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KV-Verhandlungen der Metaller scheitern an Unternehmen

Die dritte Runde der KV-Verhandlungen der Metaller:innen ist gescheitert. Unter anderem daran, dass die Unternehmen mehr Wochenendarbeit und 60-Stunden-Wochen fordern. Jetzt droht ein Streik.


Auch die dritte Runde der Kollektivertragsverhandlungen der Metaller:innen ist gescheitert. Während die Arbeitnehmer:innen in Person von Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA) 10,6 Prozent mehr Lohn fordern, bieten die Arbeitgeber:innen nur 4,1 Prozent. Und auch das nur für die IST-Löhne. Die Lohn- und Gehaltstabellen (KV-Erhöhung), Zulagen und Aufwandsentschädigungen sollen unangetastet bleiben. Dazu fordert die Arbeitgeber:innenseite mehr Sonn- und Feiertagsarbeit und 60-Stunden-Wochen. Der bisherige Höhepunkt ohnehin schwieriger Verhandlungen.

KV-Verhandlungen der Metaller:innen 2022: Streik könnte kommen

Es ist „eine Verhöhnung der Beschäftigten", fasst Wimmer das Angebot der Arbeitgeber:innen zusammen. Damit ist klar, dass die dritte Runde der Kollektivvertragsverhandlungen der Metaller:innen gescheitert ist. Die Gewerkschaften PRO-GE und GPE holen sich jetzt die Streikfreigabe für die gesamte Metallindustrie vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) ein. Es ist das Damoklesschwert, das über der vierten Runde schweben wird.

„Die Arbeitgeber versuchen nach wie vor, die Rekordergebnisse der Vergangenheit unter den Teppich zu kehren und lassen angesichts der enormen Preissteigerungen jegliches Verantwortungsbewusstsein für ihre MitarbeiterInnen vermissen. Es reicht. So können die Verhandlungen nicht weitergehen", werfen Wimmer und Dürtscher der Gegenseite vor. „Die Gewerkschaften zeigten allerdings keinerlei Bereitschaft, von ihrer überzogenen Forderung abzurücken", entgegnet Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie (FMTI).

Mini-Angebot, freche Forderung und Verständnisprobleme

Das Problem daran ist, dass die FMTI ebenfalls keine Anstrengungen unternommen hat, den Beschäftigten entgegenzukommen. Zwar bietet die Industrie eine Erfolgsbeteiligung an, die das Gehalt um bis zu 2,2 Prozent anheben könnte, offenbart damit aber ein grundsätzliches Verständnisproblem, wenn es um den Kern der Kollektivvertragsverhandlungen geht. Denn die Forderungen orientieren sich an der Inflation, der Produktivitätssteigerung und den Rekordgewinnen der vergangenen zwölf Monate. Das bedeutet, dass die Preise bereits höher und die Profite bereits erwirtschaftet sind. Nur die Arbeitnehmer:innen sind leer ausgegangen.

Diese Gewinnbeteiligung wäre außerdem nur eine Einmalzahlung, die den Beschäftigten nicht nachhaltig durch die Teuerungskrise helfen. Denn die Preise bleiben hoch. Und das liegt vor allem an den erwirtschafteten Gewinnen vieler Industriebetriebe. Dazu kommt, dass die Unternehmen selbst dieses geringe Angebot mit der Forderung nach mehr Sonn- und Feiertagsarbeit, der Möglichkeit bis zu 23 Wochen lang durchgehend 60 Stunden pro Woche arbeiten zu lassen und der Reduktion von Überstundenzuschlägen verbinden. Während global der Trend zu weniger Arbeitszeit geht und Firmen über einen Fachkräftemangel klagen, fordert die FMTI Arbeitsbedingungen ein, die schon in den 1980er Jahren veraltet waren.

Scheitern die KV-Verhandlungen der Metaller:innen kommt es zum Streik

Bei den rund 400 Betriebsversammlungen mit über 65.000 Teilnehmer:innen haben sich die Gewerkschaften bereits klare Streikbeschlüsse abgeholt. Es ist der Auftrag der Menschen, die sie vertreten. „Jetzt wird es sehr ernst. Die nächste Runde mit dem FMTI wird entscheiden, ob ein Arbeitskampf notwendig wird", sagen Wimmer und Dürtscher. Davon betroffen wären Unternehmen der Gießereiindustrie, der Nichteisenmetallindustrie, des Bergbaus, der Stahlindustrie, der Wärmeversorgung oder der Fahrzeugindustrie. Ob es dazu kommt, entscheidet sich am Donnerstag, 3. November 2022. Dann findet die vierte Runde der KV-Verhandlungen der Metaller:innen statt.

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