Am Mittwochabend tritt einer der bekanntesten Oppositionspolitiker Russlands, Ilja Jaschin, in Berlin auf. Laut Organisatoren werde die Veranstaltung um 19 Uhr im Mauerpark, in der Nähe der Bernauer Straße in Mitte, stattfinden.
In einer Videobotschaft rief Jaschin im Vorfeld dazu auf, politische Gefangene durch Briefe zu unterstützen. Teilnehmende sollen mit Jaschin über aktuelle politische und gesellschaftliche Themen diskutieren können. Auch zur Lage Russlands und seinen zukünftigen Plänen soll er sich äußern, schreiben die Veranstalter auf Telegram.
Nach Polizeiangaben trägt die Veranstaltung den Titel „Versammlung von pro demokratischen Exilierten für Freiheit von politischen Gefangenen" und wurde von 14 bis 23.45 Uhr mit einer Teilnehmerzahl von circa 1500 Personen angemeldet. Die Veranstalter schrieben am Wochenende, dass sie bereits mehr als 2000 Anmeldungen erhalten hätten.
Freigelassen für SchwerverbrecherIlja Jaschin ist einer der 16 kürzlich freigelassenen politischen Häftlinge Putins. Unter ihnen war auch US-Journalist Evan Gershkovich. Der Preis für die Gefangenen war hoch. So ist im Austausch etwa der Tiergartenmörder Wadim Krassikow freigekommen, der endgültig als Agent des russischen Geheimdienst FSB enttarnt wurde.
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Der 41-jährige Jaschin ist ein langjähriger Oppositioneller und ehemaliger Weggefährte des unter ungeklärten Umständen verstorbenen Alexej Nawalny. Jaschin selbst ist 2022 knapp zu neun Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Er hatte öffentlich das russische Massaker von Butscha in der Ukraine verurteilt. Trotz seiner harten Haftbedingungen wäre er lieber in Russland geblieben, sagte er nach seiner Freilassung bei einer Pressekonferenz der Deutschen Welle.
Veranstalter kritisieren Kanzler ScholzVerantwortlich für den Auftritt Jaschins sind die Free Russia Foundation und das Reforum Space Berlin. Die Free Russia Foundation ist eine NGO, die sich international für ein freies und demokratisches Russland einsetzt. Sie kritisiert regelmäßig den Krieg gegen die Ukraine und Präsident Putin, zuletzt aber auch die Bundesregierung.
In einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel warfen die Präsidentin der NGO, Natalia Arno und der Chef des Brüsseler Büros, Roland Freudenstein, speziell Kanzler Scholz Appeasement gegenüber Russland vor. Grund dafür ist die Halbierung der Ukraine-Hilfe von acht auf vier Millionen Euro.