Caroline Amme

Redakteurin Online, Podcast, Radio; Sprecherin; Sprechtrainerin, Berlin

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Nord Stream 2 ist "unnötig und unrentabel"

(Foto: picture alliance/dpa)

Tief unten am Meeresgrund der Ostsee wird gerade am wahrscheinlich größten Infrastrukturprojekt Europas gearbeitet. Dort werden die Rohre für die umstrittene Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland verlegt. Ein zu teures und energiewirtschaftlich unnötiges Projekt, sagt Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) im "Wieder was gelernt"-Podcast. Hören Sie rein in die neue Folge oder lesen Sie hier einen kurzen Auszug.

Nord Stream 2 ist ein Projekt des russischen Energiekonzerns Gazprom. Schon jetzt liefert Gazprom über 40 Prozent seines Gases nach Europa. Mit Nord Stream 2 soll es noch mehr werden. Kostenpunkt für den Bau: Zehn Milliarden Euro. Claudia Kemfert findet die Pipeline unrentabel:

"Aus unserer Sicht ist es schwer nachvollziehbar, warum die Politik dieses Projekt so stark unterstützt, weil es eben viele Nachteile hat und aus unserer Sicht auch unnötig ist und wir eher auf Alternativen setzen sollten, auch unabhängig davon, was geopolitisch passiert. Über Jahrzehnte werden wir hier verpflichtet, Gas über eine solche Pipeline zu beziehen. Das widerspricht eben vielen Zielen, die wir uns vorgenommen haben."

Außerdem sei falsch, dass der Bedarf an Erdgas wegen der Energiewende ansteigen wird:

"Wenn wir die Klimaziele von Paris ernst nehmen, wird der Erdgasbedarf eher zurückgehen und nicht ansteigen. Wir halten auch die prognostizierten Erdgasbedarfe für völlig überdimensioniert. Und es zeigt sich eben auch, dass in der Vergangenheit der Erdgasbedarf immer überschätzt wurde, in der Realität nie so eingetreten ist, und das wird auch diesmal der Fall sein. Das heißt, wenn man mit realistischeren Annahmen vorgehen würde, würde man eher zu dem Schluss kommen, dass die Pipeline energiewirtschaftlich unnötig ist und auch betriebswirtschaftlich unrentabel, weil sie eben sehr, sehr teuer ist."

Eine echte Alternative zu Nord Stream 2 ist für Claudia Kemfert Flüssiggas:

"In der Zukunft wird gerade Flüssiggas immer bedeutsamer werden, auch vor dem Hintergrund, dass wir einen flexiblen Gasmarkt haben, ein Überangebot an Gas auf den internationalen Märkten, und dieses Überangebot viel, viel besser abgedeckt werden kann, indem man sich flexibler aufstellt oder dieses auch flexibel importieren kann. Und ein Flüssiggasterminal wäre da besser geeignet als eine solche Pipeline."

Die ganze Folge zu Nord Stream 2 finden Sie auch direkt in der ntv-App, bei Soundcloud und natürlich überall dort, wo Sie gerne Podcasts hören: Bei Spotify, iTunes, Deezer und Google Podcasts. Hier finden Sie den RSS-Feed für alle anderen Podcast-Apps.

Quelle: ntv.de, cam

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