Schwindelfrei sein allein reicht nicht aus. Um Dachdeckermeister zu werden, sind spezifische Fachkenntnisse gefragt. Diese haben sich 20 Dachdecker im Meisterkurs des Kompetenzzentrums Dachtechnik in Waldkirchen angeeignet. In 1.176 Unterrichtseinheiten standen neben theoretischen Themenfeldern wie der Bemessung von Dachstühlen, dem Studieren von Regelwerken und Verordnungen, Auftragsabwicklung, Fachkalkulation, Arbeitssicherheit und Betriebsorganisation auch verschiedene Abdichtungs- und Deckungsarten auf dem Stundenplan. Der Meisterkurs am Kompetenzzentrum Dachtechnik in Waldkirchen in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz und dem bayerischen Landesinnungsverband des Dachdeckerhandwerks ist der einzige in ganz Bayern.
Vielseitiges Handwerk
Der stellvertretende Ausbildungsleiter am Kompetenzzentrum Alfons Hartl ist stolz auf die erfolgreichen Absolventen: "Dachdecker ist ein sehr umfangreiches Berufsbild, es gibt unglaublich viele Materialien und Techniken." Neben einem breiten Fachwissen bräuchten Dachdecker daher auch ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen und eine große Portion Flexibilität, um Probleme auf der Baustelle spontan und fachgerecht lösen zu können, so Hartl. Um die beruflichen Karrieren seiner frischgebackenen Meister macht er sich keine Sorgen: "Dachdeckermeister werden auf dem Arbeitsmarkt händeringend gesucht."
Dass die Prüfungsanforderungen hoch sind, bestätigte auch der Vorsitzende des Prüfungsausschusses Christian Kaiser: "Die Teilnehmer müssen zeigen, dass sie sowohl technisch und handwerklich als auch betriebswirtschaftlich absolut firm sind." Schließlich sollten sie anschließend in der Lage sein, Führungspositionen oder die Leitung eines eigenen Betriebes zu übernehmen. "Dass sie das Zeug dazu haben, spiegelt sich deutlich in den Arbeiten wider", äußerte sich Kaiser zufrieden über die abgelieferten Leistungen der Meisterschüler.
Meisterstücke beweisen fachliches Können
Teil der Prüfung war unter anderem eine Dachdeckung mit Dachziegeln oder Schiefer inklusive Planung, Kalkulation und Dokumentation. Nur drei der Kursteilnehmer entschieden sich für die komplizierte Schieferdeckung, einer davon war Benjamin Wachter aus Marquartstein, Landkreis Traunstein. Im Betrieb des Vaters und Onkels, in dem er beschäftigt ist, werde größtenteils mit Schiefer gearbeitet, berichtet der 31-Jährige. "Auf lange Sicht habe ich das Ziel, mich selbstständig zu machen und den Betrieb einmal zu übernehmen", erzählt er. "Diesen Plan verfolge ich schon seit Beginn meiner Ausbildung."
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