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Grillen: Worauf grillst du?

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Ein Grill kann so viel kosten wie ein kleines Auto. Aber ob das Steak gelingt, liegt nicht allein an der Ausrüstung. Der große Guide für einen gelungenen Grillabend Von Christian von Stülpnagel

Ein Einweggrill mag für einen einzelnen Abend verführerisch klingen, sollte aber nicht die erste Wahl sein: "Das Grillergebnis ist nicht so toll, und auch für die Umwelt ist es nicht das Beste", sagt Katharina Bertl. Besser sei, sich einen Kugelgrill mit Deckel zuzulegen: "Damit kannst du alles machen. Fleisch, Würstchen und Gemüse sind ebenso möglich wie über Stunden garende Braten." Marke oder Modell seien relativ egal, und auch die Größe spiele keine entscheidende Rolle: "Mit 57 Zentimetern Durchmesser macht man nichts verkehrt, für sich allein oder auch eine Gruppe mit Freunden." Wenn man nur wenig Platz zum Verstauen habe, reiche auch die Miniausführung: "Selbst die produziert genügend Hitze." Ein solcher Kugelgrill müsse nicht mal teuer sein: "Den gibt es im Handel teilweise für 20 Euro." Wichtig sei lediglich, dass der Grill sicher stehe und einen Deckel habe.

Wichtiger als das Grillmodell sei die Kohle, sagt Bertl: "Wenn du billige von der Tankstelle kaufst, wo nur Ministücke drin sind, verbrennst du dein Geld." Dann schmecke das Fleisch am Ende komisch und man komme kaum auf die nötige Temperatur. Zum einfachen Grillen reichten schon 220, maximal 250 Grad, "aber wenn die Kohle nur ein Pulver ist, ist das gleich verbrannt, und dann wird das nichts". Besser seien gleichförmige Briketts aus dem Grillfachgeschäft oder dem Baumarkt. "Die sind zwar teurer, glühen aber länger", sagt Bertl. Zum Anzünden reiche Küchenpapier mit Salatöl. Sind die Briketts grau, ist der Grill heiß und bereit für das Fleisch.

Wer sich die Wartezeit sparen will, kann zu Gasgrills greifen. Wie bei Campingkochern heizen die über Gas aus einer Gasflasche ein, was sofort für Hitze sorgt - gerade für Familien mit ungeduldigen Kindern ist das sehr praktisch. Im Geschmack des Grillgutes unterscheiden sie sich nicht von Kohlegrills, denn das Aroma entsteht durch die Hitze. "Durch die verbaute Technik ist ein Gasgrill aber natürlich etwas teurer als ein Kohlegrill", sagt Egzon Krasniqi, der Grillverkäufer aus Germering. Online findet man zwar Modelle für um die 100 Euro, Krasniqi würde aber mehr Geld in die Hand nehmen: "Bei einem guten Gasgrill bin ich bei 500 Euro aufwärts." Dafür bekomme man dann auch mehrere Brenner, eine gute Verarbeitung und einen sicheren Stand. Auch Katharina Bertl würde eher etwas mehr Geld für Exemplare investieren, bei denen die Gasflasche sicher verräumt ist und die viele Jahre halten. Vor allem in der Nachsaison im Herbst seien aber auch ein paar gute Schnäppchen zu machen.

Ein weiterer Vorteil von Gasgrills: Weil sie wenig rauchen, sind mit ihnen auch Grillabende auf dem Balkon möglich, dasselbe gilt für Elektrogrills. Allerdings haben viele günstige Elektrogrillmodelle keinen Deckel und nur einen Heizstab. Indirektes Grillen, bei dem das Grillgut nicht direkt über der heißen Flamme liegt, sondern in kühleren Bereichen stundenlang brät, ist so kaum möglich. Wenn der Elektrogrill jedoch genügend Leistung hat und die nötigen rund 250 Grad Hitze entwickelt, ist er für das schnelle Vergnügen auf dem Balkon eine gute Alternative.

Egal ob Kohle oder Gas, bei einem Detail sollte man definitiv nicht sparen: "Die zehn Euro für eine wetterfeste Abdeckhaube sollte man auf jeden Fall investieren. Dann hält der Grill ein paar Jahre länger", sagt Bertl. Ohne Schutzhülle können Grill und Deckel sonst schnell rosten und die Scharniere laufen nicht mehr rund. Noch besser ist ein Schuppen, wo man den Grill unterstellen kann, wenn er nicht benutzt wird.

Ebenfalls zur Grundausstattung gehört eine Fleischgabel, wie sie Bertl empfiehlt, oder eine ordentliche Grillzange, wie Krasniqi sie kaufen würde. Das mache mehr Freude und erspare vor allem dreckige Finger, weil man das Fleisch sauber auf den Grill bekomme und wenden könne. Viel investieren muss man dabei nicht, einzelne Exemplare gibt es für weniger als zehn, gute Sets für 20 bis 30 Euro.

Wer mehr Ambitionen hat und Familie und Bekannte mit einer größeren Vielfalt beeindrucken möchte, dem raten Grillmeisterin Bertl und Verkäufer Krasniqi zu einem Plancha. Das sind Grillplatten aus Keramik oder Edelstahl, die man wie eine Pfanne auf den Grill legt. "Die eignen sich wunderbar für Gemüse oder Fisch, aber man kann darauf auch Pfannkuchen oder Spiegeleier machen", erklärt Krasniqi. Für Bertl ist es sogar "die beste Investition, wenn man öfter grillt". Von Einmalschalen aus Alu hält sie wenig: "Die finde ich aus ökologischer und gesundheitlicher Perspektive ganz schrecklich."

