Christoph Heinemann

Chefreporter, Hamburger Abendblatt

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Artikel

Drei Tage im Juli: Der G-20-Gipfel in Hamburg

Zeugenaussagen und vertrauliche Dokumente ergeben ein teilweise neues Bild des G-20-Gipfels in Hamburg. Ein Dossier.


Hamburg. Am Anfang ist da ein einziger Moment der Gelassenheit. Die Sonne brennt auf den Valentinskamp, 1500 Menschen schieben sich Richtung Alster, sie stampfen, feiern, bunt verkleidet, aus den Lautsprecherwagen des sogenannten Demo-Raves drückt der Bass. Plötzlich wirft ein Mann eine Flasche auf ein Polizeiauto, das vor dem Aufzug steht.


Es klirrt, splittert. Blicke schnellen nach vorn. Aber dann passiert: nichts. „Halb so wild“, brummt ein Polizist. Die Meute tanzt weiter. Nur eine ältere Frau mit Jutebeutel am Rande sagt, sie habe ein ganz mieses Gefühl. „Der Wirbelsturm rollt doch schon auf uns zu.“ Sie ahnt am Abend dieses 5. Juli 2017 selbst nicht, wie sehr sie recht behalten wird.


72 Stunden später wird Hamburg eine andere Stadt sein, eine geschundene und zerrissene Stadt. Das Schanzenviertel wird ein rauchendes Trümmerfeld sein und der so selbstgewisse ­Bürgermeister tief erschüttert, die Elbchaussee ein Zeugnis der Zerstörungswut; weit mehr als 500 Menschen werden im Krankenhaus liegen und Kinder traumatisiert sein. Donald Trump, Angela Merkel und die anderen Staatsgäste des G-20-Gipfels werden lächelnd wieder in ihre Flugzeuge gestiegen sein und Hamburg mit zwei Fragen allein gelassen haben, die noch ein Jahr später wie Glassplitter in der Seele der Stadt stecken und schmerzen.


Was ist in jenen Tagen bloß passiert? Und wie konnte es geschehen?


(...)


(Abendblatt plus)

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