Christina Philippe

Freelance Writer & Digital Strategist, Hamburg

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Mobile Payment - Warum auch Apple nicht die Payment-Welt im Sturm erobern wird | Mobilegeeks.de

Pünktlich zum Launch des neuen iPhones überschlagen sich wieder die Analysten mit Forecasts und Annahmen. Und wie jedes Mal wird auch 2014 wieder vermutet, dass Apple nun definitiv in den Mobile Payment Markt einsteigen wird. Vielleicht ist das der Fall, vielleicht aber auch nicht. So oder so, es wird wenig an der aktuellen Situation ändern.

Im Gegensatz zu vielen anderen Bereichen, in denen Apple tatsächlich als Vorreiter einige Innovationen einstreuen und gesellschaftsfähig machen konnte, ist Mobile Payment ein zu komplexes Thema. Der Erfolg eines Produktes ist hier von so vielen unterschiedlichen Playern abhängig, dass Apple auch in Kooperation mit den führenden Kreditkartenanbietern keine großen Sprünge machen kann.

Neben einer übersichtlichen, sicheren und funktionalen App braucht es noch einiges mehr, damit ein Nutzer mit seinem Smartphone bezahlen kann. Gehen wir (im besten Fall) davon aus, dass Apple einen NFC Chip in das neue iPhone eingebaut, eine Mobile Payment App entwickelt und Partnerschaften mit Kreditkartenunternehmen geschlossen hat. Dann hat nach dem Kauf des iPhones ein Nutzer die App eingerichtet und eine Kreditkarte hinterlegt. Das ist, wenn alles gut läuft, für den Nutzer selbst kein großer Akt. Als Unternehmen aber gerade für den deutschen Markt dorthin zu kommen so etwas anbieten zu können ist unfassbar umständlich und ein mit Juristen gepflasterter Weg vorbei an Geldwäsche Gesetzen, der BaFin und vielen weiteren Stationen. In den vergangenen Jahren hatte ich selbst das Vergnügen diesen Weg bei einem großen Telekommunikationsunternehmen mit zu gehen. Es ist mehr als fragwürdig, ob Apple die nötigen Lizenzen, Zulassungen etc. in Deutschland zur Verfügung stehen. In den USA sind die Regelungen da etwas weicher.

Gehen wir aber trotzdem davon aus, dass Apple alle Voraussetzungen erfüllt und auch deutsche iPhone Käufer quasi direkt mit der Möglichkeit des Mobilen Bezahlens ausgestattet sind. Nun entsteht die Frage: Wo sollen sie denn bezahlen? Einfach in den Supermarkt gehen und den Wocheneinkauf mit dem Smartphone bezahlen kann man jedenfalls nicht. Auch eine Tasse Kaffee wird schon zur Herausforderung. Es folgt nämlich die eigentlich größte aber dennoch am wenigsten diskutierte Hürde: Die Akzeptanzstellen. Bisher gibt es nur eine Handvoll Geschäfte die theoretisch dazu in der Lage sind, mobile Zahlungen abzuwickeln. Dazu gehören, unter anderem, die Filialen der Douglas Holding, einige Mc Donalds Filialen, ausgewählte Kamps Bäckereien, Starbucks Coffee Houses und ein paar Supermärkte. Allerdings reicht die Möglichkeit mobile Zahlungen zu akzeptieren alleine nicht aus. Wenn das Personal nicht entsprechend geschult ist, kann man das iPhone stundenlang an ein Terminal halten, es wird nichts passieren. Und leider ist es im Moment tatsächlich noch so, dass die meisten Kassierer keine Ahnung haben. Das ergab ein Selbsttest aller in Deutschland verfügbaren Paymentoptionen.

Um Mobile Payment anbieten zu können, müssen Händler ihre Terminals und Kassensysteme entsprechend aufrüsten. Pro Terminal fallen Kosten von ca. 500 Euro an. Wenn man das auf einen Supermarkt oder gar eine ganze Kette hochrechnet, sind das auch mit Rabatten erhebliche Kosten. In der Regel werden die Terminals nach bestimmten Zyklen ausgetauscht. Ein Austausch außerhalb dieser Zyklen muss sich rentieren. Und genau hier liegt das Problem: Für die Händler ist Mobile Payment keine lohnende Investition. Der Nutzerkreis ist überschaubar, der Bezahlvorgang nur um einen winzigen Bruchteil schneller als bei einer Kartenzahlung. Es lohnt sich also schlicht nicht auf Mobile Payment zu setzen.

Das wiederrum bedeutet aber auch, dass für Nutzer kein attraktiver Grund besteht, sich dem Thema zu widmen. Ein Henne-Ei-Problem, dass selbst Apple mit dem neuen iPhone und einem eigenen Ansatz nicht wird lösen können.

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