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«2018 war unser Sommer»: Gewinner und Verlierer der Hitzewelle

Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke und kaum Regen. Das sorgte für volle Freibäder und Probleme in der Landwirtschaft. Weitere Folgen werden sich wohl erst später zeigen.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Für die einen war es der beste Sommer seit vielen Jahren, die anderen kämpfen mit den Folgen von Hitze und Trockenheit. Eine Bilanz von Eisdielen, Bauern und Bädern in Nordrhein-Westfalen.

EISDIELEN: «2018 war unser Sommer», sagt Monika Reinhardt, Inhaberin von Kikas Eiscafé in Essen. Die hohen Temperaturen hätten dieses Jahr besonders viele Kunden in ihre Eisdiele gelockt. «Dieses Jahr war wirklich ein Traumsommer für uns, das kann gerne im September so weitergehen», sagt sie. Für sie und ihr Eiscafé war dieser Sommer ähnlich erfolgreich wie der Rekordsommer 2003.

FREIBÄDER: Ob Düsseldorf, Köln, Bonn, Essen oder Dortmund - landesweit zählten die Freibäder in dieser Saison weit mehr Besucher als im Vorjahr. «Eine sehr gute Saison, die beste, die wir seit 2004 erlebt haben», berichtet Claudia Heckmann, Geschäftsführerin der Sportwelt Dortmund. Bis Ende Juli habe man bereits 260 000 Besucher gezählt, in der gesamten Vorjahressaison waren es nur 177 000. Die August-Zahlen sind zwar noch nicht ausgewertet, aber sie ist zuversichtlich, «dass wir die 300 000er-Marke noch knacken können». In Bochum wird sogar mit einer Verdreifachung der Besucherzahlen gegenüber dem Vorjahr gerechnet.

Mancherorts wie in Bad Oeynhausen bleiben Open-Air-Bäder wegen des guten Wetters bis in den September hinein geöffnet. Auch einige Freibäder in Essen, Münster, Bochum und Bonn verlängern die Saison wegen der guten Wetter-Prognosen bis in den September hinein. Das bestätigten die Sprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Andernorts wie in Köln oder Dortmund sind Freibäder regulär noch bis Mitte September geöffnet.

GETRÄNKE: Der Absatz von Mineralwasser und anderen Erfrischungsgetränken ist kräftig gestiegen. «Die Hitzewelle hat bei uns zu einem Rekordjahr geführt», sagt beispielsweise Jörg Mellis, Inhaber der Schloss-Quelle, die Mineralbrunnen im Ruhrgebiet betreibt. Im Juli hat das Unternehmen rund 20 Prozent mehr ausgeliefert, im August sogar etwa 30 Prozent mehr als im Vorjahr.

Teilweise habe es sogar Engpässe beim Transport gegeben. Auch der Mitbewerber Rheinfels Quelle habe in diesem Jahr wegen der Hitzeperiode mit Getränken rund ein Drittel mehr Absatz gemacht als im Vorjahr, sagt Marketingmanager Frank Rothweiler.

FISCHE: Für die Fische sei der Sommer außergewöhnlich schwierig gewesen, klagt Michael Möhlenkamp, Geschäftsführer des Fischereiverbandes NRW. Die hohen Temperaturen hätten lokal zu Fischsterben geführt. «Insbesondere kleine, flache Gewässer hatten nicht mehr genug Sauerstoff.» Zudem bekämen die Fische bei Hitze weniger Nachwuchs. Diese Langzeit-Folgen werde man noch in ein paar Jahren spüren. Das treffe auch die Betreiber von Fischteichen. «Sie haben deutliche Verluste zu beklagen und auch hier gibt es weniger Nachwuchs.»

BÄUME: «Im Frühjahr hatten viele Bäume noch einen guten Start, aber im Sommer gab es einfach zu wenig Wasser für ein ordentliches Wachstum», sagt Münsters Stadtförster Hans-Ulrich Menke. Viele Bäume seien deshalb geschwächt, zudem sei auch der Insektenbefall ein Problem: «Für Insekten war das ein Top-Jahr», so der Förster. Denn die Entwicklung der Schädlinge werde durch die Hitze begünstigt. Für die Bäume zähle jetzt vor allem eines: «Entscheidend ist, ob die Blütenknospen austreiben.» Solange das der Fall sei, sei der Schaden für die Bäume nicht tragisch.

LANDWIRTE: Wie stark die Trockenheit die Bauern getroffen hat, hänge vor allem von der Bodenbeschaffenheit ab, sagt Christoph Ridder, Kreisvorsitzender der Kreisbauernschaft der Ruhrgroßstädte.

«Lehmböden speichern die Feuchtigkeit, dort gab es meist gute Ernten», erläutert der Landwirt aus Essen. Seine Ernte ist daher trotz der Hitze zum Großteil gut: «Die Gersten- und Weizenernte war sehr gut und der Körnermais sieht auch gut aus.» Bauern, die auf leichteren Böden zum Beispiel aus Sand oder Kies anbauen, hätten aber mit größeren Verlusten zu kämpfen. Sein Fazit: «So einen Sommer brauchen wir definitiv nicht jedes Jahr.»