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Täglich grüßt die Einmalzahlung

In Österreich eskaliert eine KV-Verhandlung nach der anderen. Grund sind die immer gleichen Frechheiten der Arbeitgeber. Eine Übersicht.


- Einmalzahlungen sind sinnlos.
- Immer die gleichen Fehler der Arbeitgeber.
- Eine Geschichte für Arbeit&Wirtschaft.

Dass die Herbstlohnrunde in Österreich zur Streik-Saison werden kann, ist nichts Neues. Die Abdeckung mit KV-Verträgen ist dort hoch. Die Gewerkschaften sind deswegen gut organisiert. Auch wenn das Sozialpartner-System oftmals größere Eskalationen verhindert. Doch jetzt legt ein Streik nach dem anderen diverse Branchen und Industrien lahm. Das liegt in erster Linie an teils frechen Angeboten der Arbeitgeber. Mit den immer gleichen Fehlern. Eine Übersicht.  Eskalation der KV-Verhandlungen in Österreich

Das jüngste Beispiel ist der Streik in den Brauereien. 3.500 Beschäftigten legten für 24 Stunden die Arbeit nieder. Hintergrund war, dass die Brauereien während der Coronapandemie zwar ausgezeichnete Geschäft gemacht haben, sie aber jetzt die Löhne nicht erhöhen wollten. Trotz zweistelliger Inflationsrate. Die Brauereien boten einen Fixbetrag von 100 Euro auf alle Lohngruppen und eine Einmalzahlung von 300 Euro an. Den Trick mit der Einmalzahlung versuchten vorher schon der Handel, die Bahn und die Metaller.

Jedes Mal kam es zum gleichen Ergebnis. Ein Streik oder zumindest eine sehr konkrete Androhung. Bei den Metallern konnte gerade noch abgewendet werden. Angesichts von 200.000 Beschäftigten war das ein wichtiges Signal. Das Gleiche gilt für den Handel. Auch hier unterbreiteten die Unternehmen kurz vor einem Warnstreik noch ein faires Angebot. Anders bei der Bahn. Hier konnten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht mehr einigen - die Beschäftigten streikten. Ebenso in den Ordensspitälern.

Einmalzahlungen taugen nicht als Lohnerhöhung

Zentraler Streitpunkt waren und sind überall die Einmalzahlungen. Sowohl die Arbeiterkammer (AK) als auch der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) lehnen die ab. Denn Einmalzahlungen sind schnell verbraucht. Die Preise bleiben aber hoch. Das trifft auf Einmalzahlungen vom Staat genauso zu, wie bei Lohnerhöhungen. Erstens. Und zweitens wirkt eine prozentuale Lohnerhöhung über das ganze Erwerbsleben. Barbara Blaha vom Momentum Institut brachte es in der ZIB2 auf den Punkt: „Eine Bahnangestellte, die 2.000 Euro verdient und 1.000 Euro Einmalzahlung akzeptiert, verliert aufs Leben gerechnet über 40.000 Euro." Das sei Geld, das man dem Unternehmen schenke.

Für viele Menschen in Österreich ist die Herbstlohnrunde aber die einzige Chance, wirklich Hilfe in Zeiten hoher Inflation zu bekommen. Über 90 Prozent aller Haushalte spüren die Inflation bereits. Jeder sechste kann seine Fixkosten nur noch mit einem Kredit decken. Jeder neunte schlichtweg gar nicht mehr. Die Hoffnung sind deswegen groß, dass die aktuellen KV-Verhandlungen Abhilfe schaffen. Zwanzig Prozent erwarten Lohnabschlüsse über zehn Prozent. Die pessimistischen zwanzig Prozent gehen von einem Plus von sechs Prozent aus.

Selbstgemachter Fachkräftemangel

Auffällig ist auch, dass ausgerechnet die Branchen sich besonders heftig gegen Lohnerhöhungen wehren, die früher im Jahr noch über Fachkräftemangel geklagt hatten. Dass aber in Zeiten eines Reallohnverlustes niemand zu Löhnen arbeiten möchte, mit denen es schwer wird, Miete und Heizkosten zu bezahlen, sollte auch klar sein. Aus diesen Gründen kam es auch zu Streitigkeiten zwischen der Gewerkschaft für das Sicherheitspersonal und deren Arbeitgebern. Hier mussten Angestellte trotz 60-Stunde-Woche ihr Weihnachtsgeld verwenden, um Schulden abzubauen.

Viele Branchen haben Probleme, die Pensionierungswelle der Babyboomer-Generation aufzufangen. Die Personen, die eingestellt werden, bekommen deutlich schlechtere Verträge - und Arbeitsbedingungen. Bei der Bahn steigt die Nachfrage nach ihren Leistungen ständig. Wegen der Verkehrswende und steigenden Benzinkosten. Gleichzeitig steht immer weniger Personal zur Verfügung. Diejenigen, die bleiben, ächzen unter der Belastung.

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