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Unternehmensberater: Dieses Gehalt bekommst du zum Einstieg

George Clooney im Film „Up in the Air“: Ein Berater auf Reisen. (Foto: Imago)

Berater und Experten verraten: So hoch ist das Einstiegsgehalt bei McKinsey, PwC und Co. nach dem Studium.


Berater arbeiten am liebsten mit Zahlen, packen sie in schicke Powerpoint-Präsentationen, jonglieren mit Datensätzen und stellen Unternehmen vor kalte Fakten. Nur wenn es um das Bezahlen geht, wollen Beratungen nicht reden.


Als ich bei der Recruiting-Hotline von EY anrufe und nach dem Einstiegsgehalt für Masterabsolventen frage, lacht die Frau am anderen Ende: „Informationen zum Gehalt geben wir gar nicht raus, auf gar keinen Fall.“ Sackgasse, bei den Beratungen komme ich mit meiner Recherche nicht weiter.


Unternehmensberater: Dieses Gehalt bekommst du zum Einstieg

Ich versuche es also anders. Rufe Experten und Freunde an. Und Freunde von Freunden. Frage nach Gehältern, nach Boni und Überstunden. Ach und kennst du vielleicht noch jemanden, der bei einer anderen Beratung arbeitet? Ich spreche mit Beratern von McKinsey, KPMG, Lufthansa Consulting. Über Gehalt reden? Gar kein Problem. „Aber bitte nicht meinen Namen nennen.“


Mit den neuen Zahlen melde ich mich wieder bei EY. Diesmal habe ich mehr Erfolg. Noch am selben Tag bekomme ich eine Antwort per Mail. Mit konkreten Zahlen, Informationen zu Bonuszahlungen und Überstundenvergütung. Aha, über Gehalt lässt sich also doch reden.

Laut des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater gab es im vergangenen Jahr 115.000 Berater in Deutschland. Die Beraterbranche zählt zu den gefragtesten für Studienabgänger. Denn: Der Beraterjob lockt mit einer steilen Karriere und viel Geld. Wie viel du als Berater verdienst, haben wir hier für dich zusammengefasst.


Unternehmensberater-Gehalt bei McKinsey: 80.000 Euro

Bei den Top-Beratungen wie McKinsey, der Boston Consulting Group und Bain kannst du als Einsteiger nach dem Master etwa 70.000 Euro brutto im Jahr verdienen. Zusätzlich bekommst du Bonuszahlungen, die um die zehn bis 15 Prozent des Jahresgehalts ausmachen. Sprich: Am Ende kommst du im ersten Berufsjahr nach fünf Jahren Studium auf ungefähr 80.000 Euro, erklärt Matthias Heinz von der Uni Köln.


Die Strategieberatung oder auch Managementberatung wird auch die Königsdisziplin genannt. Klassischerweise schauen sich die Berater dabei die Bereiche Strategie, Organisation, Führung, Betriebswirtschaft, Logistik und Marketing genauer an und unterstützen die Unternehmen dabei, sich in diesen Bereichen zu optimieren.


Montagmorgen um fünf Uhr aufstehen, den Zug um sieben nehmen, um acht in Hamburg sein, um neun beginnt das erste Meeting. Dann von einem Meeting zum nächsten, abends um neun im Hotel ankommen, am Computer weiterarbeiten. Das geht dann bis Donnerstagabend so. Anschließend in den Zug, Rückfahrt, am Freitag steht Büroarbeit an. Samstag ausruhen, sich am Sonntag für die neue Woche vorbereiten.


Nur jeder dritte Unternehmensberater bekommt Überstunden bezahlt

Eine ganz normale Arbeitswoche für einen Berater, sagt Guido Friebel von der Universität Frankfurt. Er ist Professor für Personalwirtschaft und war selbst in einer Beratung tätig. „Viele Leute wissen mittlerweile, wie der Arbeitsalltag als Berater aussieht, aber so richtig verstehen kann man das erst, wenn man es wirklich macht“, so Friebel.

Überstunden gehören in vielen Beratungen zum Arbeitsalltag dazu. Auch wenn das Gehalt erst mal spektakulär klingt, ist es das auf die Anzahl der Stunden gerechnet gar nicht mehr. „Dann verdienst du 80.000 Euro oder mehr im Jahr, arbeitest aber auch doppelt so viel wie andere“, sagt Friebel.


Im Schnitt macht ein Berater pro Woche etwa zehn Überstunden, bei Führungskräften sind es sogar noch mehr. Das geht aus einer Gehaltsstudie von Consulting.de  hervor. Nur jeder Dritte bekommt seine Überstunden jedoch bezahlt. Insgesamt ist ein Ausgleich durch Freizeit oder Urlaub üblicher als die Bezahlung der Überstunden.

