Carolina Baldin

Freie Journalistin & Content Writer, Hamburg

1 Abo und 0 Abonnenten
Artikel

Upskirting: Frauen unter den Rock filmen - total legal?

Wusstest du, dass es in Deutschland gesetzlich (bisher) nicht verboten war, Frauen heimlich unter den Rock oder das Kleid zu filmen? WTF! Das ist ein echter Skandal!

Das Schlimme daran ist, dass wir oftmals gar nicht mitbekommen, wenn Männer uns auflauern und in der Umkleidekabine, auf der Rolltreppe oder auf offener Straße heimlich Fotos von unseren Genitalien schießen, die später dann auf Pornoseiten, Instagram & Co. oder im Freundeskreis geteilt werden. Obwohl das Verbreiten solcher Aufnahmen strafbar ist, war das Fotografieren bisher legal.


Marilyn Monroe wäre so richtig hart not amused!

Jetzt ohne Spaß: Dass Spanner damit aber ungestraft davon kommen und in der Regel nichts zu befürchten haben, wollen und sollten wir uns auf gar keinen Fall gefallen lassen. Wir können es immer noch nicht fassen und sind shocked! Es schüttelt uns bei dem Gedanken, dass es uns vielleicht schon selbst passiert sein könnte und wir wahrscheinlich nicht einmal davon wissen.


UPDATE! UPDATE! UPDATE!

Jetzt macht Bundesjustizministerin Christine Lambrecht Ernst - am Mittwoch verabschiedete das Kabinett einen Gesetzesentwurf und das Unter-den-Rock-Filmen wird zur Straftat erklärt!!!!


Bisher galt solches Fotografieren meist als Ordnungswidrigkeit und wird nur dann als Straftat geahndet, wenn der Täter das Opfer berührt oder zusätzlich beleidigt und erniedrigt. Auch das ist schon schlimm genug. Es muss endlich deutlich werden, dass es sich hierbei nicht um ein Kavaliersdelikt handelt.


Geld- und Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren sind geplant, in jedem Fall können Betroffene die sofortige Löschung, Schadensersatz und gegebenenfalls eine Geldentschädigung verlangen.


Was ist Upskirting?

Unter dem Begriff „Upskirting" versteht man das heimliche Fotografieren unter den Rock oder in den Ausschnitt anderer Menschen - in den meisten Fällen von Frauen. Was sich ganz klar als sexuelle Belästigung deklarieren lässt, ist in Deutschland aufgrund einer Gesetzeslücke bisher nicht strafbar. Wegen der fehlenden Rechtsgrundlage ist es schwierig, Täter zu belangen und auch wenn Opfer es vor Gericht schaffen, ist die Aussicht auf Erfolg eher gering.


Opfer können sich vor Gericht bisher nur auf den Straftatbestand der Beleidigung (§ 185 StGB) oder der Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs (§ 201a StGB) berufen. Richtig heftig: Solltet ihr jemanden selbst dabei erwischen, könnte die Polizei nichts machen, denn es ist nicht strafbar. Täter müssen keine Konsequenzen befürchten. Wir sind doch kein Freiwild!

Ausnahme: auf der Toilette der Disko wäre es eine Verletzung des höchst persönlichen Lebensbereiches, das ist verboten. Whaaat?! Wo ist da der Unterschied?


Zwei Frauen schlagen Alarm!

Nicht mit uns! Das dachten sich wohl auch diese beiden Powerfrauen: Wenn es nach Ida Marie Sassenberg und Hanna Seidel geht, ist Upskirting auch in Deutschland bald verboten! Diese Art des Voyeurismus empört die beiden Mädels nicht nur, Hanna ist nach eigenen Angaben bereits selbst zwei Mal Upskirting-Opfer geworden. Ein Grund mehr sich für diese Form der Übergriffigkeit einzusetzen!


Mit Ihrer Petition „Verbietet #Upskirting in Deutschland" machen die Girls eine breite mediale Öffentlichkeit und den Gesetzgeber auf die strafrechtliche Lücke sowie den Missstand in unserem Land aufmerksam. Go Girls!


#stopupskirting

Diese legalen Übergriffe auf Frauen in der Öffentlichkeit werden in anderen Ländern wie Finnland, Schottland, Neuseeland und Australien längst bestraft. Auch in England steht „Upskirting" seit kurzem unter Strafe. Tätern winken bis zu zwei Jahren Gefängnis und ein Eintrag ins Sexualstrafregister. Ein deutlicher Schritt in die richtige Richtung, den auch das deutsche Gesetz endlich gehen sollte!


„Wir müssen dafür kämpfen, dass das auch in Deutschland passiert. Bitte gebt uns Eure Stimme, wenn Ihr für eine Gesellschaft kämpft, in der wir keine Angst mehr vor Übergriffen oder Diskriminierung haben müssen", so die beiden Aktivistinnen.


Mit ihrer Petition haben Ida und Hanna bereits mehr als 30.000 Unterschriften gesammelt und sind voller Hoffnung, dass die Politik sie hören wird: „Wir werden unsere Petition mit Kunstaktionen und Videos zusätzlich unterstreichen.“


Trotz des Erfolgs wissen sie aber auch, dass es noch ein langer Weg ist, bis ein etwaiges Gesetz verabschiedet werden könnte. „Wir stellen uns darauf ein, dass es ein bis zwei Jahre dauern kann. Aber ich bin 25, ich habe Zeit“, erklärt Ida. Ausdauer? Haben wir auch!


Kampf für mehr Frauenrechte

Klar ist jedoch, dass wir Frauen geschlossen hinter dem Kampf gegen voyeuristisches Fotografieren, das einer Frau unter den Rock guckt, stehen sollten. Nur so haben wir eine reelle Chance, dass wir von den Politikern und den Gesetzgebern gehört werden. #mypantiesmyprivacy – hat sich also gelohnt, Ladies!


Zum Original