Deutschland vor dem Stillstand: Mit dem Fahrrad durch ein Land, das wir alle noch nicht kennen. Letzter Teil über die Corona-Recherchen als „RadelnderReporter"
Ein Beitrag im Projekt „ Radelnder Reporter - Gemütslagen und Gesichter aus Deutschland "
Text & Fotos von Martin C Roos
Seit 23. März gelten bundesweit Ausgangsbeschränkungen und ein Kontaktverbot außerhalb des engsten Umkreises. Kurz bevor die Maßnahmen rechtsgültig werden, trete ich als Radelnder Reporter in Aktion, um herauszufinden: Wie reagieren die Menschen auf die Coronakrise und wie gehen sie damit um? Was geht ihnen in diesen Tagen der Unsicherheit durch den Kopf, welche Ängste und Hoffnungen empfinden sie?
Nachdem ich für mich und den Schutz meiner Gesprächspartner ein Sicherheitsprotokoll entwickelt habe, mache ich mich am 16. März auf die Reise per Rad. Am ersten Tag fahre ich über Hamburg 132 Kilometer bis ins nordöstliche Niedersachsen. Den zweiten Tag beende ich bei Kilometer 259 in an der Havel in Sachsen-Anhalt. Am dritten Tag erreiche ich bei Kilometer 290 frühmorgens das brandenburgische Neustadt, in dem die Hälfte der Bevölkerung dem Aufruf des Landkreises folgte und zwei Wochen freiwillig in Quarantäne blieb.
Hier schreibe ich darüber, wie der 18. März und die Folgetage in Berlin weiter verliefen.
Es waren Tage, in denen sich das Leben in der Hauptstadt neu zu sortieren begann. Die Stadt reagierte anfangs eher lax auf die steigenden Zahlen von Infektionen. Zwar mussten seit dem 14. März alle Clubs, Theater, Ausstellungen, Kinos und Bordelle geschlossen bleiben, aber Restaurants durften zum Beispiel öffnen, Veranstaltungen mit bis zu fünfzig Personen stattfinden. Während fast alle Bundesländer das öffentliche Leben seit 20. April allmählich wieder hochfahren, hält Berlin nun an vielen der strengsten Maßnahmen länger fest und klinkt sich am 27. April sogar früher in die bundesweite Maskenpflicht ein als das sonst besonders vorsichtige Schleswig-Holstein. Was ich als RadelnderReporter in der Anfangsphase dieses Berliner Sonderwegs erlebte, darüber berichte ich im letzten Teil meiner März-Reportage.