Als im EM-Finale der Schlusspfiff ertönt, entlädt sich bei einigen englischen Anhängern auf der Fanmeile am Brandenburger Tor der Frust und die Enttäuschung. Kurz nach Abpfiff des EM-Finales kam es zu Schlägereien und Handgreiflichkeiten mit spanischen Fans. Die anwesenden Kräfte der Polizei schritten ein und bildeten einen schützenden Kreis um die zahlenmäßig deutlich unterlegenen spanischen Fans.
Nach einigen Minuten konnte die Polizei die Situation entschärfen. Die englischen Fans verließen die Fanmeile zügig, während die spanischen Fans blieben und feierten. Es schallte „Campeones" über die Fanmeile. Nichts mehr war zu hören von „Football is coming home".
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Rüpelhaftigkeiten begannen frühAbgezeichnet hatte sich dieses Chaos bereits früher. Schon vor dem Spiel waren zahlreiche englische Fans kurz vor Anpfiff des EM-Finales der Berliner Fanmeile verwiesen worden. „Hier rasten alle ein bisschen aus", sagte ein Sicherheitsbeauftragter dem Tagesspiegel, kurz nachdem er einen weiteren England-Fan rausgeschmissen hatte. Der Eingang am Brandenburger Tor wurde bereits eine Stunde vor Anpfiff geschlossen, weil der Andrang so groß war.
Es ist nur ein Prozent, das auf Krawall aus ist.
Scott über die englischen FansEin besonderes Ärgernis für das Sicherheitspersonal war das Wildpinkeln. Der große Fanandrang machte auch vor den zahlreichen aufgestellten Toiletten nicht Halt. Wie der Sicherheitsbeamte berichtete, brachen sich bei einigen ungeduldigen und bierdurstigen Fans der Harndrang bahn, und sie urinierten an die Zäune und gegen die Rückwände der Toilettenhäuschen. „Keiner will durch Pisse laufen", kommentierte er. Wer sich beim Wildpinkeln erwischen ließ, wurde konsequent rausgeschmissen.
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Berlin vor EM-Finale mehr weiß als rotBereits mehrere Stunden vor Anpfiff fühlte sich das EM-Finale in Berlin nach einem Heimspiel für die Three Lions an. An zahlreichen Orten in der Stadt waren die englischen Fans in der Überzahl. Als auf der Bühne am Brandenburger Tor gefragt wurde, wo denn die spanischen Fans seien, erklangen Buhrufe.
Viele der englischen Fans waren extra von der Insel angereist, um das Spiel beim Public Viewing vor dem Brandenburger Tor schauen zu können - statt vor dem heimischen Fernseher. Viele von ihnen hatten bereits eine halbe Stunde vor Öffnung der Fanmeile an den Einlässen gewartet. „Wir sind einfach leidenschaftlicher ", sagten die englischen Fans Simon und Mike halb erklärend und halb entschuldigend.
© Lisa Schneider
Während gerade der Bereich direkt vor der Leinwand vor allem von Anhängern in den weißen Trikots der Three Lions beansprucht wurde, waren die spanischen Fans zurückhaltender. Viele von ihnen hatten sich einen Platz zum Sitzen gesucht und beschwerten sich über ein aggressives Verhalten der British Lads. Mehrfach seien Becher geflogen. Vereinzelt hätten die englischen Fans auch den nach oben gereckten Mittelfinger gezeigt. Entsprechend „nervös" seien sie, berichtete der spanische Fan Javier.
Auch zwei Jugendliche aus Leipzig, die extra für die Fanmeile angereist sind, zeigten sich schockiert von den ruppigen England-Fans. „Du musst sehr vorsichtig sein, wie du dich verhälst und was du sagst", sagten Lennart und Max, nachdem sie aus der Essensschlange gekommen waren. Ob die Spanien-Fans besser seien? „Gibt ja kaum welche hier."
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Polizei am Hackeschen Markt in StellungAuch am Hackeschen Markt trugen die meisten Fußballfans die weißen Trikots der Three Lions. Die Gegend in Berlin-Mitte gilt als einer der Orte, an dem besonders viele England-Fans das Finale verfolgen werden. In der Spitze sollen bis zu 6000 Fans vor Ort gewesen sein, sogar der Tram-Betrieb musste kurzzeitig eingestellt werden, wie die Einsatzkräfte vor Ort bestätigten.
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Entsprechend hatte auch die Bundespolizei schon Position bezogen - Spiele des englischen Teams gelten oft als Hochrisikospiele. Am Nachmittag sei jedoch alles freundlich und friedlich gewesen, meldete die Bundespolizei auf X.
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1000 Euro für ein Final-TicketScott und seine Freunde tranken am Hackeschen Markt ein Bier, bevor sie sich auf den Weg ins Stadion machten. Sie waren extra für das Finale angereist. Für die Tickets hätten sie jeweils 1000 Euro bezahlt, behaupteten sie.
© Bjarne Overkott
Scott fand es schade, dass die englischen Fans einen so schlechten Ruf haben. „Es ist nur ein Prozent, das auf Krawall aus ist." Lobende Worte hatten sie für die Polizei übrig: „Die deutsche Polizei war bisher sehr nett. Sie waren gut geschult, respektvoll und verständnisvoll."
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Als am Hackeschen Markt der Britpopklassiker „Wonderwall" von Oasis lief, sangen die versammelten Fans leidenschaftlich mit. Der ein oder andere Fan torkelte da schon durch die Gegend - man durfte bezweifeln, dass sie vom Spiel besonders viel mitbekommen würden.
© Bjarne Overkott
Anders Marc und sein Sohn Steven. Die beiden tranken noch ein Bier, bevor es ins Stadion ging. Aber auch nur eins, betonte Marc. „ Heute könnte schließlich Geschichte geschrieben werden, daran wollen wir uns erinnern können." Geschichte hat am Ende allerdings Spanien geschrieben.