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Bildhauer mit Gefühl

Foto: Carolin Jackermeier

Bei jedem Stein sind Gefühle dabei. Das sagt der Bildhauer German Nied, der seit 23 Jahren in diesem Beruf arbeitet. Ihn unterstützt ein 27-jähriger Steinmetz.

Verschiedene Muster und Formen sind auf meterlangen Papierrollen an der Wand angezeichnet, davor liegen Grabsteine auf Arbeitstischen. Ein Steinmetz klopft gerade konzentriert Schriftzüge, ein Bildhauer arbeitet an einem Modell. Einen Raum weiter schleift ein Mitarbeiter Steine ab. Im Traditionsbetrieb Buchhaas werden Grabsteine, bis auf einige wenige, noch von Hand gefertigt. Zwei einfache Maschinen helfen lediglich beim Zuschneiden der Steine und behandeln der Oberflächen mit Sandstrahlen.

"Es macht Spaß hier zu arbeiten", sagt der Bildhauer German Nied. Seit Januar vergangenen Jahres ist er Inhaber der Firma und kann sich handwerklich und künstlerisch an den Steinen ausleben.

Los geht alles mit einer Zeichnung. Auf großen Papierrollen versucht der Bildhauer dem Kunden ein realitätsnahes Bild des späteren Grabsteines zu zeigen. "Wir wollen bestmöglich auf den Kunden eingehen", sagt der Nied. Manche kämen schon mit genauen Wünschen zu ihm, andere haben sich noch gar keine Gedanken über einen Entwurf gemacht. Stehen Form, Material und Gestaltung fest, geht es darum, die Vorstellungen möglichst genau umzusetzen.

Der Bildhauer arbeitet mit verschiedenen Steinen, zum Beispiel Marmor, Granit oder Jura. Viele Materialien kommen aus der Region, zum Beispiel aus dem Steinbruch in Kandern. "Manchmal gehen wir mit den Kunden direkt in den Steinbruch und suchen den passenden Stein aus", erzählt German Nied. Er ziehe Naturstein polierten Großanfertigungen vor. Der Inhaber des Betriebes orientiert sich am Stil von Mathias Buchhaas, der einfache Formen bevorzugte. Das ginge nicht immer, weil manche Kunden andere Vorstellungen von Grabsteinen hätten. "Man kann aber versuchen zu lenken", erzählt Nied.

Ist der Stein zugeschnitten, beginnt der Bildhauer mit dem Kern seiner Tätigkeit. Er arbeitet Muster und Formen in die Steine ein. Beliebe Ornamente sind Blumen, wie zum Beispiel Rosen oder auch Obst und Wein. Für manche Steine gibt es zusätzliche Elemente, wie Kreuze oder Flammen, die der Bildhauer herstellt. "Jeder Stein ist ein Kunstwerk", sagt German Nied. Er ginge bei den Arbeiten ins Detail und habe genaue Vorstellungen, wie der Stein am Ende aussehen soll. "Mir ist wichtig, das alles perfekt ist", meint der Inhaber. German Nied arbeitet seit 23 Jahren als Bildhauer. Früher war er in einem Hightech-Unternehmen in Frankfurt, welches maschinell fertigte. "Dort ging es um Millimeter, hier eher um Zentimeter", sagt Nied. Zwar müsse man bei den Schriften sehr genau arbeiten, in der Gestaltung des Steines sei man jedoch freier.

Berufswunsch schon zur Schulzeit

Auf die Idee, Bildhauer zu werden, kam Nied schon in der Schule. Im Werkunterricht fertigte er auch Bildhauerarbeiten an. "Das fand ich ganz toll und bin dran geblieben", erzählt er. Am meisten gefällt ihm an seinem Beruf, dass er kreativ sein und seine Vorstellungen umsetzten kann. Er könne Denkmäler schaffen, die einen den Menschen widerspiegeln. "Es ist ein schönes Gefühl, wenn der Kunde gerührt ist", meint Nied.

Neben ihm ist auch Philip Hagenstein in der Werkstatt tätig. Er arbeitet seit etwa zweieinhalb Jahren als Steinmetz. Direkt nach der Ausbildung fing er bei Buchhaas an. Der 27-Jährige brach sein Studium nach einem Semester ab und begann ein Praktikum in einem Steinmetzbetrieb. "Ich wollte praktisch arbeiten, das Studium war mir zu trocken", erzählt Hagenstein. Über einen Bekannten bekam er den Praktikumsplatz vermittelt und war sofort begeistert. Deshalb begann er mit der Ausbildung zum Steinmetz. Dort hat er unter anderem gelernt Schriften zu klopfen oder Treppen und Fensterbänke zu bauen. Am meisten gefällt ihm an seiner Arbeit, dass er sich kreativ ausleben kann. "Ich mag es, wenn ich den Werken meinen eigenen Stempel aufdrücken kann", sagt Hagenstein. Während ein Bildhauer mehr gestalterisch tätig ist, arbeitet ein Steinmetz größtenteils nach technischen Zeichnungen und Schablonen. "Steinmetze machen alles, wo man ein Lineal dranhalten kann", sagt German Nied. Als Bildhauer müsse er auch frei zeichnen und modellieren können.

Große Grabsteine sind im ländlichen Raum gefragt

Die Auftragslage bei der Firma Buchhaas ist gut. Viele Kunden kennen den Namen von früher und kommen selbst auf den Betrieb zu oder empfehlen ihn weiter. Der Kundenkreis zieht sich bis nach Freiburg und in die Schweiz. "Wir kommen mit der Arbeit fast nicht nach", meint German Nied. Dies läge aber auch an der guten Lage an der Schweizer Grenze. Außerdem seien große, aufwändige Grabsteine hier in der südlichen, ländlichen Region noch relativ weit verbreitet. Andere Betriebe hätten mehr zu kämpfen. "Gerade im städtischen Raum geht der Trend zu Urnen und kleinen Platten", meint Nied. Das Tagesgeschäft der Firma beschränkt sich auf die Grabsteine. Andere Arbeiten, zum Beispiel Skulpturen kommen sehr selten vor und werden, unter anderem wegen des hohen Preises, nicht nachgefragt. Allerdings geht German Nied auch in der Gestaltung der Grabmale voll auf, da er die Menschen mit seiner Arbeit berühren kann. "Es sind immer Emotionen im Spiel, das ist echt toll", sagt der Bildhauer.


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