Christine Persitzky

Freie Journalistin, Texterin, Berlin

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Der ideale Arbeitsplatz: Lukrativ, ökologisch und flexibel

Ein eigener Schreibtisch sollte es schon sein -und das Büro nicht zu klein und in zarten Farben gestrichen. Auch ein Holzfußboden wäre schön. Die Arbeitszeit darf flexibel, das Gehalt möglichst hoch und der Arbeitgeber umwelfreundlich sein -so wünscht die Generation Y sich ihren idealen Arbeitsplatz. Generation Y, das sind die 18- bis 25-Jährigen, die 15 Prozent der heutigen Gesamtbevölkerung ausmachen. Derzeit studieren sie noch oder sammeln gerade erste Berufserfahrung. Sie sind die kreativen Köpfe, die Fach- und Führungskräfte von morgen, die den Unternehmen schon heute immer häufiger fehlen. Und sie haben genaue Vorstellungen davon, wie und wo sie arbeiten wollen.Die Studie "Oxygenz: Generation Y and the Workplace" von Johnson Controls Global WorkPlace Solutions, einem großen Anbieter von integrierten Real-Estate- und Facility- Management-Dienstleistungen, hat sich diese Bevölkerungsgruppe mit ihren Wünschen und Präferenzen genau angeschaut. Damit will man den Arbeitgebern Hilfestellung anbieten. Denn die richtige Arbeitsplatzgestaltung fördert nicht nur Kreativität und Produktivität der Belegschaft. Mit Blick auf den Fachkräftemangel und die demografische Entwicklung in Deutschland empfiehlt Marie Puybaraud, Leiterin des Forschungsbereichs Global WorkPlace Innovation bei Johnson Controls und Initiatorin der Studie: "Wenn Unternehmen junge Talente anwerben und halten möchten, werden sie die Ergebnisse unserer Studie beachten müssen."Ergebnisse überraschen im internationalen VergleichErgebnisse, die durchaus überraschend sind -vor allem im internationalen Vergleich. Weltweit nahmen an der Befragung mehr als 6700 Studierende und Arbeitnehmer teil, 3500 im besagten Alter zwischen 18 und 25 Jahren. In Deutschland wurden 841 Teilnehmer dieser Altersgruppe befragt, 72 Prozent waren Studierende. Was am deutschen Sample auffiel: Wichtigstes Kriterium für die Berufseinsteiger bei der Auswahl des Arbeitgebers ist das Gehalt, gefolgt von künftigen Kollegen und einer sinnvollen Tätigkeit. Im weltweiten Durchschnitt dagegen stehen Weiterbildungsmöglichkeiten an oberster Stelle. Die kommen bei den deutschen Angehörigen der Generation Y erst auf Platz sechs.Auch beim persönlichen Arbeitsumfeld unterscheiden sich die deutschen "Gen Y"-Befragten vom Rest der Welt: 87 Prozent erwarten einen eigenen Schreibtisch, den sie individuell gestalten wollen. Nur 55 Prozent der Umfrageteilnehmer in China und 64 Prozent der Befragten in Großbritannien haben diesen Anspruch. Lediglich acht Prozent der Teilnehmer aus der Bundesrepublik wären bereit, ihren Schreibtisch zum Beispiel für die Nutzung an unterschiedlichen Tagen zu teilen. Gerade einmal fünf Prozent können sich vorstellen, mit einem "Hot Desk"-System ohne fest zugewiesene Schreibtische -benutzt wird der Platz, der gerade frei ist -zu arbeiten.Besonders anspruchsvoll sind die jungen Deutschen bei der Größe ihres Büros: 60Prozent gaben an, sich erst in Räumen zwischen zwölf und 16 Quadratmetern pro Arbeitsplatz wohlzufühlen. Der internationale Durchschnitt liegt bei acht bis zwölf Quadratmetern. Den Weg zum -möglichst in der Innenstadt gelegenen -Büro möchte nur knapp ein Drittel der deutschen Nachwuchskräfte im Auto zurücklegen. Zum Vergleich: In USA sind es 52, in Indien 49 Prozent. 