Ein Münchner Unternehmer versorgt die Nachbarschaft mit Lebensmitteln, die übrig bleiben. Die Klientel ist eine ganz andere als bei den Tafeln. Zu wohlhabend, um bedürftig zu sein.
In
den Reiserucksack mit Aufnähern aus aller Welt hat die junge Frau noch
eine Tasche in Regenbogenfarben gepackt und etliche Jutebeutel. Bei
einer Foodsharing-Verteilung weiß man ja nie, wie viel man am Ende
mitnehmen muss.
Doch als sie am Samstagabend an der Allerheiligen-Kirche in München-Schwabing ankommt, ahnt sie schon, dass hier kein gewöhnliches Foodsharing stattfindet.
Hier scheint es nicht darum zu gehen, dass ein Bäcker drei Kisten altes Brot loswerden will oder ein Supermarkt zwanzig Kilo überreife Bananen. Vor dem modernen Kirchenbau stehen auch nicht bloß drei, vier eingefleischte Aktivisten, die Lebensmittel retten wollen. Hier warten mehr als sechzig Menschen.
Die Schlange zieht sich von der erleuchteten Eingangshalle aus Glas und Stahl bis weit in die Dunkelheit: Eine Ukrainerin gibt ihren Kindern mit dem Handy Licht, damit sie Hausaufgaben machen können, ein Mann hört mit großen Kopfhörern Musik, Rentnerinnen mit Handkarren plaudern. Alle sind dick eingepackt in Daunenmäntel, Jacken, Schals und Mützen, denn es ist knapp unter null Grad.
Fragt man die Wartenden, warum sie eine Stunde lang in der Kälte anstehen, sagen die meisten: „Um Lebensmittel zu retten.“
"Naja, die meisten retten eher sich selbst“, sagt Hans-Peter Bergmann. Der vierundsechzig Jahre alte Unternehmer trägt praktische Latzhose und Strickpullover. er hat die Verteilung organisiert und die Lebensmittel dafür beschafft.
Seit sechs Jahren macht Bergmann das. Zu Anfang, weil er übrig gebliebene Lebensmittel unter die Leute bringen wollte – mittlerweile, weil sich die Leute darauf
verlassen, dass er ihnen Lebensmittel bringt. Jede Woche.
„Brot für die Nachbarn", hat er seine Initiative getauft [...]
Kompletter Text: https://archive.ph/iFtRs
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