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Kürbis ist viel mehr als Deko - Was alles drin steckt

So viele verschiedene Sorten! Aber Vorsicht, nicht jeder Kürbis eignet sich zum Verzehr.Foto: Ralf Rottmann, WAZ Foto Pool

Bonn. In den Herbstmonaten wimmelt es vor Kürbissen. Die dicken Dinger sind seit einigen Jahren wieder äußerst beliebt bei den Verbrauchern. Sie können ruhig zugreifen. Denn so ein Kürbis steckt voller Vitamine. Selbst seine Kerne sind wertvoll. Und das vor allem in Österreich beliebte Kürbiskernöl gilt als Cholesterinsenker.


Der Kürbis ist vielleicht die erste Frucht, die ihre Bekanntheit ihrem guten Aussehen verdankt - begann die Karriere hierzulande doch als hübsches Accessoire: in unterschiedlichen Farben und Formen vor der Haustür, oder später als leuchtende Grimasse zu Halloween. Herbstdeko ohne Kürbis ist wie Adventszeit ohne Tannengrün.

Erst in den letzten Jahren haben die Deutschen auch die inneren Werte des Kürbisses wiederentdeckt. Ob als herzhafte Suppe, Püree oder Zutat für süße Puddings und Kuchen, Kürbis macht sich auch auf dem Teller gut. Denn er ist nicht nur lecker, sondern auch voller wichtiger Nährstoffe.


Gut für die Augen

Was die Möhre kann, kann der Kürbis schon lange: Wie seine gleichfarbige Kollegin enthält er viel Beta-Carotin, das der Körper in Vitamin A umwandeln kann. „Das ist wichtig für die Augenfunktion", sagt Gabriele Kaufmann, Ernährungswissenschaftlerin beim Verbraucherinformationsdienst aid in Bonn: „Außerdem schützen Carotinoide vor freien Radikalen und bewahren unsere Zellen vor Schädigung." So könne Krebs-, Herz- und Gefäßerkrankungen vorgebeugt werden.


Weitere Inhaltsstoffe im Kürbisfleisch sind Kalium, das unter anderem für die Erregbarkeit von Nervenzellen wichtig ist, und Ballaststoffe, die die Verdauung positiv beeinflussen. „In geringen Mengen enthält das Fruchtfleisch auch Kalzium, Magnesium, Phosphor, Eisen, Zink, Selen, Vitamin E und C sowie B-Vitamine", sagt Kaufmann.


Wertvolles Fett

In höherer Konzentration findet man diese Mineralien und Vitamine in den Kürbiskernen. Die sind zwar echte Kalorienbomben (100 Gramm enthalten gut 500 Kalorien und 45 Gramm Fett), wegen des hohen Gehalts ungesättigter Fettsäuren sind sie aber auch besonders wertvoll. „Fett aus Kürbiskernen erleichtert dem Körper die Aufnahme der fettlöslichen Nährstoffe aus dem Gemüse und ist leicht verdaulich", erläutert Kaufmann. Die enthaltene Aminosäure Tryptophan gilt zudem als Stimmungsheber, da sie an der Produktion des Glückshormons Serotonin beteiligt ist.


Öl senkt Cholesterin

Das intensiv schmeckende Kürbiskernöl ist vor allem in der Steiermark eine kulinarische Spezialität. Wer Salate und andere Rohkostgerichte damit anmacht, bekommt eine ordentliche Portion Vitamin E ab, das wie das Beta-Carotin die Zellen gegen freie Radikale abschirmt. Die enthaltene Ölsäure senkt die Cholesterinwerte und schützt so Herz und Leber. Außerdem sorgt Linolsäure dafür, dass die Haut geschmeidig bleibt.


Kürbis als Medizin

Der Verzehr von Kürbisöl & Co. schützt nicht nur vor Krankheiten, er kann manche von ihnen sogar lindern. Bei gutartigen Prostatavergrößerungen gilt etwa die heilsame Wirkung von Kürbiskernen als wissenschaftlich belegt. Zudem wirken sie beruhigend auf eine Reizblase, während die im Fruchtfleisch enthaltene Kieselsäure einen günstigen Effekt auf Bindegewebe, Haut und Nägel hat. Wer auf Kürbis als Medizin vertraut, sollte jedoch eines beachten: „Im Einzelfall sind die Beschwerden und die Behandlung immer erst mit einem Arzt abzuklären", rät Gabriele Kaufmann.


Vorsicht vor Zierkürbissen

Sie mögen vielleicht zum Anbeißen aussehen, aber Zierkürbisse sind keine Genusskürbisse. Wer sowohl Speise- als auch Zierkürbisse selbst anbaut, sollte Vorsicht walten lassen. Denn: „Manchmal kreuzen sich die Arten auf dem Feld ungewollt", sagt Kaufmann. Dann könnten auch Speisekürbisse die giftigen Bitterstoffe enthalten. Die Ernährungsexpertin empfiehlt deshalb, zunächst ein kleines Stück des rohen Fleischs zu probieren. „Wenn es bitter schmeckt, lassen Sie die Finger davon."


Christine Holthoff

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