65Prozent der deutschen GenY's bevorzugen umweltverträgliche Transportformen wie den öffentlichen Nahverkehr (23 Prozent), das Fahrrad (26 Prozent) und die eigenen Füße (16 Prozent). Umweltfreundliches Verhalten verlangen sie auch vom Arbeitgeber: 47 Prozent der befragten Deutschen wollen, dass er einen Arbeitsplatz zur Verfügung stellt, der über die bloße Einhaltung von Umweltstandards hinausgeht, also zum Beispiel auf Solaranlagen setzt oder Wassersparmaßnahmen ergreift. Im weltweiten Durchschnitt wünschen sich das sogar 54 Prozent.Junge Arbeitnehmer wollen Flexibilität und TechnikVon entscheidender Bedeutung ist die Flexibilität: 76 Prozent der deutschen Teilnehmer wünschen sich variable Arbeitszeiten. Davon, dass ein Arbeitgeber das tatsächlich anbietet, gehen jedoch nur 41 Prozent aus. Mobil arbeiten möchten fast drei Viertel der GenY's -und das auf dem neuesten Stand der Technik: Als Digital Natives, die von Kindheit an mit den neuen Medien aufgewachsen sind, wünschen sie sich vom Arbeitgeber Handy (60 Prozent), Laptop (mehr als die Hälfte) und Smart Phone (knapp 50 Prozent).Mit seinen Erkenntnissen steht der Oxygenz-Report keineswegs alleine. Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation erforscht in seinem Office Innovation Center, wie der Arbeitsplatz von morgen aussieht, und prognostiziert: "Erfolgreiches Arbeiten in einer globalisierten Informations- und Wissensgesellschaft erfordert ein hohes Maß an Flexibilität, Mobilität, Kooperation, Integration und Kommunikation. In Zukunft erfährt das Büro eine neue Bedeutung, denn es entstehen Arbeitswelten, die Kreativität fördern und Innovationen hervorbringen."Eine solche Bürowelt existiert bereits in Berlin-Adlershof -im Headquarter von Solon SE, einem der größten europäischen Solarunternehmen. Kommunikation und Flexibilität sind die prägenden Elemente in der 2008 neu entstandenen Verwaltungs-, Produktions- und Forschungszentrale, die zum "Best Office 2010" gekürt wurde. Die offen gestaltete, viergeschossige Architektur und das lückenlose WLAN-System laden dazu ein, sich immer wieder neue, bedarfsgerechte Arbeitsplätze zu wählen -sei es zurückgezogen in eigens kreierte Alkoven, auf dem begrünten Dach oder in wechselnden Team-Konstellationen in den dafür vorgesehenen Bereichen mit Sitzecken und Stehtischen. "Als Global Player der dynamischen Zukunftsbranche der erneuerbaren Energien wollen wir zeigen, dass man Zukunft schon heute leben kann", erklärt Stefan Säuberlich, CEO der Solon SE. Und davon profitieren beide Seiten: Die Arbeitgeber werden attraktiver für die Fachkräfte -und die bringen am idealen Arbeitsplatz bessere Leistung.------------------------------Generation YArbeite, wie du magst - und möge, wie du arbeitest: Das ist das Motto der Oxygenz-Studie von Johnson Controls. Sie ergründet, wie sich die Angehörigen der so genannten Generation Y -Menschen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren - ihr ideales Arbeitsumfeld vorstellen. Sich mit ihren Wünschen auseinanderzusetzen, wird für die Firmen immer wichtiger, denn die GenY's sind die Fachkräfte von morgen -und als solche wahrscheinlich Mangelware. Arbeitgeber müssen also umso attraktiver sein, um die jungen Mitarbeiter anzuziehen und zu halten. Die Studie ist im Internet einseh- und die deutsche Version der Untersuchung als PDF herunterladbar.www.oxygenz.com (Sprache wählbar)Auch das Office Innovation Center (OIC) des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation befasst sich in seinen Erhebungen mit der Zukunft der Arbeit. Sie wird dort erforscht, gelebt und demonstriert. So entwickeln die Fraunhofer-Forscher beispielsweise die Bürowelt von morgen -in realen Räumen und virtuellen Simulationen. Wer mag, kann über die Homepage des OIC auch an der aktuellen Web-Erhebung zur Wissensarbeit 2020 teilnehmen.oic.iao.fraunhofer.deDie Auszeichnung Best Office Award wird alle zwei Jahre anlässlich der Fachmesse für Office und Objekt "Orgatec" für zukunftsweisende Bürokonzepte verliehen.www.best-office-award.com www.orgatec.de------------------------------Grafik: Umweltverträglich zur Arbeit: Diese Arten der Fortbewegung bevorzugt die Generation YGrafik: Präferenz des Arbeitsplatzes bei 18-25 Jährigen (nach Ländern)Foto: Auf dem Sonnendeck: Bei der Solarfirma Solon SE existiert der ideale, flexible und nachhaltige Arbeitsplatz bereits.

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