Fast menschenleer liegt die Boxhagener Straße da. Und das an einem Freitagabend. Gastronom Lutz Rau schaut aus dem Fenster seiner „Booze Bar" in Berlin-Friedrichshain. An einem normalen Wochenende, ohne Pandemie, wäre sein Lokal jetzt rappelvoll. Und feierwillige junge Leute würden durch die Straßen ziehen. Doch jetzt stehen nur drei Männer vor dem Späti nebenan und trinken Flaschenbier. Rau kennt sie. „Das sind normalerweise Gäste von uns". An einem Imbiss gegenüber unterhalten sich zwei Radkuriere von Lieferando, ein weiterer von Wolt kommt hinzu. Das Geschäft der Essenslieferdienste boomt, doch im Gegensatz zu Restaurants können viele Bars ihr Angebot nicht ohne weiteres per Rad ausliefern lassen. 2011 hat Rau die „Booze Bar" gegründet. Seither hat sich die Cocktailbar einen Namen gemacht in Berlins Gastroszene. Dabei war der Erfolg keineswegs programmiert: Der Kiez rund um die Simon-Dach-Straße ist weniger für gehobene Barkultur bekannt als für Easyjet-Touristen. Shisha-Bars und Imbisse locken mit niedrigen Preisen. Rau hingegen setzte von Anfang an auf professionell geschüttelte Drinks für gehobene Ansprüche.
Christoph M. Kluge
Reporter, Berlin
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