Ben ist Consultant bei McKinsey. In Wirklichkeit heißt er anders, möchte aber gerne anonym bleiben: „Bei McKinsey verdienst du die ersten vier bis sechs Jahre gar nicht so toll. Es gibt einige kleinere Beratungen, die Absolventen wesentlich mehr zahlen. Aber McKinsey hat die Marke. Und ab Junior Partner und Partner Level verdienst du bei McKinsey mit Abstand am meisten“, sagt Ben.


„Als Voraussetzung für die Top-Unternehmensberatungen musst du zu den besten 5 Prozent gehören“

Als Karrieresprungbrett taugt die Top-Beratung ohne Zweifel. In den Dax-Unternehmen sind es häufig Ex-McKinseys, die im Vorstand sind. Zum Beispiel Oliver Bäte, Vorstandsvorsitzender von der Allianz. Auch Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post, Frank Appel, hat eine McKinsey-Vergangenheit.


Nach 17 Jahren bei der Unternehmensberatung wechselte Claudia Nemat in den Vorstand der Telekom. Alles prominente Beispiele dafür, dass die Eintrittskarte zu McKinsey darüber hinaus noch viel mehr Türen öffnet.


McKinsey, BCG und Bain locken mit hohen Gehältern, hohen Bonuszahlungen und Firmenwagen. Willst du bei einer der Top-Beratungen einsteigen, musst du jedoch einiges mitbringen und ein sehr intensives Bewerbungsverfahren über dich ergehen lassen.


„Es gibt folgende Daumenregel: Es kommen im allgemeinen diejenigen für die Top-Strategie-Beratungen infrage, die auf allen akademischen Stufen zu den besten zwei bis fünf Prozent gehören“, erklärt Friebel. Mit einem 1,5er Abi-Schnitt müsse man sich Friebel zufolge gar nicht erst bewerben. 


Immer zu den Besten gehört zu haben sei jedoch nur die notwendige Bedingung. Chancen haben laut Friebel nur diejenigen, die verschiedene Praktika und Arbeitserfahrung in einer Beratung vorzuweisen hätten.


„Big Four“-Gehalt: So viel verdienst du bei KPMG, PwC, Deloitte und EY

Zu den „Großen Vier“ gehören KPMG, PricewaterhouseCoopers (PwC), Deloitte und EY. Sie sind die vier größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und prüfen die Bilanzen von einem Großteil der Unternehmen an der Börse. Neben dem Stammgeschäft dringen die Gesellschaften auch immer weiter in die Beratungsbranche vor.


Als Berater bekomme man nach dem Master knapp 50.000 Euro brutto bei den „Großen Vier“, sagt Matthias Heinz, Professor für Strategie an der Uni Köln. Die Personalabteilung von EY relativiert die Aussage vom Professor. Bei EY komme ein Einsteiger nach dem Master auf 45.000 Euro inklusive Bonuszahlungen, heißt es von EY.


Daniel arbeitet als Berater für KPMG. Auch er will anonym bleiben und heißt eigentlich anders. Zusätzlich zu Gehalt und Bonus gibt’s ein Diensttelefon, das er auch privat nutzen darf, täglich eine Essensmarke im Wert von 4,50 Euro. Die Hotels, in denen er von Dienstag bis Donnerstag schläft, darf er selbst aussuchen. Einen Firmenwagen hat er nicht, könnte er aber haben. Die Strecke Hamburg- Köln pendelt er im Zug, 1. Klasse.


Dienstagmorgens um halb neun geht es los, um 14 Uhr ist er beim Kunden. Seinen Tag organisiert er im Stundentakt, nach jedem Meeting plant er eine Viertelstunde Pause ein. Daniel hat Termine bis um fünf, um sechs klappt er den Laptop zu. Wirklich? Wirklich.

Nur weil er Berater sei, bedeute das nicht, dass er nicht auch irgendwann Feierabend mache, sagt Daniel. Immer wieder ärgert er sich darüber, wie Kunden mit ihm umgehen: „Viele behandeln mich wie ihren Sklaven. Dann bekomme ich um zehn Uhr noch eine Mail, die dann doch bitte bis morgens um sechs bearbeitet sein soll.“ Sie sind ja Berater, heißt es dann.