Bertl rät allen, die fortgeschrittener grillen wollen, außerdem zu einem Fleischthermometer. "Aber dann muss man schon wissen, was für eine Kerntemperatur das Fleisch am Ende haben soll." Das ideale Steak hat zwischen 52 und 54 Grad Kerntemperatur, dann ist es perfekt medium. Für ein gutes Thermometer würde sie zwischen 30 und 40 Euro investieren: "Dafür bekommt man dann welche, die einem bei der gewünschten Temperatur eine Benachrichtigung aufs Handy schicken. Das macht den Abend für die Grillenden entspannter."

Natürlich gibt es auch Grills, die solche Thermometer eingebaut haben. Damit könne auch ein nicht so begabter Griller zum Meister werden, sagt Verkäufer Krasniqi: "Wie ein Navi fürs Grillen." Aber solch ein Komfort habe mit Geräten ab etwa 1.500 Euro natürlich seinen Preis.

Nach oben sind dem Material und den Funktionen kaum Grenzen gesetzt. Wer den Grill intensiv als richtige Outdoorküche nutzen wolle, der könne mit All-in-one-Lösungen alles machen, sagt Grillmeisterin Bertl. "Damit kann man kochen, grillen, räuchern und auch backen, ganz ohne weitere Geräte. Man kann ganze Spanferkel zubereiten, aber auch Pizzen." Ihre Traummodelle ähneln den Topgeräten aus Krasniqis Grillgeschäft, werden aber mit Holz befeuert und sehen eher aus wie ein kleiner Ofen für den Garten. Kostenpunkt etwa 4.000 Euro. Wer einfach nur ein Stückchen Fleisch garen wolle, für den sei so was natürlich nichts: "Da muss man sich wirklich schon sehr für das Grillen interessieren oder Profi sein. Notfalls sollte man sich einen Grillmeister buchen und sich die Funktionen und verschiedene Techniken zeigen lassen." Das Steak schmecke am Ende aber nicht unbedingt besser als vom kleinen Kugelgrill: "Aber für das Feeling ist es einfach was anderes", sagt Bertl.

Auch in Krasniqis Sortiment befinden sich einige High-Class-Grills, unter anderem welche, bei denen die Knöpfe automatisch zu leuchten anfangen und das Herstellerlogo auf den Boden projiziert wird: "Das macht das Grillen natürlich nicht besser, aber auf einer Party schon Eindruck", sagt Krasniqi. 6.000 Euro soll so ein Modell kosten: "So einen Grill möchte man haben, wie man ein großes Auto fahren möchte."

Die Hauptsache sei, dass man seinen Grill gut beherrsche, sagt Bertl. Dann könne man auch eine größere Runde problemlos mit Fleisch, Gemüse oder Fisch versorgen. Der Kardinalfehler, so sagt es die Grillmeisterin, sei das Grillen vor dem eigentlichen Essen. Sie rät dazu, das Fleisch am Abend vorher selbst zu würzen, damit es die Aromen aufsaugt, und schließlich just in time zu produzieren. Ein gutes Steak brauche nur fünf Minuten, das funktioniere sogar ohne Fleischthermometer: "Wenn man das Grillrost auf 220 Grad bringt, lässt man das Fleisch für zweieinhalb Minuten bei geschlossenem Deckel grillen. Dann wendet man es und grillt die andere Seite. Danach löst es sich sehr leicht vom Rost und man kann sofort essen!" In der Zeit könnten sich alle mit Getränken und Salaten versorgen: "Das Grillen selbst geht schnell. Damit sollte man erst anfangen, wenn wirklich alle sitzen." Pro Person rechnet sie übrigens mit rund 230 Gramm Fleisch.

Wichtig ist laut Bertl, das Fleisch nicht direkt aus dem Kühlschrank auf den Grill zu legen. "Ich würde es 30 Minuten bei 60 Grad in den Ofen tun, oder auf die höhere Ebene vom Grill. Selbst günstige Exemplare haben mittlerweile Aufsätze dafür." Es könne auch schon reichen, das Fleisch in der geschlossenen Verpackung unter einer Abdeckung ein bisschen warm werden zu lassen: "Dadurch gleichen sich die Temperatur vom Fleisch und vom Fett an, das Stück wellt sich auf dem Grill nicht nach oben und wird rund ein Drittel zarter." Das funktioniere mit jedem Fleisch, außer Geflügel, so Bertl.

Bei größeren Fleischstücken wie ganzen Hähnchen, Nacken- oder Schulterstücken ist hingegen mehr Geduld und Planung gefragt, teilweise sollte man sie über Nacht bei niedrigen Temperaturen garen lassen. Richtig eingestellt, geht das auch mit einem Grill. " Low and slow", nennt Bertl das. Dann bietet sich das indirekte Grillen und das Räuchern an, das Fleisch liegt dann nicht auf der heißen Flamme, sondern daneben. "Ich lege dann gern Kirschholz auf die Kohlen, damit das Fleisch einen fruchtigen Geschmack bekommt", sagt Bertl. Beim Gasgrill gibt es dafür die Räucherbox. Direkt in die Kohle oder auf die Flamme stellt Bertl eine Schale mit Wasser oder Kirschsaft, damit das Fleisch saftig bleibt. Dann heißt es warten. Bei Pulled Pork auch mal bis zu 19 Stunden.

Katharina Bertls Lieblingstipp ist aber ein ganz simpler: "Man sollte den Grill auf gar keinen Fall voll hauen, sondern lieber die Hälfte frei lassen." Denn das Fleisch kühlt das Rost etwas ab. Wendet man das Steak dann auf der Stelle, ist das Rost zu kalt, um noch einmal schöne Röststreifen zu hinterlassen. "Das machen fast alle falsch, dabei kann man es ganz leicht vermeiden."

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