Die Serie "Lexikon der Liebe" bietet Leserinnen und Lesern Platz, ihre Liebesgeschichten zu erzählen.
Anne*, 38: "Zum ersten Mal sah ich Ronja bei einem Vortreffen für eine Jugendreise nach Schottland. Wir waren beide 18. Ihre dunkelbraunen Locken trug sie in einem Zopf zusammengebunden, sie war wild und hatte Flausen im Kopf. Ich spürte direkt eine Anziehungskraft zwischen uns.
Zwei Monate später, als die Reise losging, hatte ich sie schon wieder vergessen. Ronja mich aber nicht. Ich war bis dahin immer nur in Jungs verliebt gewesen. Auf der Hinfahrt schwärmte ich ihr noch von einem Typen vor, in den ich mich verguckt hatte. Trotzdem sendete ich ihr unbewusst Signale. Auf der Überfahrt mit der Fähre kamen wir uns körperlich näher: Ich saß vor ihr, sie hatte ihre Hände um meinen Bauch geschlungen, während wir Nirvana hörten. Das war schon ein bisschen romantisch.
In der ersten Woche verbrachten wir viel Zeit miteinander. Wie unter Teenager-Freundinnen üblich, haben viele Teilnehmerinnen der Gruppe Händchen gehalten. Das haben wir auch gemacht und kamen uns öfter näher. So auch an jenem Abend, als wir uns gegenseitig massierten. In die Dunkelheit hinein fragte Ronja, ob sie mich küssen dürfe. Ich nickte.
Am nächsten Tag, unserem ersten als Paar quasi, besuchten wir die Glenfiddich-Destillerie. Mir war der Kuss noch peinlich, ich konnte ihr kaum in die Augen schauen und ging ihr aus dem Weg. Am Abend jedoch suchten wir ein klärendes Gespräch. Am Rande einer schottischen Kuhweide räumten wir sämtliche Zweifel aus. Die starke Anziehungskraft zwischen uns konnten wir uns nur so erklären: Wir müssen seelenverwandt sein!
Mein Coming-out verlief problemlos, meine Freunde und Familie haben es sehr lässig aufgenommen. Inzwischen sind wir seit acht Jahren verheiratet. An unserem Jahrestag versuchen wir immer, einen gleichaltrigen Whisky zu trinken. Dieses Jahr ist es bereits ein 20-jähriger!"
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* Der vollständige Name ist der Redaktion bekannt
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