Trotzdem: Sein Leben als Berater will Daniel in den nächsten Jahren nicht aufgeben. Es sei die Abwechslung, die seinen Job so attraktiv mache – und die Kollegen. „Hier arbeiten nur Leute, die Bock haben, was zu machen. Es gibt keine Menschen, die nur rumsitzen.“


Inhouse Consulting-Gehalt: 45.000 bis 60.000 Euro

Seit vier Jahren doziert Matthias Heinz an der Uni Köln. Im Austausch mit den Studenten fällt dem Professor auf, dass viele sich bewusst gegen die großen Beratungen und für eine Karriere bei unternehmensinternen Beratungen entscheiden – dem sogenannten Inhouse Consulting. „Die sind bei den Absolventen attraktiv, weil sie dort nicht viel reisen müssen“, so Heinz.


Matthias ist 29 Jahre alt und Berater bei Lufthansa Consulting. Nach dem BWL-Studium hat sich Matthias bewusst für eine Beratung entschieden, die auch inhouse tätig ist. Der Grund: „Die charmante Mischung aus Beratung und Großkonzern mit den Vorteilen aus beiden Welten“. Auf der einen Seite lerne er ständig Neues und „versackt nicht am Schreibtisch“, wie er sagt.


Auf der anderen Seite sei er fester Teil eines Unternehmens: „Wenn ich intern berate, bin ich Berater und Kollege in einer Person“. Die Inhouse-Beratung, sagt er, bietet gleichzeitig Zugehörigkeit und Perspektive. Einsteiger verdienen bei Lufthansa Consulting je nach Erfahrungsgrad um die 50.000 Euro Jahresgehalt, zuzüglich weiterer Vorteile wie etwa Vergünstigungen bei Flügen.


„Inhouse-Beratungen zahlen keine Spitzen-Gehälter, aber gute Gehälter“, sagt Guido Friebel von der Uni Frankfurt. Im Schnitt verdienen interne Berater beim Einstieg zwischen 45.000 und 60.000 Euro brutto im Jahr.


Es sind vor allem die beruflichen Aussichten, die junge Leute zum Inhouse Consulting locken. Nicht selten nehmen Ex-Berater nach ein paar Jahren Führungspositionen im Konzern ein. Denn: Sie kennen das Unternehmen, ihre Kollegen und haben gelernt, wie man ein Projekt leitet.


Gehalt in der Boutique-Beratung: 48.000 Euro

Laut des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater sind die meisten Beratungsfirmen in Deutschland kleine Anbieter mit Jahresumsätzen von weniger als einer Million Euro. Das trifft auf neun von zehn Beratungen zu, insgesamt 16.800 Firmen in Deutschland.


Jens Lüer hat Wirtschaftsinformatik im Bachelor und Integrierte Unternehmensführung im Master studiert. Im Augenblick arbeitet er für PHAT CONSULTING in Hamburg, einer Beratung für IT-Organisationen, die ihre Kunden beim digitalen Wandel unterstützt.


Im Schnitt verdienen Einsteiger mit Uni-Abschluss nach dem Studium dort 48.000 Euro brutto im Jahr, der Bonus ist inklusive und beträgt um die 15 Prozent. Anders als bei anderen Beratungen gehören Überstunden zur Ausnahme, wie Jens berichtet. „Jeder ist selbst dafür verantwortlich, möglichst keine Überstunden zu machen. Das klappt bei mir und meinen Kollegen auch gut, meistens kommen wir mit 40 Stunden die Woche hin.“


Dass Beratung immer gleich Überstunden machen, schlaflose Nächte verbringen und um die Welt reisen bedeutet, sieht der 29-Jährige nicht so: „Wir schauen, dass wir Kunden in der Nähe beraten und diese mit dem Zug erreichen können. Statt einem Firmenwagen haben die meisten bei uns daher eine Bahncard.“


Unternehmensberater werden: Hast du das Berater-Gen?

Ob du für den Job als Berater geeignet bist, hängt stark mit deiner Persönlichkeitsstruktur zusammen. Guido Friebel spricht in diesem Zusammenhang von dem „Berater-Gen“. Ein Berater wird in seinem Job nämlich „intellektuell, sozial und körperlich an seine Grenzen gebracht“. Nur wer das aushalten kann, ist Friebel zufolge für den Beruf geeignet.

Die zweite Frage, die du dir stellen solltest, ist: Welche Beratung passt zu mir? Bin ich bereit, von Montag bis Donnerstag unterwegs zu sein, in Hotels zu schlafen und Überstunden zu machen? Wie viel Freizeit ist mir wichtig? Wenn du ein festes Hobby hast, das du unter der Woche ausüben willst, bist du wahrscheinlich besser in einer Inhouse-Beratung aufgehoben als bei den Top-Strategie-Beratungen. Und jetzt: An die Arbeit!


Mitarbeit: Nena Schink.


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