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Wie es nach dem Putsch im Sudan weiter geht

Im Sudan hat das Militär gegen die zivile Regierung geputscht. Nun kündigt der Militärchef an, einen neuen Premierminister zu ernennen. Die Lage im Überblick.

Nach dem Putsch: Proteste im Sudan Quelle: epa

Was ist im Sudan passiert?

Am Montagmorgen ging die Nachricht um die Welt - Premierminister Abdalla Hamdok im Sudan wurde verhaftet. Andere zivile Regierungsmitglieder wurden abgesetzt und verschleppt. Das Militär übernahm, angeführt von General Abdel Fattah al-Burhan, und verhängte den Ausnahmezustand. Heute gab al-Burhan bekannt, innerhalb einer Woche einen neuen Regierungschef ernennen zu wollen.

Erst 2019 hatten Proteste und ein anschließender Militärputsch im Sudan den damaligen Präsidenten Omar al-Bashir nach 30-jähriger Herrschaft gestürzt. Seitdem teilte sich eine Übergangsregierung aus zivilen und militärischen Beteiligten die Führung des Landes, angeführt von General al-Burhan, der nun putschte.

Im Sudan ist eskaliert, was schon seit Monaten gebrodelt hat: In dem krisengebeutelten Land hat das Militär den Premierminister festgesetzt und die Macht übernommen, den Ausnahmezustand ausgerufen und die bisherige Übergangsregierung abgesetzt.

In den vergangenen Wochen hatte die Volksgruppe der Beja, die sich von der Übergangsregierung vernachlässigt fühlte, im Osten des Landes den wichtigsten Hafen blockiert. Medikamente und Benzin wurden in Khartum bereits knapp. Insider vermuten, dass damit bereits der Coup vorbereitet wurde.

Direkt am Montag gingen Tausende gegen den Putsch auf die Straße. Das Militär schoss auf die Demonstranten, mindestens sieben Menschen wurden getötet, Dutzende verletzt.

Und wie ist die Lage aktuell im Sudan?

Der abgesetzte Premierminister Hamdok ist wieder zurück in seiner Residenz, wohlauf - aber nach wie vor streng bewacht. Die Afrikanische Union hat den Sudan vorerst ausgeschlossen.

Die USA suchten bereits erste Gespräche, haben aber ihre finanzielle Unterstützung des Landes eingestellt. Auch Deutschland und die EU drohen damit, Hilfen einzustellen, sollte das Land nicht zu einer zivilen Regierungsbeteiligung zurückkehren.

Einige Botschafter des Sudans hatten sich gegen die Militärregierung ausgesprochen und wurden mittlerweile abgesetzt. Die Lage ist angespannt, Demonstranten besetzen wichtige Straßen im Land. Die gefürchteten Sicherheitskräfte der Rapid Support Forces unter General Mohamed Dagalo, genannt "Hemeti", setzen Gewalt und Tränengas gegen sie ein.

Welche Akteure stehen sich im Sudan gegenüber?

Seit mehr als 30 Jahren ist das Militär im Sudan an der Macht beteiligt, große Teile der Wirtschaft werden durch Generäle kontrolliert. Seit zwei Jahren schrumpft diese Macht, der zivile Teil der Verwaltung bemühte sich darum, Firmen in staatlichen Besitz zu bekommen oder zumindest zu kontrollieren.

Diesen Prozess zumindest aufzuhalten, dürfte einer der zentralen Gründe für den Putsch sein. Auch fürchten wohl viele die anstehende Aufarbeitung von Kriegsverbrechen unter al-Bashirs Regime, dem viele Militärs noch immer nahe stehen.

Dem gegenüber steht eine mittlerweile gut organisierte und vernetzte zivile Bewegung, deren Proteste schon 2019 zum Sturz von al-Bashir führten. Ihr Ziel: die Rückkehr zu einer zivilen Regierung, damit sobald wie möglich eine Demokratie herrscht.

Was bedeutet der Putsch für die Menschen im Sudan?

Die wirtschaftliche und humanitäre Lage der 44 Millionen Menschen im Sudan hatte sich in den vergangenen Jahren etwas verbessert, Hilfsgelder aus aller Welt flossen. Langsam holte das Land nach, was unter dem Regime von al-Bashir nicht möglich war.

Ein Großteil dieser Gelder ist wegen des Putschs eingefroren. Bleibt das so, leiden vor allem die Menschen, deren Situation schon jetzt kritisch ist. Dazu drohen Wirtschaftssanktionen.

Wie geht es in den kommenden Tagen weiter?

Seit Montag wächst die Protestbewegung gegen das Militär. Ganze Berufsverbände wie Beamte, Mitarbeiter der staatlichen Ölbetriebe, Ärzte und Piloten schließen sich mit Streiks den Protesten gegen den Putsch an. Mehrere Aktivisten wurden verhaftet.

Nach Berichten des Guardian sind auch Dutzende Journalisten und Politiker "verschwunden". Für Samstag ist ein "March of Millions", ein "Tag des Widerstands" angekündigt. Die Organisatoren rufen zu Demonstrationen, aber auch zu zivilem Ungehorsam auf.

Dass das Militär den Putsch rückgängig machen wird, ist unwahrscheinlich. Aber auf den Straßen bleibt die Hoffnung, dass die erstarkende Protestbewegung die Machthaber dazu bringt, möglichst schnell wieder zu einer zivilen Regierung, oder zumindest einer zivilen Regierungsbeteiligung, überzugehen.

Im Sudan ist eskaliert, was schon seit Monaten gebrodelt hat: In dem krisengebeutelten Land hat das Militär den Premierminister festgesetzt und die Macht übernommen, den Ausnahmezustand ausgerufen und die bisherige Übergangsregierung abgesetzt.

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