menschen aus der LGBTQIA+ Community in erster Linie befassen wollen. Das Infragestellen und Herausfinden der eigenen Identität, Persönlichkeit oder auch sexueller Orientierung stellt für einen Menschen oft schon ein ausreichend großes Problem dar. Die Selbstfindung ist hierbei für die Betroffenen ein höchst anstrengender Prozess, der mit großer psychischer Belastung verbunden sein kann. Ein falsches Umfeld kann hier dafür sorgen, dass beispielsweise Angstzustände, Depressionen oder schlimmere psychische Folgen entstehen. Deshalb erweist sich ein Safe(r) Space als hilfreich, um den Selbstfindungsprozess so leicht wie möglich zu gestalten, wenn der öffentliche Raum das nicht gewährleisten kann.

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