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Obdachlose zeigen ihre Smartphones: Keine Wohnung, aber online

Der Obdachlose Tai (45) zeigt sein 150 Euro teures Smartphone. Er bettelt in der Spitalerstraße. Foto: CHARLIE WALTER

Der Obdachlose Tai (45) zeigt sein 150 Euro teures Smartphone. Er bettelt in der SpitalerstraßeFoto: CHARLIE WALTER

Hamburg - Sie haben keinen festen Wohnsitz und sind trotzdem immer erreichbar.

Es wird wärmer, immer mehr Bettler sitzen in der Hamburger Innenstadt und eins fällt auf: Fast jeder besitzt ein Smartphone.

Kein Job, keine Wohnung - aber ein Handy in der Tasche. Ein Widerspruch?

Nein, sagt Tai (45), der mit Kumpel Markus (46) an der Spitalerstraße bettelt: „Man kann obdachlos sein und sich trotzdem nicht aufgeben."

BILD hat Obdachlose gefragt, wozu sie ihre Smartphones verwenden. „Ich halte Kontakt zu Sozialarbeitern"

Tai hat sich das Geld für sein 150 Euro teures Smartphone zusammengespart. Er benutzt das Gerät, um mit Freunden und Sozialarbeitern zu chatten - und hütet es wie einen Schatz: „Auf der Straße wird viel geklaut. In vier Jahren wurden mir fünf Handys gestohlen!"

Tai hält mit seinem Smartphone Kontakt zu SozialarbeiternFoto: CHARLIE WALTER

„Ich fühle mich damit sicherer"

Momo (27) und Emi (18) betteln gemeinsam an der Mönckebergstraße. Momo besitzt erst seit einem Jahr ein Smartphone: „Ich fühle mich jetzt sicherer. Ich kann Hilfe rufen, wenn ich krank bin oder wenn jemand Stress macht."

Momo (li.) und Emi betteln gemeinsam an der Mönckebergstraße, sind dank ihrer Smartphones immer onlineFoto: CHARLIE WALTER

„Es geht nicht mehr ohne"

Markus mag eigentlich keine Handys, weil die Passanten sich dadurch seltener mit ihm unterhalten. Er sagt aber: „Es geht heute nicht mehr ohne."

Markus hat auf seinem Smartphone eine Anzeige für ein Mietzimmer aufgerufenFoto: CHARLIE WALTER

Er hat für sein gebrauchtes Smartphone 45 Euro gezahlt und verwendet es, um nach Wohnungen oder Gelegenheitsjobs zu suchen. Jeden Monat kauft er Prepaid-Guthaben im Wert von 15 Euro, den Akku lädt er in der Bahnhofsmission auf.

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